Fotopraxis: Besser Fotografieren in der Dämmerung

Die blaue Stunde peppt alltägliche Szenen auf und hebt bekannte Motive aus dem Postkarten-Einheitsbrei heraus. Das Histogramm wird zum wichtigsten Verbündeten.

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Magische Minuten: Besser in der Blauen Stunde fotografieren

Blaue Stunde am Container-Terminal Burchardkai in Hamburg: Die lange Belichtungszeit von zwei Sekunden führt zu Bewegungsunschärfen des hinteren Schiffes und der sich bewegenden Containerbrücken. Das Wasser bekommt einen seidigen Glanz.Pentax 645Z | 45mm | ISO 200 | f/5.6 | 2 s

(Bild: Knut Gielen)

Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Knut Gielen
Inhaltsverzeichnis

Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, beginnt die Dämmerung. Die Farbe des Lichts ändert sich von orange-gelb zu blau, seine Intensität nimmt langsam ab. Es wird dunkler. In den Häusern gehen jetzt die Lichter an. Bäume, Straßenschilder und Gebäude werfen deshalb tiefe Schatten. In der Natur wird es oft windstill, die Vögel singen nur noch leise und die nachtaktiven Tiere wagen sich heraus. Ein idealer Moment, um stimmungsvolle Fotos zu machen.

Wissenschaftlich ausgedrückt, befindet sich die Sonne während der blauen Stunde vier bis sechs Grad unter dem Horizont, während sich die Farbtemperatur von 7000 Kelvin zu 12000 Kelvin verschiebt – also von Tageslicht hin zu kaltem Blau. Verantwortlich für den tiefen Blauton, der dem unbewölkten Himmel bei Tag ähnelt, sind die Rayleigh-Streuung und die Chappuis-Absorption, zwei physikalische Phänomene, die das Sonnenlicht beim Durchdringen der Atmosphäre und der Ozonschicht beeinflussen und das tiefe Blau erzeugen.

Je nachdem, wo man sich auf unserer Erde befindet und welche Jahreszeit gerade herrscht, kann die blaue Stunde zwischen 30 und 60 Minuten dauern. Am Polarkreis kann sie im Sommer theoretisch auch tagelang anhalten, wenn sie ständig unter dem Horizont steht und es dort nie richtig dunkel wird. Am Äquator muss der Fotograf dagegen am schnellsten sein, um sein Motiv in den Kasten zu bekommen.