Australien: Facebook und Google sollen für journalistische Inhalte bezahlen
Australien zwingt Facebook und Google zur Bezahlung journalistischer Inhalte und schützt so die Unabhängigkeit der Medien, falls keine Einigung erzielt wird.
(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)
Australien wolle das erste Land sein, in dem Facebook und Google für das Anzeigen von Nachrichteninhalten an die Verlage Geld bezahlen müssen. Dazu soll ein Lizenzgebühren-System noch in diesem Jahr festgelegt werden, erklärt der Schatzmeister Hon Josh Frydenberg. Wenn in den nächsten 45 Tagen in einem Schlichtungsverfahren diesbezüglich keine Einigung erzielt werde, würde die Australische Kommunikations- und Medienbehörde (ACMA) im Namen der Regierung rechtsverbindliche Bedingungen festlegen.
Faire Bedingungen
Es gehe um faire Bedingungen für australische Nachrichtenunternehmen, die Erhaltung von Wettbewerb, Verbraucherschutz, eine nachhaltige Medienlandschaft und um dessen Zukunft, erklärte Frydenberg. Die Ankündigung kam einen Tag nach den Anhörungen der amerikanischen Technologieriesen Google (Alphabet), Facebook, Amazon und Apple im US-Kongress, in der es um die Marktmacht und mögliche Monopol-Stellungen der Unternehmen ging.
Bereits Ende des vergangenen Jahres forderte die australische Regierung nach einer Untersuchung des Marktes Facebook und Google auf, einen Vertrag mit den Medienschaffenden für die Nutzung derer Inhalte auszuhandeln. Eine Einigung zwischen den Parteien wurde jedoch nicht erzielt, deshalb greife die Regierung ein.
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"Den Markt funktionieren lassen"
Die Vorgaben würden "Milliarden von Klicks" ignorieren, die jedes Jahr auf australische News-Angebote führen würden, und es sei eine besorgniserregende Botschaft für Unternehmen und Investoren, dass die australische Regierung eingreift, anstatt den Markt "funktionieren" zu lassen, erklärte Mel Silver, Geschäftsführer von Google Australien, laut Reuters. Es löse laut Silver auch nicht die grundlegenden Herausforderungen für Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter. Facebook äußerte sich bisher dem Bericht zufolge nicht.
Laut einer Studie von 2019 sollen etwa 3000 Journalistenjobs in Australien in den letzten zehn Jahren aufgrund ausbleibender Werbeeinnahmen verloren gegangen sein. Von 100 australischen Dollar (ungefähr 60 Euro), die für Online-Werbung ausgegeben werden, gehe laut Frydenberg fast ein Drittel an Google und Facebook.
Medienunternehmen fordern Regulierung
Die Verlage und Medienunternehmen, darunter auch die zur News Corp. – einer der weltgrößten Verlage von Rupert Murdoch – gehörende News Corp. Australia, sollen sich aufgrund der sinkenden Werbeeinnahmen für eine Regulierung durch die Regierung eingesetzt haben, berichtet Reuters weiter.
Während andere Länder über das "unfaire und zerstörerische" Verhalten der Tech-Giganten reden würden, ergreife die australische Regierung weltweit die ersten Maßnahmen, sagte Michael Miller, Executive Chairman von News Corp Australia, in einer Erklärung.
Google bringt auch Traffic
In der EU soll das Leistungsschutzrecht Lizenzzahlungen von Google und Facebook an Presseverlage regeln, daraufhin wurde in der Vergangenheit bereits das Ende von Google-News für Europa heraufbeschworen. 2014 machte der Axel-Springer Verlag im Streit um das Leistungsschutzrecht Google wieder Zugeständnisse, nachdem Google nur noch Überschriften und keine Textausschnitte des Verlags mehr gezeigt hatte.
Eine zweiwöchige Datenerfassung habe ein Traffic-Minus von fast 40 Prozent ergeben und auf Google-News brach der Traffic um fast 80 Prozent ein, hieß es damals. Auch in Spanien wurde 2014 Google News geschlossen, nachdem der Suchmaschinenriese in Spanien grundsätzlich eine Gebühr an Verlage und Autoren zahlen mussten, wenn sie Auszüge aus deren Texten anzeigten.
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(bme)