Rettet die Heide – mit Satelliten, Drohnen und Robotern

Der Erhalt der Kulturlandschaft Heide ist für den Artenschutz wichtig. Damit das gelingt, setzt das Potsdamer Geoforschungszentrum auf allerlei Technik.

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Rettet die Heide – mit Satelliten, Drohnen und Robotern

Zur Landschaftspflege der Heide gehört das kontrollierte Abbrennen. Künftig könnten Roboter die Landschaftspflege übernehmen.

(Bild: Ute Steinke (Bundesforst) / Heinz-Sielmann-Stiftung)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Klaus Peters
  • dpa
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"Vor zehn Jahren hatten Sie hier noch 20 Kilometer freie Sicht», sagt der Geoökologe Carsten Neumann und blickt von dem 15 Meter hohen Heideturm der Heinz-Sielmann-Stiftung Richtung Norden. Inzwischen stehen dort riesige Birken- und Kiefernwälder, der Kyritz-Ruppiner Heide (Ostprignitz-Ruppin) droht allmählich die Umwandlung zu einer Waldlandschaft.

Damit dies nicht passiert und die Heide als Heimstatt für Pflanzen und Tiere eine Heide bleibt, vermisst der Leiter des Projekts NaTec im Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) den Bewuchs und die Artenvielfalt in der Heide mit Satelliten und Drohnen.

Diese Geofernerkundung hat gegenüber der Arbeit der Kartierer, die früher die Pflanzen- und Tierwelt in dem gut 12.000 Hektar großen Gelände zu Fuß vermessen mussten, erhebliche Vorteile. Sie bietet einen größeren Überblick und die Daten der Satelliten, die ein weitaus größeres Farbspektrum erfassen können als das menschliche Auge, lassen Rückschlüsse auf die Vitalität der Pflanzen und zum Wassergehalt des Bodens zu. Die Bilder der Drohnen liefern genaue Daten etwa zur Höhe des Heidekrauts, zum Alter und zur Biomasse, die beim Mähen anfällt. Das GFZ setzt auch Flugzeuge mit Thermal-Sensoren ein, die Aussagen über die Auswirkungen sich lokal verändernder Wetterphänomene machen.

"Die Daten der Fernerkundung werden auch von der Landwirtschaft genutzt", erläutert Neumann. So lasse sich der Einsatz von Dünger oder Pestiziden gezielter steuern. Dazu arbeitet das GFZ im Forschungsprojekt Tereno mit Landwirten in Demmin an der Mecklenburgischen Seenplatte.

In der Heide können nach diesen Karten die Gebiete bestimmt werden, in denen das Heidekraut überaltert ist oder der Bewuchs mit Bäumen zu stark ist. Dann wird dort die alte Heide kontrolliert abgebrannt und die Birken oder Fichten werden gefällt. "Wir machen aus der überalterten Heide wieder eine junge Heide", sagt Peter Nitschke, Leiter der Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide im Havelland. "Wir machen also das, was früher die Bauern gemacht haben, die die Heide als Weideflächen und für die Ernte von Tierfutter nutzte."

Denn das alte Heidekraut verholzt und muss alle zehn bis fünfzehn Jahre erneuert werden. "Auf den Arealen, die im Frühjahr abgebrannt werden, blüht im Spätsommer schon wieder die Heide", sagt Nitschke. Die Stiftung pflegt in den beiden Schutzgebieten jeweils rund 4000 Hektar Heidelandschaft.

Auf den offenen Heideflächen können viel mehr Insekten leben als in den Wäldern, erläutert Nitschke. Die Stiftung hat mittlerweile mehr als 1300 Arten allein in der Kyritz-Ruppiner Heide kartiert, unter anderem 591 Insekten, 208 Gefäßpflanzen und 124 Flechten. Die Insekten dienen Vögeln wie etwa dem Wiedehopf als Nahrung. Daher werden auf den abgeflämmten Heidegebiete einzelne Birken stehen gelassen, die den Vögeln als Brutbäume dienen.

In der Kyritz-Ruppiner Heide zwischen Wittstock und Neuruppin hatten die sowjetischen Truppen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Truppenübungsplatz für als Luft- und Bodenschießplatz eingerichtet. Daher sind große Flächen der Heide mit gefährlicher Munition wie etwa Streubomben belastet. "Die Kampfmittelräumung läuft kontinuierlich und kostet rund 10 Millionen Euro pro Jahr", sagt Rainer Entrup vom Bundesforstbetrieb Westbrandenburg. "In den vergangenen drei Jahren haben wir 4000 Streubomben geräumt" Das Ziel ist, den besonders belasteten südlichen Teil der Kyritz-Neuruppiner Heide bis 2025 von Kampfmitteln frei zu räumen.

Unterdessen baut das GFZ die Geofernerkundung und die Pflege der Heide aus. Gemeinsam mit der Sielmann-Stiftung entwickeln die Forscher derzeit einen Roboter, der die Heide autonom mähen, pflügen und sogar Bäume herausnehmen sowie das Holz zerhäckseln kann. Das Holz aus der Heide wird in einem Berliner Heizkraftwerk verbrannt. "Diese Roboter wollen wir dann direkt mit dem Fernerkundungs-System koppeln", erläutert Geoforscher Neumann die künftige Pflege der Heide. "Dann können die Roboter selbst erkennen, wo sie tätig werden müssen."

(olb)