Windows XP und die Zwangsaktivierung

Eines der umstrittensten Features von Windows XP ist sicherlich die Zwangsaktivierung – entsprechend Mühe gibt sich Microsoft, die Kritik daran zu zerstreuen.

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Von
  • Peter Siering

Schon lange vor der Markteinführung hat die Zwangsaktivierung in Windows XP Schlagzeilen gemacht. Microsoft möchte damit vor allem Gelegenheitskopierer treffen, die ihre Windows-CD mal eben dem Nachbarn leihen: Nach der Installation läuft das System nur für 30 Tage. Innerhalb dieser Zeit muss der Benutzer es aktivieren, das heißt eine Installations-ID an Microsoft übermitteln. Daraufhin erhält er einen Freischaltcode, der das System dauerhaft funktionieren lässt.

Die Aktivierung ist über das Internet oder telefonisch möglich. Sie ist nicht mit einer Registrierung zu verwechseln, also der Angabe personenspezifischer Daten für die Kundenkartei Microsofts. Bei der Aktivierung spielen allerdings neben dem individuellen CD-Key einer Windows-Lizenz die Hardwarekomponenten eines PCs eine entscheidende Rolle: Aus ihnen und aus einer von dem CD-Key abgeleiteten Produkt-ID bildet der Prozess eine eindeutige Kennung, die Bestandteil der Installations-ID ist.

Die Anzahl der Aktivierungen pro Lizenz ist beschränkt: In 120 Tagen kann man Windows XP bis zu zwei Mal über das Internet frei schalten lassen; ansonsten muss man zum Telefon greifen. Gegenüber den Vorabversionen von XP reagiert die endgültige Fassung nicht mehr so empfindlich auf Änderungen an der Hardware eines PCs. Man kann bis zu fünf Komponenten tauschen, bevor das System erneut eine Aktivierung verlangt – selbst aktive Bastler dürften also nicht allzu häufig neu aktivieren müssen.

Die Bedenken, dass die Aktivierung auch anderen Zwecken dient, versucht Microsoft durch zahlreiche Veröffentlichungen zu zerstreuen: Nach Herausgabe eines Papiers, das ähnlich einer Veröffentlichung der Berliner Firma Fully Licensed die Details der Aktivierung offen legt, hat der Software-Riese jetzt auch auf die Dienste einer US-amerikanische Unternehmensberatung zurück gegriffen: Deloitte & Touche attestiert mit seiner Untersuchung (auch auf Deutsch verfügbar), dass bei der Aktivierung nur die angegebenen Daten zu Microsoft wandern.

Schützenhilfe für Microsoft kommt auch aus Berlin: Fully Licensed stellt auf seiner Web-Site ein Programm zum Download bereit, dass für ein bereits aktiviertes Windows die noch möglichen Hardware-Änderungen dokumentiert, bevor eine erneute Aktivierung fällig wird. Die Software ist nicht nur als ausführbares Programm zu haben, sondern auch im Quelltext. Die Berliner liefern damit eine Funktion, an die Microsoft auch selbst hätte denken können.

Fazit: Anders als zu Beginn der Diskussionen um die Produktaktivierung lässt sich Microsoft jetzt immerhin etwas in die Karten schauen. Aber über die Untersuchung der US-amerikanischen Berater ist zu wenig im Detail bekannt, als dass man dadurch sicher gehen könnte, dass bei der Aktivierung über das Internet nicht doch irgendwelche Daten fließen, die nicht der Aufgabe angemessen sind -- diese Daten sind verschlüsselt, also nicht einsehbar. Einen guten Teil der Nutzer von Office XP scheint das nicht zu kümmern: Rund 70 Prozent haben bislang die Empfehlung, das Telefon zu nutzen, ignoriert und das Internet zur Freischaltung des Office-Pakets verwendet, das eine vergleichbare Aktivierung wie Windows XP benötigt. (ps)