Dolmetscher-Handschuh fĂĽr Zeichensprache

Ein 17-jähriger Tüftler aus Colorado hat einen Handschuh für Simultanübersetzung des Finger-Alphabet in Schriftsprache konstruiert.

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Von
  • Heiko Schmidt
  • dpa

Mit zwei Jahren schleppte Ryan Patterson statt Schmusedecke lieber ein Verlängerungskabel hinter sich her. Und mit 17 entwickelte der Technik-Tüftler aus Grand Junction im US-Bundesstaat Colorado nun einen elektronischen Übersetzer-Handschuh für die amerikanische Zeichensprache.

Auf einem strapazierfähigen Golfhandschuh befestigte Patterson zehn Sensoren: an den Fingerspitzen und zwischen den Fingern, am Handgelenk, auf dem Handrücken sowie dem Handteller. Werden die Messfühler gebogen, so verändert sich ihr elektrischer Widerstand. Eine batteriebetriebene Platine auf der Handschuh-Außenfläche speichert die Messwerte. Per Funk werden diese an einen speziellen tragbaren Computer mit LCD-Anzeige gesendet. Auf der Anzeige von der Größe eines Handy-Displays erscheint dann der im Finger-Alphabet gebildete Buchstabe in seiner geschriebenen Form: eine Simultanübersetzung von der Zeichen- in die Schriftsprache.

Ähnlich wie beim Training mit Spracherkennungs-Software müssen auch der elektronische Handschuh und seine Software zuerst auf seinen Benutzer abgestimmt werden. Denn jeder Benutzer der Zeichensprache verwendet das genormte Finger-Alphabet ein wenig unterschiedlich. In nur wenigen Minuten ist das Gerät individuell programmierbar – auch auf Einhand-Zeichen-Alphabete anderer Sprachen wie zum Beispiel das deutsche. Eigentlich sei das Prinzip ziemlich simpel, sagt Ryan Patterson: "Ich wundere mich, dass es so einen Handschuh noch nicht längst zu kaufen gibt." Für den Finger-Alphabet-Dolmetscher hat Patterson nun sein erstes Patent angemeldet.

Leider eigne sich der elektronische Übersetzer-Handschuh eher für kurze Sätze statt für lange Gespräche, bedauert der junge Konstrukteur. Gesten der Gebärdensprache würden oft mit dem ganzen Körper ausgedrückt. Eine technische Lösung dafür hält Patterson im Moment für grundsätzlich nicht realisierbar. Sein Handschuh sei als praktische Kommunikationshilfe konzipiert, um Gehörlosen schwierige Alltagssituationen zu vereinfachen – zum Beispiel auf Reisen, beim Einkaufen oder im Restaurant.

Hier beobachtete der Teenager im vergangenen Jahr, wie ein junges Mädchen ihre Bestellung zuerst einem Gebärdensprachen-Dolmetscher signalisierte. "Wie schrecklich, wenn ich ständig von einem Erwachsenen in der Öffentlichkeit begleitet werden müsste", dachte Patterson damals. Vier Wochen später hatte er den ersten Entwurf für seinen Handschuh ausgeklügelt.

Der verfeinerte Prototyp wurde beim 52. Intel International Science and Engineering Fair 2001, einem internationalen SchĂĽlerwettbewerb mit 1200 Teilnehmern im kalifornischen San Jose, gleich mit drei ersten Hauptpreisen ausgezeichnet. (Heiko Schmidt, dpa) ()