Riesige Wand aus Galaxien

Astronomen haben eine der größten Strukturen im Universum ausgemacht. Die "Südpolmauer" war schwer zu finden, weil das Licht der Milchstraße sie überstrahlte.

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Riesige Wand aus Galaxien
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Neel V. Patel

Astronomen haben eine der größten Strukturen im bekannten Universum entdeckt. Sie tauften die Wand aus Galaxien, die 1,4 Milliarden Lichtjahre lang ist, auf den Namen Südpolmauer (South Pole Wall). Die Struktur erstreckt sich entlang der südlichen Grenze des Universums, wenn man sie von der Erde aus betrachtet, und besteht aus Tausenden von Galaxien sowie riesigen Mengen an Gas und Staub. Das französisch-israelische Wissenschaftlerteam berichtete von seiner Entdeckung im Astrophysical Journal.

Astronomen sprechen von einer Mauer, weil Galaxien nicht zufällig im Universum verteilt sind, sondern sich entlang riesiger Wasserstoffstränge zu größeren Gruppen massiver Filamente sammeln. Diese sind durch riesige Hohlräume fast leeren Raums voneinander getrennt.

Jedes Galaxien-Filament ist dann im Grunde eine Wand, die sich über Hunderte Millionen Lichtjahre erstreckt. Sie sind die größten Strukturen im bekannten Universum. Bisherige galaktische Wände umfassen die "Große Mauer", die "Sloan Great Wall", die "Herkules-Corona Borealis Great Wall" und den "Bootes Void".

Zusammen bilden diese Wände ein sogenanntes kosmisches Netz. Dessen Zusammensetzung zu erforschen ist eine der Hauptaufgaben der Kosmologie. Es würde uns nicht nur mehr über die Struktur des Universums und seines Inneren verraten, sondern könnte auch helfen, besser zu verstehen, wie das Universum entstanden ist und wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.

Angesichts ihrer Nähe zur Erde ist es bemerkenswert, dass die Südpolmauer nicht schon früher entdeckt wurde. Sie ist nur eine halbe Milliarde Lichtjahre entfernt. Weil sie allerdings direkt hinter der Milchstraße in der "Zone der galaktischen Verschleierung" liegt, hielt sie die Helligkeit der Galaxie praktisch in Sichtweite versteckt.

Wie wurde sie trotzdem entdeckt? Kosmologen messen häufig die Rotverschiebung von Objekten. Das verrät die Geschwindigkeit, mit welcher sie sich durch die Expansion des Universums von der Erde zu entfernen scheinen. Das Astronomenteam bestimmte neben Rotverschiebungsbeobachtungen auch die Geschwindigkeit bestimmter Galaxien, um zu untersuchen, wie sie durch Gravitation miteinander interagieren. Während diese Technik normalerweise zur Untersuchung dunkler Materie verwendet wird, kann sie auch Massen hervorheben, die von hellem Licht verdeckt werden. Mit den gemessenen Daten konnten die Forscher die Südpolmauer nun erstmals kartieren. (vsz)