Finnix 121 für den Admin: Klassisch Hand anlegen statt automatisieren

Finnix ist ein Werkzeugkasten für den Admin, der in der neuen Version 121 viele Programme für die Wartung von Linux-Servern erhält.

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Tux-Figuren

Tux-Figuren, Maskottchen des Open-Source-Betriebssystems Linux.

(Bild: dpa, Tobias Kleinschmidt)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz

Ryan Finnie hat die nach ihm benannte Linux-Distribution Finnix in der Version 121 veröffentlicht. Die Distribution dient sich seit vielen Jahren als Live-System für Systemverwalter an, die bestehende Linux-Installationen warten müssen. Längst nicht alle Aufgaben lassen sich aus dem laufenden Betrieb heraus erledigen – entsprechend umfasst Finnix allerlei praktische Werkzeuge, die eben diese erledigen.

Oberste Prämisse dabei ist, dass Finnix ausschließlich solche Programme enthalten soll, die dem Admin bei Wartungsaufgaben bestmöglich zur Hand gehen. Allein in Finnix 121 hält deshalb ein ganzer Strauß neuer Applikationen Einzug: So gehört künftig etwa der Dateimanager ranger ebenso zum Lieferumfang wie socat. Mit lldpd lässt sich innerhalb einer Netzwerkumgebung herausfinden, welche Server an welchen Ports eines Switches angeschlossen sind.

Des Weiteren ist nun ipmitool Bestandteil von Finnix: Mit dem Werkzeug lassen sich nicht nur andere Rechner per IPMI-Protokoll fernsteuern, sondern auch – sobald die nötigen Kernel-Module geladen sind – die IPMI-Schnittstelle des lokalen Hosts umkonfigurieren. Das funktioniert bei den meisten Hardware-Herstellern – und zwar unabhängig davon, ob offiziell Dells iDRAC-Protokoll, HPs iLO oder IBMs RSA zum Einsatz kommt. Praktischerweise kann der Admin mit ipmitool in einem Verbund aus vielen Rechnern die IPMI-Schnittstellen remote konfigurieren, ohne sich aus der Ferne oder lokal in die jeweilige Out-of-Band-Software einzuloggen und die Einstellungen dort händisch vorzunehmen.

Auch an anderen Stellschrauben hat Ryan Finnie in der neuen Version 121 gedreht: Über den charakterisichen blau-weißen Kommandozeilenprompt lässt sich mit dem Befehl 0 nun das gewünschte Tastatur-Layout schnell wählen. Das dürfte besonders für jene Nutzer von Vorteil sein, die mit dem ab Werk voreingestellten US-Layout nicht gut zurecht kommen. Abschied nehmen heißt es hingegen von der klassischen Toolsuite für das Brennen von CDs und DVDs unter Linux: cdbackup, dvd+rw-tools sowie wodim gehören nicht länger zur Distribution. Sie ersetzt xorriso, das künftig als einheitliches Werkzeug ihre Aufgaben übernimmt.

Dass es Finnix überhaupt noch gibt, ist durchaus bemerkenswert, denn über ganze fünf Jahre hinweg befand sich das System im Dornröschenschlaf, weil Finnie kaum Zeit hatte, neue Abbilder der Distribution zu konstruieren. Was auch etwas mit den Werkzeugen zu tun hatte, die er dafür nutzte: Sie stammten noch aus einer Zeit, in der Tools für den automatischen Bau solcher Images Mangelware waren. Daher kam ein eigens gebautes Framework zum Einsatz, das aber über die Jahre seine Schwächen offenbarte. Vor drei Monaten erfolgte dann ein kompletter Neustart: Heute fußt Finnix auf Debian Live und seit der nun veröffentlichten Version 121 auf dem testing-Zweig.

Letztlich handelt es sich bei der Distribution mittlerweile also um ein Debian-Live-System mit einer gegenüber dem Original stark veränderten Paketauswahl. Mit seinen knapp 500 MByte ist ein aktuelles Finnix-Image noch immer vergleichsweise schlank. Die Abbilder sind auf den Betrieb von CDs hin optimiert, gleich beim Systemstart lädt die Distribution also weite Teile des Systems vom Datenträger in den RAM, um eine bessere Leistung zu ermöglichen. Ebenso gut lässt Finnix sich aber von einem flotten USB-Stick aus betreiben.

Vorrangig dürfte Finnix somit für klassische Umgebungen interessant sein, in denen der Automatisierungsgrad eher gering ist. In vollständig automatisierten Umgebungen würden Admins vorhandene Systeme eher leermigrieren und dann automatisiert neu installieren, statt sie händisch zu reparieren. Längst nicht jedes Setup funktioniert allerdings so – und wer in einer konventionellen Umgebung Probleme auf Servern beheben muss, findet dafür in Finnix ein äußerst vielseitiges Werkzeug.

(fo)