Google und Apple: Britische Regulierer beäugen milliardenschweren Such-Deal

Google zahle Apple einen Milliardenbetrag, um die iPhone-Standardsuchmaschine zu bleiben, so eine britische Behörde. Das sei eine Hürde für Wettbewerber.

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Diskussion um Digitalsteuer

Die Google-App ist auf iPhones nicht vorinstalliert, aber die Standardsuchmaschine in Safari.

(Bild: dpa, Stefan Jaitner/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Der Such-Deal zwischen Apple und Google beschäftigt nun auch Wettbewerbshüter: Dass Google die Standardsuchmaschine auf iPhones ist, stelle für Konkurrenten eine "signifikante Hürde bei Eintritt und Ausbau" ihres Suchgeschäftes dar, wie die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) darlegt.

Google habe 2019 allein in Großbritannien umgerechnet gut 1,3 Milliarden Euro dafür ausgegeben, die Standardsuchmaschine auf verschiedenen Geräten zu sein, heißt es in der finalen Fassung der Marktstudie zu Online-Plattformen und digitaler Werbung. Die "überwiegende Mehrheit" des Betrages sei an Apple für die prominente Platzierung auf dem iPhone geflossen.

Da Nutzer die vom Browser gewählte Standardsuchmaschine nur selten ändern und Apple einen signifikanten Marktanteil hat, könne der Deal den Wettbewerb zwischen Suchmaschinen auf Mobilgeräten beeinträchtigen, folgert die Regulierungsbehörde. Man halte die Standardposition auf Apple-Geräten für am wichtigsten für den UK-Markt der Suchmaschinen, das lasse sich auch aus der Höhe der Zahlungen von Google an Apple ableiten.

Die vom Apple-Browser Safari als Alternativen angebotenen Suchmaschinen, darunter Microsoft Bing und DuckDuckGo, zahlen ebenfalls für ihre Platzierung, merkt die CMA an. Wählt der Nutzer eine dieser Suchmaschinen, dann trete diese einen Teil ihres mit Suchwerbung erzielten Umsatzes an Apple ab.

Apple gab gegenüber der Regulierungsbehörde zu Protokoll, keiner der Suchanbieter würde dafür zahlen, als Standardsuchmaschine gesetzt zu werden. Man habe Google als Standard gewählt, weil der Dienst als beste Suchmaschine gelte und das von den meisten Nutzern so gewünscht sei. Die Regulierer beharren allerdings auf ihrer Einschätzung, dass Google auch für die Platzierung selbst zahlt: Die Vereinbarung zwischen den Konzernen lege fest, dass Google die Standardsuche ist und Apple einen bestimmten Teil der Umsätze mit Suchwerbung erhält, wie in der Marktstudie ausgeführt wird. Google zahle anderen Partnern nichts dafür, wenn die Google Suche nur als zweite Wahl auftauche.

Im Verbund mit anderen Behörden will die CMA nun einen neuen regulatorischen Rahmen schaffen, der Wettbewerb fördern soll. Eine Einschränkung der Monetarisierung von Standardpositionen wäre "sehr kostspielig", mahnte Apple gegenüber den Regulierern an. Auch Android-Hersteller fürchten finanzielle Einbußen durch einen derartigen Eingriff.

Nach Schätzung von Analysten zahlt Google mehrere Milliarden Dollar pro Jahr an Apple, 2018 war von 9 Milliarden Dollar die Rede. Nach scharfer Kritik an der Datensammelpraxis von Konzernen wie Google und Facebook verteidigte Apple-Chef Tim Cook den Such-Deal vor anderthalb Jahren mit dem Verweis darauf, dass Google die beste Suchmaschine sei – und Safari Anti-Tracking-Funktionen bietet. (lbe)