IFA 2020: Wie die „Special Edition“ ablaufen soll, wer dabei ist – und wer nicht

Die IFA ist die einmalige Gelegenheit für die Elektronikbranche, sich 2020 zu treffen. Kritiker halten eine Präsenzmesse hingegen für unverantwortlich.

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IFA 2020: Wie die „Special Edition“ ablaufen soll, wer dabei ist – und wer nicht

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't magazin)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Nico Jurran
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Es sei inmitten der Pandemie „einfach nicht möglich“, zehntausende Menschen in Las Vegas sicher zusammenzubringen – mit dieser Begründung begrub Gary Shapiro, Chef der Consumer Technology Association, die Pläne für die CES 2021 als Präsenzmesse. Wie andere Events wird sie nun rein digital ablaufen.

Umso mehr richten sich nun die Blicke nach Berlin, wo vom 3. bis 5. September mit der IFA die bis Ende 2020 weltweit einzige „reale“ Elektronikmesse trotz Corona stattfinden soll.

Die Messe Berlin als Veranstalter setzt auf ein umfassendes Hygienekonzept, kombiniert mit weitreichenden Einschränkungen: Die diesjährige IFA soll nicht nur kürzer sein, sie wird vor allem als reine Einladungsveranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt, zu der nur akkreditierte Besucher zugelassen sind.

Zudem ist die „IFA Special Edition“ in drei Bereiche unterteilt: in die „IFA Global Press Conference“ mit Keynotes und Pressekonferenzen, die Innovationsplattform „IFA NEXT trifft IFA SHIFT“ sowie den Handelsbereich „IFA Retail & Business“. Pro Tag und Veranstaltung erhalten nicht mehr als 1000 Teilnehmer Einlass.

Vor allem das Interesse der Medien an der Teilnahme ist laut Messe Berlin weitaus größer: Schon sechs Tage nach Anmeldestart seien die vorgesehenen Kapazitäten überschritten worden, mit Akkreditierungen aus aller Welt. In der Folge beschränkte der Veranstalter die Teilnahme vor Ort auf zwei Vertreter pro Redaktion.

Doch mit den Berichterstattern alleine ist es nicht getan; es müssen auch Firmen etwas vor Ort präsentieren. Bis Ende Juli standen rund 20 Unternehmen fest, die in den drei Tagen Pressekonferenzen halten wollen, wie in der Programmübersicht zu sehen ist. Hinzu kommen Firmen wie AVM, Dekra, Fitbit, Hyundai, JVC Kenwood, Rooom und TP-Link, die Stände aufbauen oder Gäste in Lounges empfangen. Euronics veranstaltet wiederum seine diesjährige Generalversammlung auf der IFA.

Im Rahmen der „SHIFT Mobility Convention“ wollen zudem unter anderem Opel-CEO Michael Lohscheller, Luxemburgs Verkehrsminister Francois Bausch, Movmi-Gründerin und -CEO Sandra Phillips, ReGen-Villages-Entwickler James Ehrlich und BMWs Creative Director für Sounddesign Renzo Vitale Einblicke in ihre Visionen geben. Auch die Opening Keynote steht fest: Sie soll Cristiano R. Amon, der Präsident von Qualcomm, halten.

Das Bild von der IFA 2019 wirkt mittlerweile, als wäre es vor Jahren aufgenommen worden. Die Telekom wird auf der „IFA Special Edition“ 2020 gar nicht vertreten sein.

Doch nicht alle Aussteller der vergangenen Jahre haben sich überzeugen lassen. So werden unter anderem die Deutsche Telekom, Philips, Samsung und Sony fehlen – Unternehmen, die bislang jeweils ganze Hallen bespielten. Auf Nachfrage von c’t erklärten zudem Amazon, Bosch Smart Home, DJI, eQ-3 (Homematic IP), Garmin, Lenovo, Logitech, Medion, Netgear, Sennheiser, Sound United (Denon, Marantz) und TechniSat, in diesem Jahr nicht dabei zu sein. Andere Unternehmen hatten sich bis Anfang August noch nicht entschieden. Der ursprünglich angekündigte Bereich „IFA Global Markets“ wurde bereits gestrichen.

