100 neue KI-Professuren an Bayerns Hochschulen

Künstlicher Intelligenz gehört die Zukunft. Mit insgesamt 100 neuen Professuren will der Freistaat Bayern nun aufholen.

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100 neuen KI-Professuren an Bayerns Hochschulen

(Bild: Phonlamai Photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Irena Güttel
  • dpa
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Künstliche Intelligenz, da sind sich die Experten einig, hat ein riesiges Potenzial - und auch Bayern will dieses nutzen. "Künstliche Intelligenz ist eine der zentralen Zukunftstechnologien", sagt Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU).

Trotzdem können viele Menschen nichts mit Künstlicher Intelligenz anfangen. In einer Befragung des bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation unter 1000 Internetnutzerinnen und -nutzern in Deutschland gaben rund drei Viertel an, wenig darüber zu wissen. Mehr als die Hälfte befürchtet außerdem, dass Deutschland bei der Entwicklung von KI im weltweiten Vergleich abgehängt wird.

Ähnlich sieht das Diane Ahrens, Leiterin des Technologie Campus Grafenau an der Technischen Hochschule Deggendorf. "Ich denke, wir haben da sehr viel nachzuholen." Dabei gehe es nicht nur um digitale Innovationen, sondern auch um ethische Fragen. "Wir stehen im Moment an einem Punkt, wo wir nicht wissen, was wir uns durch die KI abnehmen lassen können - und auch wollen."

Mit diesen Fragen sollen sich unter anderem die 100 neuen KI-Professuren an den Hochschulen im Freistaat beschäftigen, mit denen die Landesregierung die Forschung und die Ausbildung von Fachkräften voranbringen will. 50 davon gingen an das KI-Zentrum in München und die Knotenpunkte in Würzburg, Erlangen-Nürnberg und Ingolstadt. Um die anderen 50 konnten sich die Hochschulen bewerben. Am 1. Oktober sollen die ersten 20 davon besetzt sein.

Eigentlich ist die Idee, selbstlernende Systeme zu entwickeln, nicht neu. Bereits in den 1960er und später den 1990er Jahren habe es einen Hype gegeben, sagt der Informatik-Professor Andreas Maier von der Universität Erlangen-Nürnberg. Aber damals seien die Computer zu langsam gewesen, sodass es immer wieder zu Ernüchterung gekommen sei. "KI hatte häufig den Ruf, dass es das ist, was nicht funktioniert."

Doch in den vergangenen fünf Jahren hat die Künstliche Intelligenz nach seinen Angaben geradezu einen Boom erlebt. Die Gründe unter anderem: Die Rechenkapazitäten der Computer haben sich deutlich verbessert und übers Internet kommen die Programmiererinnen und Programmierer an viel größere Datenmengen, mit denen sie die intelligenten Systeme trainieren können.

Besonders große Fortschritte sieht Maier bei der Bilderkennung, bei Sprachassistenten wie Alexa und Siri und beim autonomen Fahren. Bereits heute übernimmt das Auto das Einparken, warnt vor Staus und hält die Geschwindigkeit. Die Technische Hochschule Ingolstadt forscht unter anderem daran, wie die Autos künftig noch mehr Aufgaben übernehmen können. Bis sie komplett ohne menschliche Hilfe fahren können, wird es jedoch noch ein langer Weg sein.

"Ich denke, wo die KI am schnellsten eingesetzt wird, sind die Felder, die am langweiligsten für den Menschen sind", sagt Maier. Zum Beispiel bei der Analyse großer Datenmengen. Er und sein Team haben eine Software entwickelt, die Gewebeproben vollständig analysiert, anstatt wie Mediziner nur mehrere Stellen exemplarisch anzuschauen. Die neuen KI-Professuren an der Universität Erlangen-Nürnberg sollen auch an Prothesen arbeiten, die direkt über die Nervenbahnen gesteuert werden und Robotern, die beim Pflegen oder im Operationssaal helfen.

Die Fähigkeit von KI umfangreiche Daten aus verschiedenen Quellen auszuwerten, will auch die TH Deggendorf in der Pflege nutzen - als Frühwarnsystem, wie Ahrens erläutert. Dabei analysiert die KI den täglichen Verbrauch von Strom und Wasser in den Wohnungen pflegebedürftiger Menschen. "Es gibt tägliche Muster. Wenn sich diese plötzlich ändern, dann weiß man, dass etwas nicht in Ordnung ist", sagt Ahrens.

Wie vielfältig die Einsatzbereiche von Künstlicher Intelligenz sein können, zeigt auch die Vielfältigkeit der KI-Professuren. Sie reichen zum Beispiel von Nano-Robotern für den Einsatz im Körper an der Technischen Universität München, der Interaktion von Mensch und KI an der Uni Bamberg, der KI im Strafrecht an der Uni Passau oder der künstlichen Kreativität an der Hochschule für Musik in Nürnberg. "KI wird die Zukunft sein", prognostiziert die Expertin Ahrens. Und diese will Bayern mitgestalten.

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