Rentner betreibt privates Handy-Museum

Das private Handy-Museum von Heinz Sänger enthält Prominenten-Handys und die "Dinosaurier des Mobilfunks".

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Von
  • Thomas StrĂĽnkelnberg
  • dpa

Heinz Sänger hat einen Traum: Der Rentner aus Dortmund möchte unbedingt das Mobiltelefon von Papst Johannes Paul II. haben. "Es ist nicht leicht, an Prominenten-Handys zu kommen – und je höher die Messlatte liegt, um so schwieriger wird es", bedauert Sänger. Immerhin überzeugte das Ansinnen des Dortmunders einen anderen Römer, nämlich den Präfekten der Glaubenskongregation: Joseph Kardinal Ratzinger signierte sein Handy und schickte es ins Revier. "Aber das ist mir nicht genug", sagt der 59-Jährige.

Bevor er das päpstliche "kleine Schwarze" zu fassen kriegt, hat der Dortmunder viele Dinge zum Trösten. Etwa das Mobiltelefon des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton: "Um das Handy habe ich ein Jahr gekämpft", verrät Sänger. Der Lohn der Mühen ist ein riesiges, unhandliches, schwarzes Gerät, eigentlich nicht einmal besonders schön. Noch 1999 beim Kölner Gipfeltreffen soll der Führer der freien Welt mit dem Handy telefoniert haben.

Oder das Handy von Pop-Ikone Madonna. "Dafür habe ich schon Angebote über 110.000 Mark bekommen", erinnert sich Sänger. "Aber ich würde nie verkaufen." Fans aus ganz Deutschland belagern ihn auch wegen des Handys des gestorbenen Schlagerstars Roy Black. Und neben diesen Telefonen liegen die Handys von Claudia Schiffer, Michael Schumacher, Otto Waalkes, Gerhard Schröder, Helmut Kohl und der Klitschko-Brüder – säuberlich verpackt in Aluminiumkisten

Die Kisten lagern allerdings meist nur im Keller des gelernten Elektroinstallateurs und späteren Betriebsinspektors der Telekom Dortmund – nach seinen eigenen Angaben ein weltweit einzigartiges Handy-Museum. Im Guinness-Buch der Rekorde steht er schon. Eigentlich wollte der Handy-Freak die Geschichte des Mobilfunks auch dokumentieren. "Wer hat schon ein Röhrengerät des alten A-Netzes von 1958 im Keller liegen?", fragt er und präsentiert die "Dinosaurier der Mobilfunkzeit". Fast 1000 Telefone hat er seit 1995 gesammelt, seit 1998 kamen noch rund 60 Prominenten-Handys dazu.

Doch die Sammlung des Dortmunders bekommt Konkurrenz: Von 2003 an werde das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn Mobiltelefone in dem weltweit größten Computermuseum zeigen, sagt Museumssprecher Andreas Stolte. Derzeit seien es rund 220. Den Wunsch, die gesamte Mobilfunkgeschichte mit allen Geräten zu dokumentieren, hat Sänger mittlerweile aufgegeben. "Wenn ich alle Geräte aufheben wollte, müsste ich die Westfalenhallen haben – und einen größeren Geldbeutel", sagt er. Doch als mobile Ausstellung schickt er seine Sammlung zuweilen auf Reisen; Kontakte können sich über seine Homepage anbahnen.

Die alten Schätzchen der 50er- und 60er-Jahre haben für ihn jedenfalls ihren Reiz behalten. Das A-Netz-Gerät von 1958, mit dem die Geschichte des Mobilfunks begann, sei "16 Kilogramm schwer und kostete damals 8000 Mark, so viel wie ein Kleinwagen". Die Gespräche vermittelte den rund 10.000 Kunden – heute sind es in Deutschland mehr als 55 Millionen – das "Fräulein vom Amt". Aber auch Geräte des 1972 eingeführten B- und des 1985 gestarteten C-Netzes sind in der Sammlung.

Seit ihm vor vier Jahren der spätere Bundespräsident Johannes Rau neben einer Rettungsmedaille und einer Urkunde auch noch sein Mobiltelefon schenkte – "ein C-Netz-Handy, groß wie ein Brikett" –, lässt den Sammler das Jagdfieber nicht los. Das Handy des ehemaligen SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt entpuppte sich allerdings als Diktiergerät, verrät Sänger: "Auf Nachfrage sagte man mir, das Diktiergerät sei in Mitarbeiterkreisen immer als das 'Handy des Kanzlers' bezeichnet worden." (Thomas Strünkelnberg, dpa) / (mw)