Wirecard-Skandal: Verfahren gegen Reporter der "Financial Times" eingestellt

Die Staatsanwaltschaft München hat die Ermittlungen gegen zwei Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen
Wirecard-Skandal: Verfahren gegen Reporter der "Financial Times" eingestellt

(Bild: Plateresca/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Im Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard hat die Staatsanwaltschaft München die Verfahren gegen zwei Journalisten der Financial Times in London eingestellt. Die Berichterstattung der verdächtigten Reporter, die als erste auf die Scheingeschäfte des Dax-Konzerns hingewiesen hatten, sei "grundsätzlich zutreffend" und nach dem damaligen Informationsstand "weder falsch noch irreführend", teilte die Staatsanwaltschaft München I Ende vergangener Woche mit.

Die Reporter der Financial Times beschäftigen sich seit 2015 mit Wirecard und haben in einer Serie von Artikeln immer wieder auf Unregelmäßigkeiten bei dem deutschen Zahlungsdienstleister hingewiesen. Das Unternehmen hatte dies stets dementiert und den Journalisten im Gegenzug vorgeworfen, sie steckten mit Börsenspekulanten unter einer Decke. Die Financial Times hat diese Unterstellungen stets zurückgewiesen.

Nachdem der Börsenkurs der Wirecard-Aktie aufgrund eines Berichtes der Financial Times im Januar 2019 erneut abgestürzt war, hatte das Unternehmen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Dabei waren die Journalisten der Financial Times bereits ins Visier der Justiz geraten. Auch die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) nahm Ermittlungen wegen Marktmanipulation auf und erstattete im April 2019 Anzeige gegen die Journalisten und weitere Personen.

Die Journalisten wurden verdächtigt, gemeinsam mit Börsenspekulanten den Kurs der Wirecard-Aktie manipuliert zu haben. Doch ergaben die Ermittlungen keine "Anhaltspunkte, dass die Beschuldigten selbst bewusst Inhalt und Zeitpunkt ihrer Berichte Dritten bekannt gegeben hätten und damit Insiderinformationen weitergegeben haben", teilte die Staatsanwaltschaft nun mit. Gegen einige Börsenspekulanten werde aber weiter ermittelt.

Der Fall Wirecard ist kein Ruhmesblatt für die deutsche Finanzaufsicht. Ein Jahr nachdem die Staatsanwaltschaft auf Betreiben der Bafin Ermittlungen gegen zwei Journalisten aufgenommen hatte, stellten sich deren Berichte als weitgehend zutreffend heraus. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY weigerte sich, die Wirecard-Bilanz zu testieren, weil es für Umsätze in Milliardenhöhe keine Nachweise gab.

Wirecard musste schließlich Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro einräumen, in der Folge Insolvenz anmelden und flog anschließend aus dem Dax. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Unternehmen seit 2015 Scheingewinne auswies, und ermittelt nun wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs gegen das Management. Die Bafin teilte zur Einstellung des Verfahrens gegen die Journalisten nur mit, dass die Bundesanstalt "keine Einwände" habe.

(vbr)