Was das Herbst-Upgrade für Windows 10 bringt

Im Herbst kommt für Windows-10-Anwender wieder ein Funktions-Upgrade. Auf einigen Rechnern passiert die Installation sogar schnell und schmerzfrei.

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Was das Herbst-Upgrade für Windows 10 bringt

(Bild: Gerd Altmann via Pixabay)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jan Schüßler
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Im Herbst stehen nicht nur Halloween, Kürbissuppe und Laubbläsergeheul an, sondern für Windows-10-Anwender auch wieder ein Funktions-Upgrade. Ähnlich wie schon beim Versionssprung von 1903 auf 1909 lassen sich die Neuerungen auch diesmal an einer Hand abzählen. Manche davon betreffen die neue, mit Chromium-Unterbau ausgestattete Version des Webbrowsers Edge, der nun serienmäßig enthalten ist. Das führt dazu, dass auch nach einer sauberen Neuinstallation des Systems der frisch eingerichtete Desktop zunächst von einer Edge-Willkommensseite überlagert wird. Wegklicken lässt die sich erst nach ein wenig Interaktion – oder durch Abwürgen im Task-Manager.

Apropos Edge: Die systemweit gültige Tastenkombination Alt+Tab, die zwischen Anwendungen umschaltet, erfasst nun auch Edge-Tabs. In den Einstellungen unter "System/Multitasking" kann man festlegen, ob bei Alt+Tab alle oder nur die aktuellsten drei beziehungsweise fünf Tabs angezeigt werden, sowie die Tab-Anzeige ganz abschalten. Außerdem soll die Ansicht angepinnter Websites nun intuitiver sein und per Klick alle zu einer angepinnten Website gehörigen offenen Tabs anzeigen. Das konnten wir bislang nicht nachvollziehen.

Windows 10 kann in Version 20H2 per Alt+Tab auch offene Edge-Browsertabs auflisten.

Eine Änderung, die im Startmenü auf Anhieb sichtbar ist, sind die App-Icons, deren Hintergrund nun der Menüfarbe entspricht; die Symbole sind nicht mehr von einer quadratischen Kachel umgeben. Damit ähnelt die Darstellung nun stärker den Icons auf dem Desktop und wirkt dadurch stimmiger. Bislang betrifft das schickere Design allerdings nur die App-Liste und nicht die angehefteten, großen Kacheln – wenn Microsoft auch das hinbekommt, dürfte es noch etwas schicker werden.

Daneben haben die Benachrichtigungen ("Toasts") eine winzige, aber hilfreiche Überarbeitung bekommen: Sie haben nun einen Titel, der den App-Namen nennt – praktisch, um zu erkennen, was da überhaupt benachrichtigt. Die kleine Schaltfläche zum Ausblenden einer Benachrichtigung, die in den jüngeren Windows-10-Ausgaben durch einen kleinen Pfeil dargestellt war, zeigt nun wieder ein X.

In der Einstellungen-App lässt sich nun unter "System/Anzeige/Erweiterte Anzeigeeinstellungen" die Bildwiederholrate ändern. Die Infoseite (System/Info) hat Schaltflächen zum Kopieren der Systeminfos und eine kompaktere Statusanzeige bekommen ("Der PC wird überwacht und geschützt").

Das automatische Umschalten der Darstellung auf 2-in-1-Geräten hat Microsoft ein wenig angepasst. So fragt Windows beim Abdocken oder Umklappen der Tastatur nun nicht mehr, ob es in den Tabletmodus wechseln soll, sondern aktiviert von sich aus lediglich den Touch-optimierten Desktop-Modus, den Windows 10 mit Version 2004 dazugelernt hat. In diesem werden lediglich Anpassungen vorgenommen, die die Fingerbedienung erleichtern, etwa größere Symbolabstände und ein Bildschirmtastatur-Icon auf der Task-Leiste. Wer weiterhin den Tabletmodus verwenden will, in dem alle Programme zwangsmaximiert werden, kann ihn in den Einstellungen unter System/Tablet wieder einschalten.

Auf Geräten ohne Touchscreen taucht die Schaltfläche "Tabletmodus" in den Schnellaktionen im Info-Center zudem nicht mehr auf. Das ist sinnvoll – nach unserem Eindruck hat sie immer wieder bei Anwendern Verwirrung und Frust hervorgerufen, die die Funktion nicht kannten, aus Versehen draufklicken und sich wundern, dass plötzlich alle Anwendungen maximiert erscheinen.

Das Startmenü von Version 20H2 verzichtet in der App-Liste auf Hintergrundkacheln für Icons – das macht die Darstellung etwas gefälliger.

