Corona-Warn-App: Datenschutz und persönliche Betroffenheit erhöhen Akzeptanz

Ein wichtiges Kriterium dafür, ob eine Kontaktverfolgungs-App angenommen wird, ist der Datenschutz. Forscher fordern deshalb ein Gesetz für die Corona-Warn-App.

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Corona-Warn-App: Datenschutz und persönliche Betroffenheit erhöhen Akzeptanz

Seit 14 Tagen lässt sich die Corona-Warn-App installieren.

(Bild: heise online / anw)

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Gut 13 Millionen Mal wurde die offizielle Corona-Warn-App bisher heruntergeladen. Vor allem solche Menschen waren bereit, die Mobilanwendung zu nutzen, die keine Datenschutzbedenken haben und jene, die selbst oder im Bekanntenkreis bereits mit Covid-19 konfrontiert waren. Das haben Expertinnen und Experten für IT-Sicherheit und Datenschutz der Ruhruniversität Bochum untersucht. Kurz vor Veröffentlichung der App hatten sie 1200 Menschen in einer Onlinestudie befragt.

Die Skepsis der Menschen gegenüber Corona-Apps wächst, wenn neben den Begegnungsdaten auch noch Positions- und Gesundheitsdaten erhoben werden, heißt es in der Studie zur " Akzeptanz von Corona-Apps in Deutschland ". Auch nutzten deutlich mehr Menschen solche Anwendungen, wenn die verwendeten Daten anonymisiert werden. Dr. Martin Degeling vom Bochumer Lehrstuhl für Systemsicherheit meint, es sei "deshalb empfehlenswert, dass die Bundesregierung in einem Gesetz die Zwecke der Nutzung der App eng beschränkt".

Die Corona-Warn-App wurde von der Bundesregierung unter der Bedingung in Auftrag gegeben, dass eine Nutzung freiwillig sein muss. Allerdings hat Deutschland nicht per Gesetz regeln lassen. Es ist also nicht geklärt, ob es rechtliche Handhabe dagegen gibt, wenn jemand durch äußere Umstände unter Druck gerät, die App zu installieren.

Rund die Hälfte der Befragten, in deren Bekanntenkreis eine Person bereits positiv auf das Coronavirus getestet wurde, konnten sich vorstellen, eine Kontaktverfolgungs-App zu nutzen. Unter Personen, die selbst schon positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, konnten sich zwei Drittel vorstellen, eine Kontaktverfolgungs-App zu nutzen. Daher sollte gerade unter weniger stark von der Pandemie betroffenen Menschen Werbung für die Nutzung gemacht werden, meinen die Forscher.

Auch sei die Akzeptanz für Kontaktverfolgungs-Apps signifikant höher als für andersartige Corona-Apps – beispielsweise zur Quarantäne-Überwachung oder zum Zweck eines digitalen Gesundheitsnachweises. Generell ist für die Befragten die Weitergabe von Daten problematisch; allerdings gilt das weniger für Gesundheitsbehörden oder Forschungseinrichtungen als Empfänger, sehr negativ sehen die Befragten eine Weitergabe an Polizei, Privatunternehmen oder die Öffentlichkeit.

Die Studie wurde vom 9. bis zum 15. Juni 2020, also bis einen Tag vor Veröffentlichung der App am Exzellenzcluster Cyber Security in the Age of Large-Scale Adversaries (Casa) und vom Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität Bochum zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre erstellt. Die bisherige Auswertung der Studiendaten befindet sich in einem frühen Stadium. Sie wollen in den USA und China weitere Studien zu dem Thema erstellen.

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In Deutschland und den USA sei die Kontaktverfolgungs-App ein Novum, in asiatischen Ländern seien solche Apps hingegen schon seit längerer Zeit verbreitet. Allerdings basierten diese oft auf technischen Grundlagen, die in der EU aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht vorstellbar wären – zum Beispiel mit dem einfachen Einsatz von GPS-Signalen, die an einen zentral gelagerten Server geschickt werden. Den Einfluss dieser unterschiedlichen Voraussetzungen will das Team weiter untersuchen.

(anw)