Rennspiel "Dirt 5": Endlich richtig bunt und schmutzig

Bunte Farben, dreckige Rundkurse und 4-Spieler-Splitscreen: Das arcadige "Dirt 5" grenzt sich klar von "Dirt Rally" ab. heise online konnte es ausprobieren.

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Vorschau zu "Dirt 5": Endlich richtig bunt und schmutzig

(Bild: Codemasters)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Wieczorek
Inhaltsverzeichnis

Auf der Rallye-Strecke in Norwegen weht Konfetti ins Sichtfeld, eine Runde später wütet an gleicher Stelle ein Schneegestöber auf der Windschutzscheibe. Am Horizont blitzt und donnert es. "Dirt 5" hebt sich auf den ersten Blick von den Vorgängern ab. Anders als bei den Teilen zuvor besteht keine Verwechslungsgefahr mehr mit den Colin-McRae-Anfängen oder "Dirt Rally".

Spielerinnen und Spieler nehmen zwar noch immer in einem ähnlichen Fuhrpark Platz und treten gegen bis zu 11 Gegner an, die Strecken aber wirken wie verwandelt. Es scheint fast, als hätte Sega das Steuer übernommen und die Serie in einen puren Arcade-Racer verwandelt. In der von Codemasters zur Verfügung gestellten Demo wuchten wir die Boliden zum Beispiel in Brasilien durch die Berge von Rio de Janeiro, zirkeln präzise durch den Grand Canyon oder durchwühlen den Schlamm von Norwegen und China.

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Besonders beeindruckend ist das dynamische Tageszeit- und Wettersystem. In Hennigsvaer, Norwegen, beginnt das Rennen vielleicht im Abendrot und endet um Mitternacht, alles innerhalb von 3 Runden. Im fertigen Spiel sollen alle Parameter wie Rundenanzahl oder festgelegtes Wetter für individuelle Rennen einstellbar sein.

Die Fahrsimulation war in der Demo dagegen nicht besonders tiefgehend. Streckenweise kommt das Gefühl auf, eher ein "Mario Kart" als ein "Dirt" zu spielen. Die Autos vergeben viele Fehler, selbst dann, wenn alle Fahrhilfen abgeschaltet sind. Fordernd ist zum Beispiel eine Strecke in der Wüste von Nevada: Es geht mit einem 907 PS starken Fliegengewicht mit Heckantrieb in ein eigentlich simples Oval. Hier hilft nur wohl dosiertes analoges Gas geben am Gamepad und starkes Gegenlenken.

Zwar wollen die Entwickler im fertigen Spiel alle gängigen Lenkräder unterstützen, in der Demo macht das aber noch keinen Spaß. Erstens fehlen noch essenzielle Force-Feedback-Effekte. Das eher arcadige Steuern eignet sich aber von Grund auf weniger für ein Lenkrad als die Simulationssteuerung in "Dirt Rally 2.0". Zu schnell müssen in "Dirt 5" Richtungswechsel vollführt werden, als dass man mit dem Lenkrad vernünftig hinterherkäme. Die Cockpit-Ansicht sieht zwar spektakulär aus, lässt aber Übersicht vermissen.

Klasse: Im fertigen Spiel möchte Codemasters auf allen Plattformen einen Splitscreen-Modus für bis zu vier Spieler anbieten. Selbst die aufwändig inszenierte Solo-Kampagne soll diesen Modus unterstützen. Spieler treten dann kooperativ an – nur die beste gefahrene Zeit zählt am Ende für den Fortschritt. Durch die Kampagne leiten Zwischensequenzen mit den bekannten Stimmen von Troy Baker ("The Last of Us: Part II") und Nolan North ("Uncharted") – das klingt vielversprechend.

Dirt 5 (4 Bilder)

Dirt 5
(Bild: Codemasters)

"Dirt 5" soll im Oktober 2020 auf der Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch und dem PC erscheinen und keine inhaltlichen Unterschiede aufweisen. Später folgen noch Fassungen für die kommende Playstation 5 und Xbox Series X. Technisch dürften sich die Versionen teils drastisch unterscheiden. heise online hat das Spiel auf dem PC über Steam gespielt. "Dirt 5" unterstützt bereits jetzt dort HDR, Auflösungen bis 8K und hohe Bildraten.

Die Demo von "Dirt 5" macht Lust auf mehr, ist aber noch sehr eingeschränkt und unfertig. Richtig gut gefällt uns die neue Vision von Codemasters. Endlich lassen sich "Dirt" und "Dirt Rally" auf den ersten Blick identifizieren. Das führt am Ende vielleicht sogar zu etwas Innovation: Die kooperative Solokampagne klingt clever und die bunten, sehr abwechslungsreichen Strecken könnten echte Klassiker werden.

Vor allem die dynamischen Wetter- und Tageszeitenwechsel sind gelungen. Wenn die Gischt des Meeres in Norwegen auf die Strecke schwappt, während die Abendsonne das Rennen in ein übertriebenes Orange taucht, fühlt man sich angenehm an beste Sega-Rally-Zeiten erinnert.

(wie)