Wien darf Windows-Quellcode zuerst prĂĽfen
Das österreichische Bundesministerium für Inneres ist europaweit die erste Regierungsstelle, die Einblick in den Sourcecode von Windows XP bekommt.
Das österreichische Bundesministerium für Inneres (BMI) ist nach Angaben von Microsoft europaweit die erste Regierungsstelle, die Einblick in den Sourcecode von Windows XP bekommt. Mit der Aktion will Microsoft den zunehmenden Sicherheitsbedenken entgegentreten, die auch in Gremien des Deutschen Bundestags zu heißen Debatten geführt hatten. Im Unterschied zu Open-Source-Software bleibt der Zugang zum Quelltext aber offenbar auf einen engen Personenkreis beschränkt, der sich einer strengen Vertraulichkeitsvereinbarung unterwerfen muss.
Andreas Ebert, Geschäftsführer von Microsoft Österreich, sieht in der Aktion ein Zugeständnis an die Öffentlichkeit. "Microsoft stellt sich der Herausforderung, eine größere Transparenz bezüglich des Software-Quellcodes möglich zu machen. Wir freuen uns, dass das Ministerium für Inneres auf unsere Shared-Source-Initiative zurückgreift und wir damit einen Beitrag zur Sicherheit der österreichischen Bevölkerung leisten können".
Der österreichische Innenminister Dr. Ernst Strasser verspricht sich vor allem eine bessere Reaktionsfähigkeit bei Sicherheitslücken: "Die Kriminalität und besonders die organisierte Kriminalität nützt sämtliche technologischen Möglichkeiten. Um diesen qualifizierten Verbrechensformen entsprechende Maßnahmen entgegenzustellen, wurden im BMI eigene Bereiche mit besonders ausgebildeten Kriminalbeamten eingeführt. Es gilt, Einblick in die relevanten Prozesse zu erhalten, um möglichst schnell Gegenmaßnahmen einleiten zu können."
Davon, dass die Regierungsstellen etwa aufgrund des GUID-Skandals oder einer möglichen Einflussnahme von US-Geheimdiensten Microsoft selbst nicht länger blind vertrauen wollen, schweigt man vornehm. Nachdem Sicherheitsbedenken wegen der aus Scientology-Kreisen stammenden, in Windows 2000 und jetzt auch XP integrierten Defragmentiersoftware aufgekommen waren, hatte sich Microsoft noch geweigert, dem deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Überprüfung des Quellcodes zu gestatten. (ecp)