Timecraft: Kunstfälschern auf der Spur mit Software vom MIT

Die KI Timecraft entschlüsselt den Schaffensprozess von Künstlern. Sie folgt jedem Pinselstrich und zeigt in digitaler Form, wie Gemälde entstanden sind.

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Gemälde "Die Römer der Verfallszeit"

Thomas Coutures Gemälde "Die Dekadenz der Römer" (1844-1847)

(Bild: Von Liberal Freemason bearbeitetes Foto: CC-BY-SA 3.0 Unported)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Carina Schipper

Mithilfe künstlicher Intelligenz gelang Forschern am Massachusetts Institute of Technology (MIT) nun das, was in den 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts Bob Ross berühmt machte: In insgesamt 403 Folgen brachte der US-amerikanische Maler dem Fernsehpublikum die Entstehung seiner Kunstwerke Pinselstrich für Pinselstrich näher.

Heute vollzieht die MIT-Software Timecraft die Bewegungen des Künstlers nach und bildet sie in digitaler Form ab. Von der Skizze bis zum vollendeten Gemälde lässt sich so die Entstehung eines Bildes Schritt für Schritt nachverfolgen und Meistern wie Leonardo da Vinci oder William Turner bei der Arbeit zuschauen.

Um Pinselführung und Künstler in Zusammenhang setzen zu können haben die Wissenschaftler ihre Entwicklung mit den Daten aus 200 Videos gefüttert. Die KI analysierte den Malprozess von Gemälden in Zeitraffer. Mithilfe dieser Videos ermittelt sie, welche Pinselstriche Künstler für ihre Bilder am wahrscheinlichsten verwendet haben.

Timecraft erlaubt allerdings nicht nur, den Bewegungen der Künstler zu folgen. Digitalisierungsexperte Thomas Köhler sieht darin die Möglichkeit, aufzudecken, von wem Bilder stammen und sie auf ihre Echtheit zu überprüfen. "Diese KI-Anwendung birgt großes Potenzial für mehr Transparenz auf dem Kunstmarkt. Bei vielen Werken der alten Meister besteht der Verdacht, dass sie nur zum Teil von ihnen stammen. Haben mehrere Künstler an einem Gemälde gearbeitet, könnte die KI das anhand ihrer Pinselführung erkennen."

Doch damit nicht genug. Die Technik könnte sich auch für angehende Künstler als nützlich erweisen. Als Lernmethode dient sie beispielsweise dazu, das Handwerk hinter großen Kunstwerken sichtbar und somit erlernbar zu machen. Mit aus diesem Grund soll der Quellcode für Timecraft bald öffentlich zur Verfügung stehen.

(csc)