People-Fotografie in Lost Places: Orte, Ausrüstung, Bearbeitung

Wer häufig Menschen fotografiert, ist stets auf der Suche nach spannenden Locations. Lost Places sind besonders reizvoll, bieten aber manche Herausforderung.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
People-Fotografie in Lost Places: Orte, Ausrüstung, Bearbeitung

In einer verlassenen Industrieruine findet man nicht nur interessante Texturen und Graffiti. Auch das Licht dort ist oft gut geeignet, um Menschen zu fotografieren.Sony A7 III mit Canon EF 50 f/1.2 USM | f/1.2 | ISO 400 | 1/1000 s

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tilo Gockel
Inhaltsverzeichnis
Warnhinweis!

Wer sich ohne Erlaubnis auf Privatgelände bewegt, handelt illegal. Wenn die Nachbarn die Polizei verständigen oder wenn ein Sicherheitsdienst vor Ort ist, muss man mit einer Geldstrafe oder gar mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Allerdings wird die Tat nur auf Antrag verfolgt und wo kein Kläger, da kein Richter. Aber auch wenn man nicht erwischt wird, sind diese verlassenen Orte nicht ungefährlich. Tiefe, ungesicherte Löcher im Boden, Scherben und offene Stromkabel zwingen zur Vorsicht.

Die Suche nach verlassenen Orten hat sich in den letzten Jahren zu einem Volkssport entwickelt, aber wie findet man diese Orte voller Atmosphäre eigentlich? Der erste und einfachste Weg führt über Google. "Lost Places Köln" könnte zum Beispiel eine Anfrage lauten, und tatsächlich erscheinen sofort mehrere Youtube-Beiträge, die Orte von der alten Molkerei bis zum Geisterhaus zeigen. Eine andere Möglichkeit ist, das große Netzwerk der Urban Explorers zu nutzen. Wer sich in Facebook-Gruppen wie Urbex Germany, Urbex Bayern oder anderen vernetzt, der bekommt rasch Tipps, wo interessante, fotogene Orte zu finden sind.

Das Internet bietet für Lost Places Atlanten beziehungsweise KML-Koordinatenlisten für Google Maps an. Hier der Atlas von vimudeap.info.

(Bild: Map Data - 2019 Google)

Was bedeutet "Urbex"?

Urbex steht für Urban Exploration und heißt zu Deutsch Stadterkundung. Mittlerweile ist der Begriff auch ein Synonym für die Erkundung verlassener Orte wie Industrieanlagen, Freizeitparks und Kliniken geworden. Nützlich bei der Suche nach fotogenen Orten ist die Keyhole Markup Language (KML), die Geodaten für Google Maps & Earth beschreibt. Blogger und Foristen stellen in diesem Format Koordinaten zur Verfügung. Ebenso hilfreich sind einschlägige Facebook-Gruppen wie Urbex Hessen, Lost Places, Lost Places Bayern oder Lost Places mit genauer Adresse oder exakten Koordinaten.

Die Szene ist Newcomern gegenüber nicht immer sofort aufgeschlossen. Zum einen braucht es eine gewisse Zeit, bis eine Vertrauensbasis geschaffen ist. Zum anderen ist der Austausch lohnender Koordinaten auch ein Geben und Nehmen.

Unsere Fotos sind zum großen Teil in der vorderen Halle entstanden. Das Licht kommt durch die Fensterfronten (Pfeile) und vom Innenhof.

(Bild: Map Data - 2019 Google)

Das Innere der Ruine zeigt, dass die Natur das Gebäude nach und nach wieder zurückerobert. Das Tageslicht vor Ort kommt von den Seiten, von den Fenstern hinter Miri und von rechts und eignet sich wunderbar für die People-Fotografie.

Eine verlassene Industrieruine ist per se schon interessant und meist auch fotogen. Aber auch für ein People Shoot mit natürlichem Licht sind die Bauwerke gut geeignet, weil sie das unvorteilhafte Licht von oben abblocken. Das Licht der Fensterfronten und Wanddurchbrüche liefert dann schmeichelndes, frontales Porträtlicht.

c't Fotografie 2/24

So hat man dann durch die Fenster und Ausbrüche bei geschickter Positionierung des Modells ein Hauptlicht und eventuell noch ein Streiflicht von hinten. In der Übersichtsaufnahme sehen Sie die Architektur der Industrieruine.