5G und Coronavirus: Peruanische Bauern nehmen Antennentechniker als Geisel

Hunderte Landbewohner in Peru haben Kommunikationstechniker als Geiseln genommen. Sie wollten aufgrund von Verschwörungstheorien einen 5G-Ausbau verhindern.

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5G und Coronavirus: Peruanische Bauern halten Antennentechniker fest

(Bild: KPhrom/Shutterstock.com)

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Im peruanischen Andenhochland haben Dorfbewohner insgesamt acht Techniker des Telekommunikationsunternehmens Gilat drei Tage lang festgehalten, weil sie fälschlicherweise dachten, diese würden 5G-Mobilfunkmasten installieren. Hintergrund war offenbar die längst widerlegte Befürchtung, der neue Mobilfunkstandard hätte irgend etwas mit der Ausbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 und der Krankheit Covid-19 zu tun. Erst nachdem Vertreter der Regierung vor Ort den Dialog gesucht hatten, konnten die Techniker wieder gehen, heißt es in lokalen Medienberichten. Sie seien gut behandelt worden.

Wie der peruanische Nachrichtensender RPP Noticias berichtet, hatten sich insgesamt mehr als 1000 Bewohner der ländlichen Region Huancavelica im Hochland an der Aktion gegen die Techniker beteiligt. Eine der dort installierten Antennen sei außerdem zerstört worden. Die Menge wollte die Techniker des Konzerns Gilat demnach erst freilassen, wenn alle lokalen Antennen entfernt würden. Sie seien auch einverstanden gewesen, dann keinen Internetzugang mehr zu haben, ihre Mobiltelefone nicht mehr benutzen zu können und keine Fernsehsender mehr zu empfangen. Zwischenzeitlich wurden demnach sogar Gemeindevertreter festgehalten. Medienberichte legen aber nahe, dass sie letztlich überzeugt werden konnten, dass ihre Ängste grundlos waren.

Verschwörungstheorien über einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung des Coronavirus und dem Mobilfunkstandard 5G halten sich schon eine Weile. In Großbritannien hatte es Anfang April mehrere Fälle von mutmaßlicher Brandstiftung und Vandalismus gegen Mobilfunkmasten gegeben, denen wohl vor allem online kursierende Verschwörungstheorien zugrunde lagen. Auch dort sollen Techniker bei ihrer Arbeit behindert oder belästigt worden sein. In Peru, wo SARS-CoV-2 besonders heftig wütet, suchte der Generaldirektor des Kommunikationsministeriums nun gleich doppelt den Ängsten entgegenzutreten: Abgesehen davon, dass sich das Virus nicht über elektromagnetische Wellen ausbreite, gebe es in dem südamerikanischen Land noch überhaupt keine 5G-Antennen.

(mho)