Verbessertes Setup für die Tropfenfotografie
Das Tropfenfotografie-Setup aus der Make 3/20 ist sehr einsteigerfreundlich – und mit diesen Erweiterungen erreicht man das Profi-Level.
- Kira Gerhold
- Lukas Oßmann
Spektakuläre Fotos von Wassertropfen, die Schirme, Kronen, Pilze oder schwebende Scheiben bilden, sehen zwar kompliziert und aufwendig aus, doch mit unserem Arduino-Aufbau funktioniert es auch zuhause mit kleinem Budget. Wie man so ein einfaches Tropfenfotografie-Setup selbst baut, zeigen wir in der Make 3/20, die ab dem 11. Juni am Kiosk erhältlich ist. Dabei gibt es allerdings noch Verbesserungspotential.
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Damit die Tropfen für eine Form kontrolliert im genau richtigen Abstand fallen, benötigt man ein Ventil, das von einem Arduino gesteuert wird. Die Figuren, die das Wasser dabei bildet, friert man in der Bewegung mit einem Blitz ein und macht sie so auf dem Foto sichtbar. Benötigt werden dafür nur ein Arduino, eine kleine Schaltung, ein Ventil, passender Schlauch und eine Flasche sowie eine manuell einstellbare Kamera und ein Systemblitz. Schon hat man einen funktionalen Einsteiger-Aufbau und kann losfotografieren.
(Bild: Kira Gerhold/Lukas Oßmann)
Vom Einsteiger-Setup zum Profi-Aufbau
Nachdem wir die ersten Fotos mit dem Aufbau aus dem Heft-Artikel geschossen haben, wurde uns klar, dass er zwar sehr einsteigerfreundlich ist, man aber auch an kreative Grenzen stößt. Einiges ist unkomfortabel und komplexere Figuren sind manchmal gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. So ging es uns zumindest, nachdem wir die Grenzen unseren Setups ausgelotet haben. Mit der Zeit haben wir es daher immer weiter angepasst. Über ein paar dieser Erweiterungen wollen wir hier berichten.
Technikverbesserungen
Am meisten störte uns, dass man ständig die Software neu hochladen muss, um neue Werte einzustellen. Als Lösung haben wir ein Programm geschrieben, in dem man die Werte über die serielle Konsole einfach einstellen kann. Der Arduino liest die Konsole dann durchgehend aus und passt die Werte je nach Befehl an. Wer den Code selbst ausprobieren möchte, kann ihn auf der GitHub-Seite der Make herunterladen. Genauere Informationen zu den Befehlen und der Funktionsweise findet man in den Kommentaren im Code. Für die serielle Konsole war allerdings immer noch ein Laptop nötig – das wurde uns auch schnell zu umständlich.
Da hilft nur eine App
Wir haben also ein Smartphone über einen OTG-Adapter an den Arduino angeschlossen, um die Werte über eine serielle Konsole aus einer App heraus einzustellen. Aber auch das wurde uns nach einiger Zeit lästig – außerdem hatten wir natürlich viel Spaß daran, weiter zu basteln und neue Techniken zu entdecken. Daher haben wir einen HC-05 Bluetooth-Adapter an den Arduino gesteckt und so die Befehle per Bluetooth-Konsole schicken können. Da wir sowieso in die Android App-Entwicklung einsteigen wollten, bastelten wir uns kurzerhand auch noch eine eigene kleine App. In dieser können wir weiterhin über eine Konsole Befehle senden, aber auch Werte per Slider einstellen, Presets speichern und besondere Funktionalitäten auslösen.
