Nachschau auf die Microsoft Build 2020

Der Dotnet-Doktor fasst die Highlights der ersten rein virtuellen Build-Konferenz aus Entwicklersicht zusammen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Der Dotnet-Doktor fasst die Highlights der ersten rein virtuellen Build-Konferenz aus Entwicklersicht zusammen

Letzte Woche von 19. bis 21. Mai 2020 fand zum 10. Mal die Microsoft-Build-Konferenz statt, die es seit 2011 jedes Jahr gibt – nun zum ersten Mal jedoch als rein virtuelle Online-Konferenz.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal kurz die Highlights aus meiner Perspektive als .NET- und Web-Entwickler zusammenfassen:

  • Microsofts neues Webframework "Blazor WebAsssembly", mit dem .NET im Webbrowser läuft, ist in einer ersten stabilen Version erschienen. Die erste Version trägt die Versionsnummer 3.2. Die nächste Version wird mit .NET 5.0 erscheinen. Die erste Long-Term-Support-Version wird erst in .NET 6.0 erscheinen.
  • Die für .NET 5.0 geplante Vereinheitlichung der .NET-Welt wird wegen der Viruskrise auf .NET 6.0 (November 2021) verschoben. Microsoft spricht daher mittlerweile von der ".NET-5-bis-6-Welle" und "Reise zu einem .NET".
  • Von .NET 5.0, ASP.NET Core 5.0 und Entity Framework Core 5.0 gibt es die Version "Preview 4".
  • .NET 5.0 RTM erscheint am 10. November 2020 im Rahmen der ".NET Conf".
  • Für .NET 5.0 und 6.0 will Microsoft das dann nur noch ".NET SDK" genannte Kit in "Workloads" aufbrechen.
  • Das seit .NET Core 3.0 verfügbar Feature "Single-File-Publish" wird in .NET 5.0 überarbeitet und soll dann in .NET 5.0 eine echte Zusammenfassung des Kompilats zu einer (bzw. wenigen) Dateien anstelle eines gepackten Archivs werden.
  • Für .NET 5.0 hat Microsoft angekündigt, sowohl die Größe von .NET in Docker-Containern zu verringern als auch die dortige Ausführungsgeschwindigkeit zu erhöhen.
  • Microsoft will in .NET 5.0 die Interoperabilität von .NET mit der Windows Runtime Library (WinRT) verbessern. Dazu gibt es einen neuen Code-Generator "C#/WinRT". Das Ergebnis ist ein neues NuGet-Wrapper-Paket für WinRT: "Windows SDK .NET Package" auf NuGet.org.
  • Visual Studio 2019 v16.6 ist fertig. Von v16.7 gibt es eine erste Preview-Version, u.a. mit Unterstützung von wenigen C# 9.0-Features.
  • C# 9.0 bietet "Records" als Datenstrukturen mit sehr prägnanter Syntax, zusätzliche Features beim Pattern Matching, eine Null-Prüfung für Parameter und weitere Abkürzungen der Syntax.
  • C# 9.0 wird zusammen mit .NET 5.0 erscheinen und auch auf .NET Core laufen, aber nicht im klassischen .NET Framework nutzbar sein.
  • In .NET 6.0 wird Xamarin hinsichtlich Klassenbibliothek, SDK und Produktname in .NET integriert. Aus Xamarin.iOS wird ".NET for iOS". Aus Xamarin.Android wird .NET für Android. Aus "Xamarin Forms" wird ".NET Multi-Platform App UI" (.NET MAUI).
  • MAUI wird auf Android, iOS, macOS und Windows unterstützt. Linux steht bei Microsoft allerdings nicht auf dem Plan; das will der Anbieter der "Community" überlassen.
  • MAUI wird neben der Oberflächenbeschreibung in XAML auch die Definition des GUIs in XAML mit eingebettetem C# (Razor-Syntax) sowie rein in C# (Model-View-Update) unterstützen.
  • Im Rahmen des Projekts "Reunion" will Microsoft die Windows APIs (Win32 und WinRT) wieder vereinen.
  • Von der zum Projekt "Reunion" gehörenden "Windows UI Library 3" (WinUI 3) ist nach zwei Alpha-Versionen eine erste Preview erschienen, die nicht nur auf UWP/WinRT, sondern auch auf Win32 läuft und dort vollen Zugang zu allen Betriebssystem-APIs besitzt.
  • Das neue Windows Terminal ist in der Version 1.0 erschienen.
  • Mit dem neu vorgestellten Windows Package Manager (derzeit Version 0.1) will Microsoft insbesondere Softwareentwicklern auf einfache Weise ermöglichen, ihre Entwicklersysteme reproduzierbar zu installieren.
  • Das Windows Subsystem for Linux (WSL) 2.0 erscheint in Windows 10 v2004. In Zukunft hinzukommen werden GPU-Unterstützung sowie die Ausführbarkeit von Linux-Anwendungen mit grafischer Benutzeroberfläche (GUI). Bisher laufen in WSL nur Konsolenanwendungen.
  • Microsoft baut einen Supercomputer mit 85.000 Prozessorkernen und 10.000 Beschleunigerkarten, der zu den fünf schnellsten Rechnerfarmen der Welt gehören soll.

Gerne möchte ich auch noch auf meinen Kommentar "So kann Microsoft die Abwanderung von .NET-Entwicklern nicht stoppen" zur Cross-Plattform-Strategie von Microsoft hinweisen.

Die 648 Vorträge der Build 2020 (teilweise mehrfach gehalten für verschiedene Zeitzonen) kann man sich kostenfrei auf der Konferenzwebsite ansehen. ()