Deutschland im Netz: Verunsicherung steigt auf Rekordwert

Der Index von "Deutschland sicher im Netz" hat sich zwar erneut leicht verbessert, doch die Verbraucher haben kein sonderlich gutes Gefühl im digitalen Raum.

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Deutschland im Netz: Verunsicherung steigt auf Rekordwert

Diese beiden Internetnutzer*innen wirken nicht verunsichert.

(Bild: Deutschland sicher im Netz)

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Deutsche Internetnutzer sind aktuell verunsichert wie noch nie. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsinstituts Kantar für die öffentlich-private Partnerschaft "Deutschland sicher im Netz" (DsiN) hervor. Der Gesamtindex 2020, der die allgemeine digitale Sicherheitslage für Verbraucher abbilden soll, legte gegenüber 2019 um 0,5 Zähler auf 62,8 Punkte zu. Zugleich hat aber auch das "Verunsicherungsgefühl" etwa durch Spam und Phishing-Kampagnen um 0,9 auf 29,6 Punkte zugelegt. Es erreicht damit seinen höchsten Wert seit Beginn der Erhebung 2014.

Mit dem DsiN-Index versuchen die Forscher auf Basis einer repräsentativen Befragung der deutschen Online-Nutzer ab 16 Jahren die subjektive Bedrohung mit dem tatsächlichen Schutzniveau der Verbraucher zusammenbringen. Beim Schwellenwert von unter 50 Punkten (von maximal 100) gilt die Verunsicherung höher als das subjektive Sicherheitsgefühl. Das bisher beste Niveau wurde 2016 mit 65,4 Punkten erreicht.

60 Prozent der Befragten wünschen sich, dass mehr Dienstleistungen der öffentlichen Hand online zugänglich gemacht werden. Angebote sollen jedoch auch nach wie vor offline verfügbar bleiben: Einem gleichberechtigten Mix aus Online- und Offline-Angeboten stimmen vier von fünf Internetnutzern zu.

Die Corona-Pandemie zwinge derzeit alle zu einer sehr viel stärkeren Nutzung von Online-Diensten, erläuterte Thomas Tschersich, DsiN-Vorstand und Security-Chef der Deutschen Telekom. Er forderte "digitale Unterstützungsstrukturen" durch mehr Informationsveranstaltungen auch mit Experten vor Ort und einer besseren Einbindung von IT-Sicherheitsfragen in den Schulalltag. Verhaltensstandards wie das regelmäßige Einspielen von Software-Updates müssten sich weiter verbreiten. Auch bei der Corona-Warn-App gebe es noch viel Aufklärungsbedarf, um Ängste abzubauen.

DsiN kündigte an, sein Programm "Digitale Bildung trifft Schule" (DigiBits) zu erweitern, das Lehrer und Schüler bei der digitalen Kompetenzvermittlung im Fachunterricht hilft. In den nächsten Wochen soll auch eine "Cyberfibel" mit praktischen Empfehlungen für den Schutz im Netz fertig werden. Für eine stärkere Partizipation gerade ländlicher Regionen richtet der Verein im Herbst die erste Digitale Woche" aus.

(anw)