Bei der Erstanmeldung mit einem neuen oder bestehenden Microsoft-Konto am System soll Windows nun KI-gestützt leichte Anpassungen der werksseitig an die Taskleiste angepinnten App-Icons vornehmen. So soll statt der Mail-App etwa automatisch die App "Ihr Smartphone" oder "Xbox" angeheftet sein, wenn der Anwender bei der Einrichtung eine Verknüpfung mit seinem Android-Smartphone vorgenommen hat beziehungsweise das Konto mit einem regelmäßig genutzten Xbox-Live-Account verknüpft ist. Auch das ließ sich in unserem Test bislang allerdings nicht nachvollziehen.

Windows 10 Version 20H2 kommt, wie schon das Upgrade von 1903 auf 1909, technisch nicht als dicke Upgrade-Installation, bei der im Hintergrund das komplette Betriebssystem ausgetauscht wird. Stattdessen wählt Microsoft wieder einen eleganteren Weg: Die neuen Funktionen hat Microsoft seit dem Sommer einfach Stück für Stück mittels kumulativer Updates in Version 2004 hineingepatcht – klammheimlich sozusagen. Um das Upgrade auf Version 20H2 auszuführen, schaltet ein kleines, "Enablement Package" genanntes Update die Änderungen einfach scharf. Das hat zur Folge, dass sich die Versionen 2004 und 20H2 eine Codebasis teilen und auch identische Updates bekommen, genauso wie es schon bei Version 1903 und 1909 der Fall war und ist.

1903, 20H2, 19041.450 – wie bitte?

Lässt man sich die genaue Bezeichnung einer Windows-10-Version anzeigen, etwa per Windows-Taste, winver, Eingabetaste, spuckt Windows so etwas wie "Version 2004 (Build 19041.450)" aus. Diese Bezeichnungen muten bisweilen wirr an, folgen aber einer Logik.

Vierstellige Angaben wie "Version 1909" nennen Jahr und Monat der Fertigstellung der neuen Ausgabe. Weil diese Angabe nie sonderlich genau war – und wohl auch, weil Namen wie "Version 2004" etwas lächerlich klingen – ist Microsoft mit der jüngsten Version dazu übergegangen, Jahreszahl und -hälfte zu nennen. 20H2 ist also die Version, die in der zweiten Jahreshälfte 2020 veröffentlicht wird; die darauf folgende Version wird dementsprechend 21H1 heißen.

Die fünfstellige Zahl ist die Build-Nummer. In der Softwareentwicklung ist es üblich, jede neu erstellte Version, also jeden "Build", mit einer mehr oder weniger fortlaufenden Nummer zu bezeichnen. Streng genommen sind die Versionen 2004 und 20H2 eigentlich Varianten des gleichen Windows-10-Builds mit der Nummer 19041. Um die Ausgaben trotzdem auch anhand der Build-Nummer unterscheiden zu können, hat Microsoft den Zähler bei Version 20H2 einfach um 1 erhöht, sodass sich das System mit der Build-Nummer 19042 meldet.

Um den Patch-Stand einzelner Windows-10-Versionen zu unterscheiden, wird an die Build-Nummer eine weitere Zahl angefügt. Wann immer eine bestimmte Version ein kumulatives Update erhält – egal ob sicherheitskritisch oder nicht – zählt diese Nummer hoch. Das ist nicht nur für Entwickler, sondern auch für Kunden praktisch, weil sich anhand der vollständigen Build-Nummer ablesen lässt, auf welchem Patch-Stand sich ein System befindet. Hat man etwa heute ein System vor sich, das die Build-Nummer 19041.331 zeigt, kann man in Microsofts Liste aller Windows-10-Updates nachschauen und herausfinden: Dieses System hat am 18. Juni 2020 zum letzten Mal ein Update bekommen.

Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass auf diese Weise installierte Funktions-Upgrades nicht nur angenehm schnell ablaufen, sondern dabei auch kaum Malheure passieren können, wie sie sonst bei den richtigen Upgrade-Installationen hin und wieder vorkommen. Das gilt aber nur, wenn Version 2004 bereits auf dem Rechner läuft – ein Upgrade etwa der älteren Version 1909 auf 20H2 ist in jedem Fall eine der langwierigeren Upgrade-Installationen.

Offenkundige Probleme haben wir bei Version 20H2 bislang keine gefunden. Die Installation ist offenbar kaum fehleranfällig und schnell erledigt. Ohnehin fußt die neue Ausgabe auf Version 2004, also auf einem System, das schon ein paar Monate lang im Einsatz ist und daher zumindest von den allergröbsten Fehlern frei sein sollte.

Die wenigen Änderungen, die die neue Ausgabe mitbringt, sind kleinteilig, aber durchaus sinnvoll. Einzig die Willkommensseite des neuen Edge-Browsers könnte einige Anwender nerven, da sie sich nicht mit einem einfachen Klick schließen lässt. Weil sie nur ein einziges Mal auftaucht, sollte sich der Stress allerdings in Grenzen halten.

Dieser Artikel stammt aus c't 21/2020.

(jss)