Telefongesellschaften stellen Tarife auf Euro um
Durch die Euro-Umstellung drohen versteckte Preiserhöhungen.
Wenn den Telefonkunden von Arcor in den nächsten Tagen die Rechnungen für September ins Haus flattern, sollten sie genauer hinschauen: Drei Monate vor dem Startschuss beginnt für die Telefongesellschaft nämlich das Euro-Zeitalter. Als einer der ersten bedeutenden Anbieter im Festnetzgeschäft weist die Vodafone-Tochter alle Rechnungen in Euro aus. Bezahlen können die rund 2,5 Millionen festen Arcor-Kunden aber bis zum Jahresende noch in Mark, betont Unternehmenssprecher Michael Peter.
So wie Arcor arbeiten auch andere Anbieter im Festnetz- und Mobilfunkgeschäft an Euro-Tarifen. D2, ebenfalls eine Vodafone-Tochter, will in den nächsten Wochen auf Euro umstellen, die Elmshorner Talkline plant im Dezember die Einführung. Mobilcom hat wie zahlreiche andere kleine Firmen noch keinen konkreten Zeitpunkt genannt. Die Mobilfunkfirma Viag Interkom stellt ihre Kunden dagegen schon seit August Schritt für Schritt auf die neue Währung um.
Die Deutsche Telekom nimmt sich dagegen noch Zeit. Punktgenau zur Einführung des Euro-Bargelds 2002 startet dann auch bei dem Bonner Telefonriesen das Euro-Zeitalter: "Intern arbeiten wir bereits seit einem Jahr mit dem Euro", sagt Konzernsprecher Ulrich Lissek. Ein Drittel der mehr als 22.000 Preise seien "eurokompatibel" gemacht worden. Und er verspricht: "Für die Kunden wird es durch die Umrechnung keine Preiserhöhung geben".
Aber genau das ist die Frage. Angesichts der knappen Margen im Festnetzgeschäft würde eine Anhebung vor allem den kleinen Anbietern Luft verschaffen. Doch alle versprechen, sich strikt an die EU-Vorgaben zur Währungsumrechnung zu halten: "Versteckte Preiserhöhungen wird es bei uns nicht geben", sagt Arcor-Sprecher Peter.
Doch der Teufel steckt im Detail: Je nachdem, wie die Anbieter Kleinstbeträge runden, umso ungenauer kann der Euro-Betrag sein. Wird auf den vollen Centbetrag gerundet, können sich bei Tarifen von unter 10 Pfennig erhebliche Differenzen ergeben. Beispiel Viag Interkom: Obwohl sich das Unternehmen konsequent an EU-Regeln hält, kommt es in einigen Bereichen zu saftigen Preiserhöhungen: So steigen die Preise für die Genion-Tarife in der so genannten homezone von 0,05 DM pro Minute um 17 Prozent. Denn exakt umgerechnet wären es nicht 0,03 Euro, sondern nur 0,0256 Euro. "Wir gehen auf den vollen Centbetrag", sagt ein Firmensprecher. Doch diese Ungenauigkeit macht fast einen halben Cent aus.
Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale NRW kritisiert: "Es stellt sich die Frage, ob Viag nicht einen kundenfreundlicheren Weg hätte gehen können". Konkurrenten zeigen, dass es anders geht: Arcor rechnet die Minutentarife auf Hundertstel Cent um, für Monats- und Anschlusspreise wird centgenau gerundet. So kostet der Internet-Tarif Nexgo beispielsweise 0,82 Cent (bisher 1,6 Pfennig) und der Anschlusspreis 20,40 Euro (39,90 DM). Für den Call-by-Call-Tarif nach 18 Uhr berechnet Arcor künftig 2,2 Cent (4,3 Pfennig).
Nur nicht die Kunden vergraulen, heißt auch die Devise auch bei E-Plus: "Bei unseren Bestandskunden wird 1:1 umgerechnet", sagt Firmensprecherin Catrin Glücksmann. Anderenfalls hätten diese auch ein Sonderkündigungsrecht. Für die Neukunden der KPN-Tochter soll es schon bald Eurotarife geben. (Peter Lessmann, dpa) (axv)