Als häufigster Grund für die Absage wurde genannt, dass man die Mitarbeiter keinem unnötigen Risiko aussetzen wolle – auch vor dem Hintergrund, dass in vielen Unternehmen seit Monaten strikte Hygieneregeln gelten oder Beschäftige ganz im Homeoffice bleiben. Dazu stünde ein Besuch der IFA im Widerspruch: „Danach dürften immer wieder Kollegen mit Argumenten kommen, warum sie auch unbedingt zu diesem oder jenem Event fahren müssen“, formuliert ein Sprecher die Befürchtung in vielen Unternehmen.

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Grundig/Beko will zwar zur IFA fahren, allerdings mit einem Kern-Team aus Deutschland und nur, um in den Business-Lounges deutsche Gesprächspartner in Einzelterminen zu treffen. Auf einen eigenen Stand verzichtet das Unternehmen aufgrund der Umstände ebenso wie auf die Teilnahme an der Global Press Conference.

Mitte Juni hatte das IFA-Organisationsteam noch seine Hoffnung bekundet, dass sich der Trend beim Rückgang von Covid-19 fortsetzen würde. „Dann könnte es möglich werden, einer größeren Zahl von interessierten Journalistinnen und Journalisten die persönliche Teilnahme in Berlin zu ermöglichen“, hieß es in einer damaligen Mitteilung. Doch seit RKI-Präsident Lothar Wieler sagte, die Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland bereite ihm „große Sorgen“, glaubt daran kaum noch jemand.

Und Deutschland ist keine Ausnahme, in vielen Ländern ist ein erneuter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. Zu Redaktionsschluss erschien vor allem die IFA-Teilnahme von Presse- und Firmenvertretern aus den USA unwahrscheinlich: Das Land gilt als Corona-Hotspot, in keinem anderen Staat liegt die Gesamtzahl an verzeichneten Menschen mit einer Covid-19-Infektion höher, rund jeder Vierte der weltweit erfassten Corona-Toten lebte in den USA.

Da auch die Messe Berlin davon ausgehen muss, dass zum Zeitpunkt der IFA weiterhin Reisebeschränkungen bestehen, plante sie von Beginn an, die Präsenzmesse mit virtuellen Streaming- und Chatangeboten zu begleiten. Allerdings sind laut IFA-Chef Jens Heithecker virtuelle Produktpräsentationen kein vollwertiger Ersatz; für die journalistische Arbeit könne man nicht auf Informationen aus erster Hand verzichten.

Doch gerade die Unsicherheit, dass im Vorfeld niemand sagen kann, aus welchen Ländern Pressevertreter Anfang September überhaupt nach Deutschland einreisen dürfen, ist für manche Aussteller die Achillesferse der diesjährigen IFA: Schließlich hinge mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit die Relevanz der Messe entscheidend davon ab, dass Journalisten als Multiplikatoren die News weiterverbreiten. Eine rein „deutsche“ IFA, so ein Unternehmenssprecher, lohne den ganzen Aufwand eines Messeauftritts nicht.


Tag 1: Donnerstag, 3. September
9:30 Uhr IFA, gfu & GfK Opening
9:45 Uhr Qualcomm Opening Keynote
11:00–18:00 Uhr Pressekonferenzen LG, BSH, TCL, Huawei, Haier, Schneider electric, Beurer, GfK

Tag 2: Freitag, 4. September
9:30 Uhr IFA, gfu & GfK Opening
9:45–18:00 Uhr Pressekonferenzen Miele, Hyundai, HONOR, Realme, Neato Robotics, Shelly (Allterco), De’Longhi, GfK

Tag 3: Samstag, 5. September
10:00 Uhr IFA & gfu Opening
10:15–13:00 Uhr Pressekonferenzen Ataraina, Satisfyer, ECOVACS
13:00–15:00 Uhr IFA Press Conference Sneak Peak 2021


Dieser Artikel stammt aus c't 18/2020.

(nij)