Ruhr-Cix: Regionaler Internetknoten soll die Cloud ins Ruhrgebiet holen

Drei lokale Provider haben im Pott zusammen mit dem Betreiber De-Cix den Datenaustauschpunkt Ruhr-Cix gestartet.

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Ruhr-Cix: Regionaler Internetknoten soll die Cloud ins Ruhrgebiet holen

(Bild: asharkyu/Shutterstock.com)

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Im Ruhrgebiet sollen die Daten fortan schneller fließen: Die regionalen Telekommunikationsdienstleister Dokom21 aus Dortmund, die Gelsenkirchener Gelsen-Net und der Bochumer Stadtwerkeableger TMR haben dazu am Dienstag den regionalen Internetknoten Ruhr-Cix gestartet, dessen technischen Betrieb der "große Bruder" De-Cix aus Frankfurt sicherstellt. Der Verbund soll die Paketlaufzeit zwischen den angeschlossenen Internetunternehmen reduzieren und zu einem stabileren Netz für bandbreitenhungrige Anwendungen wie Cloud-Computing, VoIP oder Streaming führen.

Über einen Hochgeschwindigkeitsring aus Glasfaser auf 100 Gigabit-Basis sind die drei beteiligten Ruhrgebietsstädte, über die sich der neue Austauschpunkt für Daten erstreckt, bereits miteinander verbunden. Die Hälfte des Bereichs werde mit diesem speziellem Backbone versorgt, erläuterte Thomas Dettenberg von Gelsen-Net. Die Frage des weiteren Zusammenschlusses sei daher nur noch ums Wie gegangen, nicht ums Ob. Rechenzentren seien die Fabriken der Zukunft. Der Ruhr-Cix spiele bei deren Verknüpfung eine wichtige Rolle, da neben Bandbreiten kürzere Latenzen für viele Nutzer entscheidend seien.

"Wir haben auch über fünf Millionen Privatkunden", stellte Patrick Helmes von TMR klar. Diese könnten nun etwa Streaming-Dienste "ohne die üblichen Verzögerungen nutzen". Die Ruhr-Cix-Partner hofften auch, dass US-Konzerne wie Akamai, Amazon, Facebook, Google oder Netflix "ihre Cache-Server in unsere Rechenzentren einstellen", also "die Cloud quasi ins Ruhrgebiet kommt".

"Mit dem Ruhr-Cix soll ein neues Ökosystem für digitale Wirtschaft entstehen", ergänzte Jörg Figura von Dokom21. Mit dem verteilten Knoten "befördern wir die Technik, das Angebot sowie die Erreichbarkeit der Dienstleistungen internationaler Technologie- und Medienkonzerne im größten Ballungsraum Deutschlands". Er gehe davon aus, so den Datenverkehr von Städten wie Hamburg oder Düsseldorf bald überflügeln zu können.

Für den De-Cix-Geschäftsführer Harald Summa weisen die Ambitionen der Initiative ebenfalls über den Pott hinaus. "Mit dem regionalen Ansatz zahlt Ruhr-Cix auch auf das Projekt Gaia-X der Bundesregierung ein, dessen Ziel es ist, eine wettbewerbsfähige, sichere und vertrauenswürdige Cloud-Infrastruktur für Europa zu schaffen". Anfangs seien Austauschknoten in jedem Land entstanden, wobei der De-Cix mittlerweile "kurz vor zehn Terabit an Daten" stehe und damit der weltweit größte sei.

Nun wird laut Summa mit dem Ableger im Ruhrgebiet der "zweite Schritt" eingeläutet: "Wenn in Dortmund jemand streamt, holt er sich das normalerweise über einen Provider in Frankfurt. Jetzt erfolge der Abruf direkt aus einem Datenzentrum vor Ort "mit ganz anderer Qualität". Man gehe "ran an den Kunden" und damit ans "Edge" des Netzes. Dies biete eine viel bessere Möglichkeit, leistungsstarke Internetanwendungen zu machen.

Ganz neu ist der Ansatz nicht. In Berlin gründeten mehrere kleinere Internetunternehmen schon 2002 den Bcix als Standortinitiative. Bereits rund ein Jahr später schloss etwa die Domain-Registrierungsstelle Denic ihren elften DNS-Server direkt an diesen Internetknotenpunkt der Hauptstadt an. (axk)