Werkstattberichte: Neues aus den Fablabs und der Makerszene

Der Makerspace Leipzig ist umgezogen und von 3D-Druck-Workshops aus der Lichtwerkstatt Jena berichtet Comic-Zeichner Beetlebum.

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In einer Tür stehen vier Menschen um ein Schild mit der Aufschrift "Makerspace".

(Bild: Makerspace Leipzig)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Helga Hansen
Inhaltsverzeichnis

Auch im Juni ist die Corona-Pandemie noch allerorts zu spüren. Während in der Schweiz bereits im Mai die ersten Fablabs wieder ihre Türen geöffnet haben, geht es in Deutschland noch etwas langsamer voran. Wie der erste Online-Workshop in der Lichtwerkstatt Jena geklappt hat, berichtet exklusiv Workshopleiter Johannes "Beetlebum" Kretzschmar, der auch die Comics für die Print-Ausgabe der Make zeichnet.

Fünf Jahre war der Makespace Leipzig in der Bitterfelder Straße untergebracht. Mit dem Auslaufen des Mietvertrags musste das Team nun umziehen – mitten in der Corona-Pandemie. Wann die neuen Räume im Kunst- und Gewerbe-Hof in der Lindenthaler Straße nun offiziell eröffnet werden können, steht daher nicht fest. Derzeit ist das Team aber noch mit nötigen Umbauten beschäftigt. Verbessert werden sollen der Brandschutz, Fluchtwege und die Abluftkanäle. Außerdem soll der Makerspace möglichst barrierefrei werden. Mit über 600 Quadratmetern ist der neue Standort deutlich größer als der frühere.

Die bisherigen Gewerke bleiben daher alle erhalten, mehrere Änderungen gibt es aber trotzdem. So sollen einige Bereiche offener gestaltet und stärker verbunden werden, darunter die Arbeitsplätze für Keramik, Beton und Holz. Die Holzwerkstatt wird daher neu strukturiert und der Maschinenbereich vom Platz für manuelle Arbeiten getrennt. Ausgeweitet wird die Metallwerkstatt, in der nun größere Arbeiten möglich sind. Für den Bereich Siebdruck ist man auf der Suche nach neuen Leuten, die die künftige Betreuung übernehmen wollen. Bis zum 18. Juni läuft beim Träger des Makerspaces, dem soziokulturellen Zentrum "Die Villa", noch eine Spendenrallye für eine neue Dickenhobelmaschine. Schließlich freut sich das Team auch über tatkräftige Unterstützung vor Ort und Beratung bei der Renovierung.

Für einen lange geplanten 3D-Workshop standen wir in der Lichtwerkstatt Jena dank Corona vor der Frage: Absagen, verschieben oder online gehen? Wir entschieden uns, live auf YouTube zu streamen. Dass wir diesen Test machen konnten, verdanken wir dem Abbe Center of Photonics der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das einen Seminarraum mit moderner Hard- und Software für die Online-Lehre ausgestattet hat. Dank eines großformatigen Greenscreens im Raum konnte ich mich als Workshop-Leiter direkt innerhalb der Powerpoint-Präsentation bewegen. Für Bild und Ton nutzten wir ein Logitech-Konferenzsystem und erweiterten es um eine Webcam als mobile Handkamera. Mit ihr konnten wir die Teilnehmer ganz nah an den 3D-Drucker heranführen und konkrete Bauteile, Prozesse und Druckergebnisse zeigen.

3D-Druckworkshop mit Beetlebum (3 Bilder)

(Bild: Lichtwerkstatt Jena)

Der Stream selbst wurde über Open Broadcaster Software (OBS) erzeugt und live auf unserem YouTube-Kanal übertragen. Die Teilnehmer haben im Chat kommentiert und Fragen gestellt, die wir direkt aufgenommen und beantwortet haben. Zwischen meiner Präsentation und der Ausgabe durch YouTube kam es allerdings zu minimalen Verzögerungen. Unsere Bilanz: Das aktive Mitmachen, etwa das selbstständige Bedienen des 3D-Druckers, ist für die Teilnehmer im Online-Format nicht möglich. Auch das direkte Mitmodellieren in TinkerCAD und der gemeinsame Austausch bei Fragen funktioniert nur eingeschränkt. Dennoch sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir planen weitere Online-Workshops und wollen zukünftige Präsenzveranstaltungen um ein Streaming-Angebot ergänzen. Dadurch können wir nicht nur mehr Interessierte erreichen, sondern sie auch unabhängig von Ort und Zeit in ihrer Ideenentwicklung und -umsetzung unterstützen. (Beetlebum)

Das Forschungsministerium fördert im Zuge der Coronakrise kurzfristig einen neuen Open-Photonik-Hub, der Maker und medizinisches Fachpersonal zusammenführen soll. Dafür bekommt das Projekt Optocubes der Fachhochschule Südwestfalen und der Universität Osnabrück rund 300.000 Euro. Mit dem Geld sollen mehr als zehn bestehende Fablabs und Makerspaces in Deutschland vernetzt und Innovationen im Gesundheits- und Pflegebereich vorangetrieben werden. Außerdem sind überregionale Make-A-Thons geplant.

Viele Kinder und Jugendliche müssen derzeit weiter zu Hause statt in der Schule lernen, aber nicht alle haben die dafür nötige Technik bereitstehen. Die Braunschweiger Initiative "Hey Alter!" sammelt daher ungenutzte Rechner und macht sie fit für das Home-Schooling. Schließlich möchte man auch überregional viele Nachahmer finden.

2.-3. Juni Online-Workshop Elektro-Theater Verschwörhaus Ulm
17. Juni Webinar Grundlagen Reparaturwissen: Messtechnik & Löten online
19. Juni Hack Your Fashion online
20. Juni Neueröffnung Turbine Brunnen Theresianum Sporthaus, Brunnen

Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise. (hch)