Der beste Kandidat unter den erdähnlichen Planeten

Die Entdeckung des Exoplaneten KOI-456.04, der den Stern Kepler-160 umkreist, zeigt, dass wir bewohnbare Planeten öfter um sonnenähnliche Sterne suchen sollten.

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Bester Kandidat der erdähnlichen Planeten

(Bild: NASA Marshall Space Flight Center)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Neel V. Patel

Dreitausend Lichtjahre von der Erde entfernt leuchtet der sonnenähnliche Stern Kepler 160. Astronomen wussten bisher von drei Planeten, die ihn umkreisen. Ein kürzlich entdeckter vierter Planet weckt Hoffnungen, dass es sich um den vielleicht besten Kandidaten für einen bewohnbaren Exoplaneten handelt. Denn der KOI-456.04 getaufte Planet ähnelt in seiner Größe und Umlaufbahn sehr der Erde.

Die meisten Exoplaneten wurden bisher in der Umlaufbahn von roten Zwergsternen entdeckt. Das ist nicht völlig unerwartet, weil es sich bei ihnen um die häufigste Sternen-Art handelt. Dabei halten Astronomen nach sogenannten Sternübergängen Ausschau. Das sind periodische Helligkeitsabnahmen des Sterns, wenn ein ihn umkreisendes Objekt vor ihm vorbeizieht. Das ist bei dunkleren Sternen wie roten Zwergen viel einfacher zu beobachten, die kleiner als unsere Sonne sind und einen größeren Anteil ihrer Energie in Form von Infrarotstrahlung abgeben. Die bekannteste Entdeckung dieser Art wurde im System des uns am nächsten gelegenen Nachbarsterns "Proxima Centauri" gemacht. Um diesen roten Zwerg kreist ein potenziell bewohnbarer Planet namens "Proxima b", dessen Existenz ebenfalls kürzlich bestätigt wurde.

Die im Fachjournal "Astronomy and Astrophysics" veröffentlichten Daten über den neuen Exoplaneten deuten allerdings auf eine völlig andere Situation hin. So scheint KOI 456.04 knapp doppelt so groß wie die Erde zu sein und umkreist Kepler-160 anscheinend etwa in derselben Entfernung von der Erde zur Sonne. Für eine vollständige Umrundung braucht der Exoplanet 378 Tage. Am wichtigsten aber ist vielleicht, dass er mit ungefähr 93 Prozent fast genau so viel Licht erhält wie die Erde von der Sonne.

Das ist von entscheidender Bedeutung. Denn Planeten um rote Zwergsterne herum bekommen viele energiereiche Eruptionen und Strahlung ab, die sie und jegliches Leben auf ihnen schlicht braten könnten. Dagegen sind Sterne wie die Sonne – und theoretisch auch Kepler-160 – stabiler und für die Entwicklung des Lebens geeignet. Die neuen Erkenntnisse sprechen dafür, erdähnliche Planeten künftig bei Sternen wie Kepler-160 zu suchen, die unserer Sonne mehr ähneln und damit die Chance erhöht, dass ein Planet die Art von Beleuchtung erhält, die Leben ermöglichen kann.

Die Autoren entdeckten KOI-456.04, als sie alte Daten der Kepler-Mission der NASA neu analysierten und dabei die Helligkeit von Kepler-160 mit zwei neuen Algorithmen untersuchten. Diese prüfen das Dimm-Muster detaillierter und abgestufter, anstatt nach abrupten Einbrüchen und Sprüngen zu suchen, die zuvor zur Identifizierung von Exoplaneten im Sternensystem verwendet wurden.

Den Forschern zufolge ist es zu 85 Prozent wahrscheinlich, dass KOI-456.04 ein tatsächlicher Planet ist. Aber es könnte immer noch ein Artefakt von Keplers Instrumenten oder der neuen Analyse sein, denn ein Weltraum-Objekt muss einen Schwellenwert von 99 Prozent überschreiten, um ein zertifizierter Exoplanet zu sein. Um dieses Maß an Sicherheit zu erreichen, sind direkte Beobachtungen erforderlich. Die Instrumente des kommenden James Webb-Weltraumteleskops der NASA werden voraussichtlich der Aufgabe gewachsen sein, ebenso wie die Instrumente des PLATO-Weltraumteleskops der ESA, die 2021 und 2026 ins All starten sollen.

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(vsz)