Ad-Tracking: Apple verzichtet auf Opt-in für eigene Werbeplattform

Apps müssen in iOS 14 erst Erlaubnis für Werbe-Tracking einholen, die Branche fürchtet Einbußen. Den hauseigenen Werbedienst nimmt Apple davon offenbar aus.

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Apple

(Bild: dpa, Edmond Terakopian/PA Wire/dpa)

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Von
  • Leo Becker

Apple erlaubt seiner Werbeplattform in iOS 14 weiterhin, den Nutzer zu tracken, um "interessenbezogene" Banner auszuliefern. Für "Apple-Werbung" schaltet das System personalisierte Werbung automatisch aktiv, wie Entwickler mit Zugriff auf die Beta von iOS 14 berichten – außer man hat das Ad-Tracking zuvor schon manuell abgeschaltet.

Die standardmäßig aktive Einstellung für personalisierte Apple-Werbung steht im deutlichem Kontrast zu einer zentralen Datenschutzneuerung in iOS 14: Dritt-Anbieter müssen künftig nämlich erst die Erlaubnis des Nutzers einholen, um diesen für personalisierte Werbung tracken zu dürfen. Die Werbebranche fürchtet, dass viele Nutzer das ablehnen.

Bis hin zu iOS 13 ist es noch so, dass Apps standardmäßig auf die Werbe-ID von iPhones und iPads zugreifen können. Dieser Advertising Identifier (IDFA) ist eine eindeutige von iOS bereitgestellte ID, die der Nutzer zurücksetzen oder abschalten kann. Große Werbenetzwerke wie Facebook erhalten darüber detaillierten Einblick in App-Aktivitäten von Nutzern und können etwa tracken, ob eine bestimmte Werbekampagne zu einer Installation einer App geführt hat. Facebook warnte jüngst vor der "aggressiven" Apple-Änderung, es schade vor allem kleineren Unternehmen.

Apple habe die Werbe-ID mit iOS 14 zwar nicht "gekillt", aber praktisch nutzlos gemacht, heißt es unter Werbern. Auch europäische Werbeverbände machen gegen die Änderung mobil und haben wettbewerbsrechtliche Bedenken vorgebracht: Apple stellt nämlich eine eigene Schnittstelle (SKAdNetwork) bereit, die es Werbetreibenden ermöglichen soll, den Erfolg einer Kampagne für App-Installationen in datenschutzfreundlicher Form zu messen. Nur wenn diese genutzt wird, muss auch keine Einwilligung für Tracking eingeholt werden. Dass Apple seine eigene Werbeplattform von dem künftig verpflichtenden Tracking-Opt-in ausnimmt, dürfte für zusätzliche Verärgerung sorgen.

Apple betont, die hauseigene Werbeplattform sei darauf ausgelegt, Nutzerdaten zu schützen. Man erstelle Segmente aus jeweils mindestens 5000 Personen. Sie basieren neben Name, Alter und Adresse des Nutzers vor allem auf dem Einblick in dessen Download-Aktivitäten in App Store und iTunes Store sowie Leseaktivitäten in Apple News.

Zudem nutzt Apple "Kontextinformationen" wie das verwendete Gerät, den Mobilfunkanbieter sowie den Gerätestandort. Der genaue Aufenthaltsort werde nicht gespeichert, so der iPhone-Konzern, auch bilde man daraus keine Profile. Persönliche Daten aus anderen Diensten wie Apple Karten oder dem Sprachassistenzsystem Siri sollen für Apple-Werbung zudem nicht herangezogen werden. Apple liefert bislang nur Banner in App Store und Apple News aus, auch die Aktien-App könne Werbung zeigen, so der Konzern.

(lbe)