Handelskrieg um Halbleiter: Es ist kompliziert

Der Handelskrieg zwischen den USA und China weitet sich aus. Die internationale Verflechtung der Halbleiterproduktion zeigt, wie schwer dieser Kampf wird.

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Riskanter Schnitt

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Boris Hänßler
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Der Kalte Krieg war überschaubar. Ost gegen West, Demokratie gegen "real existierenden Sozialismus", Kapitalismus gegen Planwirtschaft. Die Zeiten sind vorbei. Der neue Handelskonflikt zwischen den USA und China ist komplizierter. Besonders deutlich zeigt sich das in den Wertschöpfungsketten der Halbleiterproduktion – die Grundlage jener CPUs und Mikrocontroller, die das moderne Leben antreiben. Denn als Covid-19 die Lieferkette in Asien kurzzeitig unterbrach, offenbarte sich plötzlich, in welchem Ausmaß die Halbleiterindustrie sich in asiatische Länder wie China, Südkorea, Japan und Taiwan verlagert hat. Für US-Präsident Donald Trump ist die Lösung zwar ganz einfach: "Diese dummen Lieferketten, die über die ganze Welt verteilt sind", schimpfte er in einem Interview mit Fox Business Network. "Geht ein kleines Stückchen davon kaputt, ist die ganze Sache im Eimer. Wir sollten alles in den USA haben." Aber kann das wirklich funktionieren?

2018 begann die Regierung Trump, Strafzölle und andere Handelsbarrieren gegen China einzuführen. Die offizielle Begründung lautete, China müsse seine unfaire Handelspraxis ändern – unter anderem den Diebstahl von geistigem Eigentum und technologischem Fachwissen. Diese Vorwürfe sind nicht unbegründet. Das FBI untersucht knapp 1.000 Fälle, in denen China geistiges Eigentum stahl – quer durch alle Branchen. Ein Beispiel ist der Diebstahl von Quellcode zur Steuerung von Windturbinen. Die chinesische Firma Sinovel musste dafür eine Strafe an die US-Firma ASMC zahlen. Aber der Hauptgrund für Trumps Handeln könnte sein, Chinas Vorpreschen bei der 5G-Technologie auszubremsen, um die industrielle Produktion in den USA auszubauen und Jobs zu schaffen.

Vor allem das chinesische Unternehmen Huawei steht daher im Mittelpunkt der amerikanischen Restriktionen. Die US-Regierung untersagt US-Firmen, mit dem chinesischen IT-Konzern weder direkt noch indirekt zusammenzuarbeiten. Sie versucht zudem, mit politischem Druck auch andere Länder zu ähnlichen Sanktionen zu bewegen – zuletzt ist das in Großbritannien gelungen. Mittlerweile erwägt die Bundesregierung, Huawei vom 5G-Ausbau fernzuhalten. Die Regierung in Peking reagierte, indem sie amerikanische Firmen, darunter Chiphersteller wie Qualcomm, aber auch Cisco und Apple, auf die Liste "unzuverlässiger Entitäten" setzte, was Restriktionen mit sich bringen dürfte. Nun sieht es aus, als wolle die US-Regierung wiederum nach und nach die gesamte chinesische IT-Industrie vom Hardware-Nachschub aus dem Westen abschneiden.