Apples App Store: Rufe nach Regulierung werden lauter

Apples Provision für den App-Vertrieb sei "Wegelagerei", so der Vorsitzende des Kartellausschusses im US-Kongress. Auch Microsoft brachte sich in Stellung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 158 Kommentare lesen
Apple

(Bild: dpa, Andy Wong)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Nach der Einleitung von zwei EU-Kartellverfahren gegen Apple wird auch auf dem Heimatmarkt des iPhone-Konzerns der Ton immer rauer: Apple könne durch seine Marktmacht "exorbitante" Gebühren für den Vertrieb von Apps veranschlagen, die "praktisch Wegelagerei" seien, erklärte US-Abgeordnete David Cicilline in einem Interview.

Cicilline ist Vorsitzender des Unterausschusses für Wettbewerb im US-Repräsentantenhaus und leitet eine kartellrechtliche Untersuchung gegen die IT-Konzerne Apple, Google, Amazon und Facebook. Ein erster Bericht wird in den kommenden Wochen erwartet.

Apple könne Entwickler und App-Anbieter zur Abgabe von 30 Prozent ihres Umsatzes "drangsalieren" oder ihnen den Zugang zum iPhone verwehren, so Cicilline gegenüber The Verge. Das sei auch eine Konsequenz des "Duopols" von Google und Apple – es gebe keinen richtigen Wettbewerb. Viele Entwickler hätten zudem Angst, ihre Erfahrungen zu schildern, weil sie "ökonomische Vergeltung" durch den Gatekeeper Apple fürchten, betonte der Abgeordnete – auch das werde man sich im Rahmen der Kartelluntersuchung genau ansehen.

Cicilline gab das Interview gemeinsam mit dem Programmierer David Heinemeier Hansson, der gerade eine öffentliche und zunehmend erbittert geführte Auseinandersetzung mit Apple über eine Update-Blockade seiner App führt. Hansson hatte schon im Januar vor dem Kartellausschuss im US-Repräsentantenhaus ausgesagt und dort auch Apple scharf kritisiert.

Es sei an der Zeit, die Auswirkungen von App Stores mitsamt ihrer Regeln und Gebühren auf den Softwarevertrieb genauer zu beleuchten, sagte Microsoft-Präsident und Chefjustiziar Brad Smith in einem Interview mit Politico. Die App-Store-Betreiber würden "immer höhere Mauern" errichten, den Zugang zu ihrer Plattform kontrollieren und "hohe Zölle" veranschlagen.

Microsoft habe selbst Erfahrungen mit Kartelluntersuchungen und dabei viel gelernt, so Smith. "Manche App Stores" würden aber eine viel größere Barrieren beim Zugang zu ihren Plattformen errichten als es Microsoft je gemacht hätte. Ein Microsoft-Sprecher bestätigte gegenüber Bloomberg, dass Smiths Äußerungen sich auf Apples App Store bezogen. Microsoft verkauft sein Office-Paket-Abo im App Store über Apples Bezahlschnittstelle und muss entsprechend Umsatz abtreten.

Die EU-Kommission hat am Dienstag bekanntgegeben, Apples Gatekeeper-Rolle beim App-Vertrieb zu untersuchen. Apple bezeichnete die Vorwürfe als "haltlos" – manche Unternehmen wollten einen "Freifahrschein, statt nach den gleichen Regeln zu spielen wie alle anderen auch". CEO Tim Cook betonte im Dezember, Apple habe gar kein Monopol – und ein Monopol sei für sich genommen "nicht schlimm, solange es nicht missbraucht wird".

(lbe)