Apple Silicon: Worauf Mac-Nutzer künftig verzichten müssen

Mit dem ARM-Switch nimmt Apple die Prozessorentwicklung für seine Desktops und Notebooks in die eigenen Hände. Ganz problemfrei wird das nicht.

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Apple Silicon: Auf was Mac-Nutzer künftig verzichten müssen

Apple-Boss Cook mit dem ersten öffentlich verfügbaren ARM-Mac überhaupt, dem Developer Transition Kit, kurz DTK.

(Bild: Screenshot Apple-Keynote / Apple)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Noch in diesem Jahr steht eine große Veränderung für Mac-Nutzer an: Erstmals seit 2005 steht wieder ein großer Prozessorwechsel vor der Tür. Der ARM-Switch bedeutet einen Wechsel von den bewährten Intel-Prozessoren hin zu Apples eigener Chiparchitektur auf Basis von A-Prozessoren. Die SoCs werkeln seit Jahren in iPhones, iPads und dem iPod touch und kombinieren flotte Prozessorkerne mit GPU-Bausteinen. macOS 11 alias Big Sur ist bereits zur ARM-Architektur kompatibel, ebenso wie viele andere Apple-Apps.

Doch welche Nachteile wird der neuerliche Switch bringen? Auf welche Probleme müssen sich die Nutzer vorbereiten, wenn sie ab Herbst oder Winter 2020 zum ersten ARM-Mac greifen? Wir liefern einen Überblick.

Ein praktisches Merkmal der Intel-Macs war stets, dass man, wenn man das wollte, problemlos auch PC-Betriebssysteme wie Windows installieren konnte. Das ging am simpelsten über Apples hauseigene Architektur Boot Camp, die sogar passende Treiber mitbringt. Die Alternative, das Virtualisieren von Windows über VM-Anwendungen wie Parallels, VMware oder Virtualbox, war ebenfalls problemlos möglich. Dass Boot Camp wegfällt, hat Apple bereits durchblicken lassen– ohne Intel-Chips auch kein Windows-Boot.

Auch die simple Virtualisierung von PC-Betriebssystemen ist aufgrund der neuen Architektur nicht möglich – außer man nimmt ein ARM-Windows oder ein ARM-Linux. Denkbar bleibt, dass Softwareanbieter aufgrund der flotten Hardware eine Emulation von Windows anbieten – von WINE über Crossover bis hin zu komplett neuen Programmen ist einiges denkbar, wenn sich Developer anstrengen.

Programme, die für ARM-Prozessoren nicht optimiert wurden, werden unter macOS Big Sur weiterlaufen – wenn sie nicht zu Hardware-nah sind. Dazu hat Apple mit Rosetta 2 eine Kompatibilitäts- beziehungsweise Emulationsschicht integriert. Es ist allerdings nicht wahrscheinlich, dass alle Programme komplett problemfrei laufen – oder auch nur sehr performant. Auch denkbar ist, dass Apple in einigen macOS-Versionen Rosetta komplett zurückzieht, wie das schon beim Intel-Switch für PowerPC-Programme der Fall war.

Entsprechend kann man nur hoffen, dass alle Lieblingsprogramme für ARM-Macs angepasst werden. Wirklich schwer ist das laut Apple angeblich nicht, wobei dies vor allem für modernen Code gilt, der sowieso bereits in Xcode und am besten mit der Apple-Programmiersprache Swift entworfen wurde.

Bislang sieht vieles danach aus, dass Apple mit dem ARM-Switch künftig auch den Grafikkartenmarkt beherrschen wird. GPUs sind Teil der A-Prozessor-SoCs; entsprechend werden keine externen Grafikchips mehr benötigt.

Ob ARM-Macs dennoch mit diesen kompatibel sein werden, weiß aktuell noch kein Mensch – dazu müsste Apple Mittel und Wege finden, diese via PCIe anzubinden. Externe GPUs, bei Mac-Nutzern im Profi- oder Gaming-Bereich zunehmend beliebt, fallen daher zunächst einemal flach.

Wer auf seinem Mac nicht macOS laufen lassen will, guckt zumindest am Anfang in die Röhre. Denkbar ist nur, dass Linux-Fans schnellstmöglich Anpassungen von ARM-Varianten des Betriebssystems durchführen, damit diese auf Macs laufen. Das könnte aber noch einige Monate dauern.

Ob Microsoft (oder Apple) Interesse daran hat, die ARM-Version von Windows für den Mac zu portieren, bleibt abzuwarten. Komplett ausgeschlossen wäre eine Rückkehr von Boot Camp für ARM-Windows (siehe Punkt 1) aber nicht – wo ein Wille ist...

Apple hat bereits mitgeteilt, dass ARM-Macs eine Unterstützung für Thunderbolt bekommen – ob für 3 oder gleich 4, ist noch unklar. Das heißt aber nicht, dass jedes Gerät sofort auch mit den Apple-Silicon-Maschinen kompatibel sein wird. Schließlich braucht es auf Betriebssystem-Ebene noch passende Treiber. Dieser Bereich ist für Thunderbolt in Kombination mit ARM noch gänzlich unerforscht, zumal der Job zunächst total bei Apple liegt.

  • Alles zum Thema Apple Silicon und den Einschränkungen und Neuerungen, die durch den ARM-Switch auf die Mac-Nutzer zukommen, lesen Sie im kommenden Mac & i Heft 4/2020, das ab dem 6. August erhältlich ist.

(bsc)