DB-Projekt in der heißen Phase

Die DB spendiert ihren Schienen in einem Praxistest "Sunblocker", aber mindestens eine weitere Stellschrauber gibt es noch, um die Zugfahrt auch bei extremer Hitze glatt laufen zu lassen.

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"Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Dieser DB-Slogan aus den 60er Jahren wird gern herangezogen, wenn bei der Bahn gefühlt mal wieder einiges schief läuft: Winterbeginn – Verspätungen häufen sich, Sturmperiode – umgekippte Bäume auf den Schienen, Unwetter – Oberleitungsstörung. Als gerade im Home Office stationierte Berufspendlerin kenne ich diese Wettereinflüsse nur allzu gut. Und nun kommt also die Sommerzeit – nun ja. Jede Jahreszeit hat so ihre Tücken. Umso erfreulicher zu hören, dass jetzt das Projekt "weiße Schiene" gewissermaßen – Entschuldigen Sie bitte den Kalauer – in seine heiße Phase geht.

Dabei handelt es sich um einen Praxistest auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Würzburg. Auf der 800 Meter langen Pfieffetalbrücke zwischen Kassel und Bad Hersfeld ist seit September 2019 eines der beiden Gleise weiß angestrichen, das zweite blieb unverändert. Zur Erweiterung des Tests ließ man nun Temperatursensoren anbringen, die permanent die Temperatur des Stahls messen. Bei Untersuchungen im Labor, stellte sich heraus, dass weiße Schienen im Sonnenlicht sieben bis acht Grad kühler bleiben als Schienen ohne einen solchen Anstrich. So könnte sich das Material also bei extremen Temperaturen, wie sie wieder erwartet werden, nicht allzu sehr aufheizen. Der Anstrich soll so als "Sunblocker" fungieren und verhindern, dass sie die Schienen beziehungsweise der Stahl ausdehnt. Denn das wiederum wirke stark auf Schienen und Gleisbett ein.

Wie gesagt ist die Auseinandersetzung mit der heißen Schiene und den wohl dadurch auch bedingten Weichenstörungen löblich und natürlich auch unerlässlich. Aber die heißen Strecken sind doch nur eines der Probleme in den Sommermonaten. Vieleher, scheint mir, liegt doch ein Knackpunkt in den Zügen bzw. den ICEs selbst: den Klimaanlagen. Ich kann mich zumindest im vergangenen Jahr nicht daran erinnern, dass so furchtbar viele Züge wegen "heißer Schienen" ausgefallen sind. Vertrauter kommt mir dabei jedoch der rot-weiße Aufkleber mit der Aufschrift "Klimaanlage defekt" vor, wenn die Züge dann doch fuhren.

Es gibt damit also noch weitere Stellschrauben, an denen die Bahn werkeln müsste, damit sie auch wirklich nicht mehr vom Wetter reden muss – um den Slogan von einst wieder wahr zu machen.

(jle)