Open Source: Das Redis-Core-Team strebt ein neues Führungsmodell an

Redis-Entwickler Salvatore Sanfillipo will die Verantwortung für das Projekt abgeben. Nun sucht das verbliebene Core Team nach einer neuen Governance-Struktur.

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Open Source: Das Redis-Core-Team strebt ein neues Führungsmodell an

(Bild: rawf8/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Matthias Parbel
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Salvatore Sanfillipo (@antirez), der die NoSQL-In-Memory-Datenbank Redis 2009 gemeinsam mit Partnern entwickelt und seither als Open-Source-Projekt gepflegt und verwaltet hat, will die Verantwortung für Redis an eine von der Community getragene Führungsriege übergeben. Zwar hatte Sanfillipo die Rolle des Benevolent Dictator for Life (BDFL) – zu Deutsch des wohlwollenden Diktators – nicht offiziell inne, als Mitgründer und maßgeblicher Maintainer des Projekts lag jedoch ein Großteil der Verantwortung bei ihm.

Dabei konnte er nicht nur auf die Unterstützung des zentralen Entwicklerteams vertrauen, auch Redis Labs, das Unternehmen hinter dem Projekt, treibt die Weiterentwicklung der In-Memory-Datenbank und der darauf basierenden kommerziellen Version Redis Enterprise konsequent voran.

Sanfillipos Rückzug gibt den Anstoß zu einer Neugestaltung der Projektführung. Auf seinen Wunsch hin sollen Yossi Gottlieb und Oran Agra, beide langjährige Redis-Labs-Entwickler, die eng mit Sanfillipo zusammengearbeitet haben, ab sofort die Pflege des Projekts übernehmen und eine neue tragfähige Führungsstruktur aufbauen, die sich auf die Redis-Community stützt. Auf diese Weise solle sichergestellt werden, dass die Weiterentwicklung und stete Anpassung der In-Memory-Datenbank an die Bedürfnisse der wachsenden Anwenderschaft auf das Know-how und das Engagement vieler Redis-Entwickler verteilt werden könne.

Sanfillipo sieht sich selbst weniger in der Rolle eines "pflegenden Maintainers" als vielmehr in der des kreativen Entwicklers, der neue Wege beschreitet und Probleme löst, wie er in seiner Rücktrittsankündigung erklärt. Gänzlich verabschieden vom Datenbankprojekt will er sich aber doch nicht. Er bleibe als Ideengeber dem Beratungsausschuss von Redis Labs erhalten, denn das Redis-Projekt sei zwar das anstrengendste in seinem Leben gewesen, aber wohl auch das bedeutendste.

Gottlieb und Agra widmen sich derweil dem Aufbau eines neuen Core Teams, das in enger Abstimmung mit der Community die Weiterentwicklung von Redis organisieren soll. Dabei gelte es vor allem, die ursprünglichen Ziele und die speziellen Qualitäten des Open-Source-Projekts zu erhalten und weiterhin zu pflegen, betonen beide in ihrer gemeinsamen Erklärung im Redis-Blog. Im Hinblick auf hohe Geschwindigkeit und Effizienz habe sich das Redis-Entwicklerteam rund um Salvatore Sanfillipo primär darauf konzentriert, die In-Memory-Datenbank so einfach wie möglich zu halten und lieber weniger Probleme richtig zu lösen, als sich zu verzetteln.

Daran wolle auch die neue Führungsriege anknüpfen und verordnet sich ein neues Governance-Modell, das Verantwortlichkeiten auf mehrere Schultern verteilt – unterstützt und finanziert von Redis Labs. Während Gottlieb (yossigo) und Agra (oranagra) die Projektleitung übernehmen, wurde Itamar Haber (itamarhaber) zum Community-Verantwortlichen berufen. Weitere Mitglieder für das Core Team sollen folgen, die sich durch langfristiges Engagement und Beiträge zum Projekt ausgezeichnet haben. Allesamt verpflichten sich dem auch von vielen anderen Open-Source-Projekten gepflegten Code of Conduct "Contributor Covenant".

Das neue Führungsteam übernimmt ab sofort die Verantwortung für das unter BSD-Lizenz stehende Redis-Core-Projekt. Das schließt sowohl den Code, Bugfixes und Patch-Management, die Dokumentation wie auch das Release-Management ein. Darüber hinaus steuert das Team die strategische und technische Weiterentwicklung (Roadmap) sowie die Koordination mit dem gesamten Redis-Ökosystem – darunter alle auf dem Redis Core aufsetzenden Projekte. Erklärtes Ziel ist es, den bisher noch in einem separaten Repository gehosteten Sourcecode von Redis Core mittelfristig mit den Ökosystem-Projekten in einem zentralen GitHub-Repo zusammenzuführen.

Ob und inwieweit sich ein nun von Redis Labs getragenes und finanziertes Core-Entwicklerteam der Open-Source-Datenbank auf die Lizenzpolitik auswirken wird, bleibt abzuwarten. Während der Quellcode des Redis-Kernprojekts unter BSD-Lizenz frei verfügbar ist, hatte Redis Labs im Sommer 2018 für einige Datenbankkomponenten ein auf der sogenannten Commons Clause basierendes Lizenzmodell gewählt – und geriet dadurch in die Kritik. Nicht nur Open-Source-Verfechter monierten die Lizenzbedingungen, auch einige Redis-Berater sahen sich beim Vertrieb von Dienstleistungen rund um die In-Memory-Datenbank eingeschränkt. Daraufhin schwenkte Redis Labs auf ein neues Modell um, die Redis Source Available License (RSAL). Nach Aussage des Unternehmens seien die geänderten Lizenzierungsbedingungen erforderlich geworden, um sich vor allem gegen große Cloud-Anbieter zu schützen, die Datenbankprodukte von Redis Labs für vollständig gemanagte Services nutzen und damit gewaltige Einnahmen an Redis Labs und der Redis-Community vorbei einfahren würden – ein Standpunkt, den auch andere Anbieter wie beispielsweise MongoDB teilen.

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