Weltatlas der Lichtverschmutzung

Wissenschaftler haben erstmals weltweit die künstliche Helligkeit erfasst, die nicht nur die Arbeit von Astronomen beeinträchtigt.

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Von
  • Florian Rötzer

Italienische Wissenschaftler von der Universität Padua haben in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen National Geophysical Data Center (NOAA) erstmals einen fast vollständigen Weltatlas geschaffen, der die zunehmende "Lichtverschmutzung" zeigt. Für zwei Drittel der Weltbevölkerung sowie für 99 Prozent der Europäer und der US-Amerikaner (mit Ausnahme der Einwohner von Alaska und Hawaii) hat nach ihren Analysen der Nachthimmel über den Wohngebieten bereits die Schwelle zur "Verschmutzung" überschritten. Ein Fünftel aller Menschen kann nicht mehr die Milchstraße sehen, bei vielen Menschen müssen sich die Augen gar nicht mehr auf die Dunkelheit umstellen.

Die italienischen Wissenschaftler fürchten vor allem, dass die zunehmende Helligkeit des Nachthimmels "unerwartete Auswirkungen auf die Zukunft unserer Gesellschaft haben könnte. Der Nachthimmel, der das Panorama des uns umgebenden Universums eröffnet, hat die Gedankenwelt und Kultur der Menschen von der Philosophie bis zur Religion, von der Kunst über die Literatur bis hin zur Wissenschaft stark beeinflusst."

Der Karte verzeichnet jeweils die Helligkeit am Zenith des Nachthimmels auf Meereshöhe. Zugrunde liegen der Karte Daten über die von der Erde nach oben gerichtete Lichtstrahlung, die vom DMSP-Satelliten (Defense Meteorological Satellite Program) der US-Luftwaffe mit dem Operational Linescan System (OLS) gemessen wurden. Die ausgewerteten Daten für die Weltkarte stammen aus 28 wolkenfreien Nächten in den Jahren 1996 und 1997. Die Satellitendaten verbanden die Wissenschaftler überdies mit statistischen Daten, die angeben, wie viele Menschen während einer Nacht mit einer durchschnittlich klaren Atmosphäre in einer bestimmten Region leben. "Unser Atlas beschreibt die Situation in den Jahren 1996 und 1997", so Pierantonio Cinzano von der Universität Padua. "Heute dürfte es sicherlich noch schlimmer sein."

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