Labor in der Cloud: KI-System von IBM ermöglicht Forschen aus dem Heimbüro

Neue Moleküle lassen sich heute nach Belieben synthetisieren, aber das kostet viel Zeit. Eine automatisierte Online-Plattform könnte mehr Tempo bringen.

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Labor in der Cloud: KI-System von IBM ermöglichst schnelles Forschen von zuhause

(Bild: IBM Research)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Karen Hao
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IBM hat ein neues Chemie-Labor namens RoboRXN komplett in der Cloud aufgebaut. Es vereint KI-Modelle, eine Plattform für Cloud-Computing und Roboter, damit Wissenschaftler von zuhause aus neue Moleküle entwickeln und synthetisieren können.

Bei der Labor-Plattform im Internet können sich Forscher über einen Web-Browser anmelden. Auf einem leeren Blatt zeichnen sie dann die Skelett-Struktur von Molekül-Verbindungen, die sie herstellen wollen.

Mit Hilfe von maschinellem Lernen findet die Plattform dann heraus, welche Ausgangsstoffe dafür erforderlich sind und wie sie gemischt werden müssen. Diese Instruktionen gehen an einen Roboter, der sie in einem realen Labor umsetzt. Wenn das Experiment beendet ist, erhält der jeweilige Nutzer einen Bericht mit Ergebnissen.

Um neue Medikamente und Materialien zu entdecken und auf den Markt zu bringen, dauert es traditionell im Durchschnitt zehn Jahre. Viel von dieser Zeit wird für die mühsame Wiederholung von Experimenten benötigt, bei denen neue Verbindungen synthetisiert und nach dem Prinzip Versuch und Irrtum getestet werden.

IBM hofft, dass eine Plattform wie RoboRXN diesen Prozess massiv beschleunigen könnte, indem die Rezepte vorhergesagt und die Experimente automatisiert werden. Theoretisch könnten dadurch die Kosten für Medikamenten-Entwicklung sinken und Wissenschaftler schneller auf Gesundheitskrisen wie die aktuelle Corona-Pandemie reagieren – zumal Abstandsregeln derzeit die Arbeit in normalen Laboren erschweren.

IBM ist nicht der einzige Anbieter, der KI und Robotik für schnelle chemische Synthesen einsetzen will – mehrere Uni-Labore und Start-ups verfolgen dasselbe Ziel.

Dass Nutzer der IBM-Plattform auf Entfernung Moleküle eingeben können und dann Analysen dazu erhalten, ist laut Jill Becker von Kebotox aber eine wertvolle Neuerung: Sie bezeichnet RoboRXN als „wichtigen Schritt in die Richtung von schnelleren Erkenntnissen“.

(sma)