(Bild: Kira Gerhold/Lukas Oßmann)
Ein neues Gehäuse und ein zweiter Optokoppler
Den Arduino samt Technik haben wir in einem 3D-gedruckten Gehäuse untergebracht. Am Gehäuse kann man direkt den Blitz (beziehungsweise einen Blitz-Funk-Controller) aufstecken und ein Ventil sowie die Stromversorgung anschließen. Zwei LEDs zeigen an, wenn Blitz und Ventil ausgelöst werden. Nach einiger Zeit haben wir dann noch einen zweiten Optokoppler eingebaut, um zusätzlich zum Blitz auch die Kamera auslösen zu können. Dies hat hauptsächlich den Vorteil, dass wir die gesamte Prozedur aus der App oder durch das Drücken eines Knopfes auslösen können. Zum Auslösen einer Kamera per Arduino gibt es online einige Tutorials und bei vielen Kameras gibt es einen kleinen Stecker (oft Klinke), an dem man nur zwei Kontakte zusammenschließen muss. Dies geht mit der gleichen Schaltung, die auch den Blitz auslöst.
(Bild: Kira Gerhold/Lukas Oßmann)
(Bild: Kira Gerhold/Lukas Oßmann)
Wer jetzt nicht direkt eine Handy-App mit Bluetooth programmieren will, könnte sich zum Beispiel auch mit ein paar Buttons, einem Potentiometer und einem kleinen OLED-Bildschirm ein simples Interface bauen, um die Tropfenwerte einzustellen – wie zum Beispiel in diesem Video von Julius Kramer.
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Hintergrund und Wasser
Damit wir mehr Freiheit bei der Gestaltung der Tropfenfiguren haben, sind wir relativ schnell von einer kleiner Schale zu zwei länglichen Auflaufformen umgestiegen. Diese geben uns ein bisschen mehr Freiraum beim Arbeiten mit Spiegelungen und lassen auch den Übergang zum Hintergrund besser verschwimmen. Die Profis nutzen hier meistens eine sehr lange Schale aus Plexiglas, die mit Silikon abgedichtet wird – und stellen am Ende noch eine matt-durchsichtige Platte auf. Diese sorgt dann für einen gleichmäßigen Übergang von Wasserkante zu Wasseroberfläche.
(Bild: Kira Gerhold/Lukas Oßmann)
Außerdem haber wir viel mit der Ausrichtung einer Softbox mit Blitz für den Hintergrund herumgespielt. Generell war es von Vorteil, zwei Blitze zu nehmen und diese über einen speziellen Funk-Controller einzustellen. Die Blitze haben wir dann für verschiedene Fotos unterschiedlich positioniert und oft auch mit Farbfolien versehen. Für höhere oder komplexere Tropfenfiguren haben wir das Wasser mit Guarkernmehl angedickt. Dabei haben wir teilweise sogar mit drei Tropfen gearbeitet.
Besonders toll war es für uns, Fotos mit Tropfenfiguren in Seifenblasen zu erstellen. Hierfür pustet man die Blasen mit einem Strohhalm langsam und vorsichtig auf die Wasseroberfläche (am besten den Strohhalm sehr nah am Wasser halten) und tropft dann einfach durch diese hindurch. Meistens fallen die Tropfen dabei durch die Blasen hindurch, ohne dass diese zerplatzen. Einige unserer Tropfenbilder kann man in der Bildergalerie bewundern.
Tropfenfotografie: Ergebnisse (13 Bilder)

Noch mehr Möglichkeiten
Wer jetzt immer noch nicht genug von der Tropfenfotografie hat, der kann online eine unglaubliche Fülle toller Kreationen und Basteleien finden. Viele TropfenfotografInnen haben in den letzten Jahren unglaublich kreative Methoden entwickelt, um die verrücktesten Figuren zu erzeugen. Hier kurz aufgelistet ein paar davon:
- Mehrere Ventile, gefüllt mit verschiedenen Farben
- UV-Blitze und fluoreszierenden Farbe
- Druckluft zum Schießen von Wasser und Projektilen von allen Seiten
- Spezielle, selbst erstellte Drehventilen für besondere Wassersäulen
- Verschieden Gläser, um die Figuren in eine andere Umgebung zu setzen
- Rauch, Seifenblasen und andere zusätzliche Effekte
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich online inspirieren zu lassen und natürlich auch selbst kreativ zu werden, zu basteln und zu experimentieren. (rehu)