Bethesda-Übernahme: Microsoft landet endlich einen Treffer gegen Sony

Mit der Bethesda-Übernahme ist Microsoft ein Paukenschlag gelungen. Spieler müssen nun befürchten, dass das nächste "Elder Scrolls" nicht für die PS5 erscheint.

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Xbox Controller
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Die geplante Übernahme von Bethesda Softworks durch Microsoft wirbelt die Spielebranche durcheinander: Sie verändert die Dynamik des Konsolen-Duells zwischen Playstation 5 und Xbox Series X/S, das sich für den November anbahnt, grundlegend. Hinter dem üblichen Mantra, dass die PS5 alleine schon wegen der besseren Exklusivspiele das Rennen machen wird, steht nun ein dickes Fragezeichen.

Seit mehreren Jahren versucht Microsoft jetzt schon, dem Konsolen-Konkurrenten Sony hochwertige Xbox-Exklusivtitel entgegenzusetzen. Bisher waren diese Bemühungen, zumindest im Hinblick auf die Finanzkraft des Tech-Konzerns, eher zaghaft: Die Microsoft-Neuanschaffungen Ninja Theory, Obsidian und inXile sind talentierte Studios mit guten Spielen. Aber sie können keine Antwort auf "Uncharted", "God of War" oder "The Last of Us" hervorbringen – die besten der Playstation-Exklusivtitel spielten immer in einer anderen Liga. Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass die PS4 mehr als doppelt so oft verkauft wurde wie die Xbox One.

Alleine die Aussicht, dass derartige Blockbuster-Titel irgendwann auch exklusiv auf der PS5 erscheinen werden, schickte die Sony-Konsole als haushohen Favoriten ins Rennen mit der Xbox Series X. Um den Sony-Vorsprung zu stutzen, hat Microsoft nun richtig Geld in die Hand genommen: Mit dem 7,5 Milliarden US-Dollar teuren Bethesda im Rücken könnte es Microsoft auf lange Sicht gelingen, Sony die Exklusivspiel-Übermacht streitig zu machen. Reihen wie "Doom", "Elder Scrolls" und "Fallout" zählen zu den größten Marken, die der Spielemarkt zu bieten hat. Sie könnten künftig exklusiv auf Xbox und Windows laufen.

Ob Microsoft diesen Exklusivhebel aber ziehen wird, ist derzeit noch unklar: Der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Xbox-Chef Phil Spencer lediglich vage, man werde "von Fall zu Fall" entscheiden, ob Bethesda-Spiele auch auf Plattformen außerhalb des Microsoft-Ökosystems erscheinen sollen. Die Vorstellung, dass etwa der Nachfolger von "The Elder Scrolls 5: Skyrim" nicht auf der PS5 gespielt werden kann, ist für viele Playstation-Fans ein Schock. Auch Nintendo-Spieler müssen befürchten, dass Bethesda-Spiele nicht mehr für die Switch erscheinen.

Gemeinhin gilt Microsoft als vergleichsweise freizügig, was die Vermarktung seiner Eigenentwicklungen angeht. Spiele wie "Minecraft" und "The Outer Worlds" stammen von Microsoft-Studios, sind aber trotzdem für die Playstation verfügbar. Microsoft war außerdem deutlich schneller als Sony darin, seine Crossplay-Restriktionen zu anderen Spieleplattformen aufzuheben.

Nun könnte Microsoft also darauf verzichten, seine Konsolen-Verkäufe mit Exklusivtiteln anzukurbeln, und Bethesda-Spiele zugunsten höherer Software-Verkaufszahlen auch auf Playstation und Switch anbieten, hoffen viele.

Das ist nicht ausgeschlossen. Doch Microsofts vermeintliche Offenheit ist Wunschdenken: Die genannten Beispiele "Minecraft" und "The Outer Worlds" waren bereits für die Playstation angekündigt oder sogar erschienen, als Microsoft die Entwickler übernahm. Aus diesem Grund werden auch "Deathloop" von Arkane Studios und "Ghost Wire Tokyo" von Tango Gameworks noch für die Playstation 5 erscheinen, obwohl die Entwickler bald zu Microsoft gehören werden.

Das heißt aber nicht, dass ferner in der Zukunft liegende Titel ebenfalls für die Playstation verfügbar sein werden. Bei Microsofts anderen selbstentwickelten Spielen zeigt sich nämlich ein klares Bild der Playstation-Ausgrenzung: Die "Forza"-Spiele, "Gears of War", "Gears of War: Tactics", "Grounded", "Fable", "Hellblade 2", "Avowed", der Microsoft Flugsimulator, "Halo" – sie alle erscheinen ausschließlich für Xbox und Windows-PCs. Dass auch künftige Bethesda-Titel diesem Muster folgen werden, muss nach aktueller Beweislage als wahrscheinlich gelten.

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Mit den Bethesda-Spielen kann Microsoft außerdem sein Spiele-Abo Xbox Game Pass weiter aufwerten. Der Xbox Game Pass hat sich in den vergangenen Monaten zum umfangreichsten Spiele-Abodienst gemausert, uletzt hat Microsoft EA-Titel in das Abonnement übernommen und seinen Cloud-Gaming-Dienst xCloud in die Ultimate-Version des Game Pass integriert. Auch Bethesda-Spiele sollen künftig direkt zum Launch ohne Aufpreis in das Abo-Angebot von Microsoft aufgenommen werden. Das ist eine gute Nachricht für die aktuell 15 Millionen Abonnenten, die mehr für ihr Geld bekommen.

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Playstation-Spieler profitieren aber auch davon nicht – der Game Pass wird derzeit ausschließlich auf Xbox-Konsolen und dem PC angeboten. Und PC-Spieler müssen ebenfalls tapfer sein: Es ist denkbar, dass Bethesda-Spiele in Zukunft ausschließlich im Windows Store angeboten werden.

All diese offenen Fragen werden so schnell wohl nicht beantwortet: Die ZeniMax-Übernahme wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr abgeschlossen, bis erste Bethesda-Spiele unter dem Microsoft-Banner erscheinen, wird es noch länger dauern. Bis dahin sind konkurrenzfähige Blockbuster-Exklusivspiele für die Xbox Series X/S eher ein Versprechen als ein akuter Kaufanreiz – aber auch das ist deutlich mehr, als man vor der Ankündigung des ZeniMax-Deals von der Microsoft-Konsole erwartet hatte. .

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(dahe)