Überall flott elektronisch bezahlen: Brüssel für EU-weites System

Die EU-Kommission hat sich einen Plan überlegt, der einen EU-weiten Standard für schnelles Bezahlen in Online-Shops und an Ladenkassen etablieren soll.

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Überall flott elektronisch bezahlen: Brüssel für EU-weites System

(Bild: ARMMY PICCA/Shutterstock.com)

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Sekundenschnelles Bezahlen soll in der ganzen Europäischen Union Standard werden – ob nun bei Einkäufen online oder im Laden. Dies kündigte der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, am Donnerstag in Brüssel an und legte eine Strategie für ein "vollständig integriertes Massenzahlungssystem" vor. Das ist ein Teil eines umfassenderen Finanzstrategie-Pakets für die EU, welches die Kommission vorstellte.

Schnellüberweisungen – sogenannte Instant Payments – soll es demnach bis Ende 2021 überall geben. Bislang sei der 2017 eingeführte Standard für sekundenschnelle SEPA-Überweisungen immer noch nicht flächendeckend bei Banken und Zahlungsdienstleister umgesetzt, moniert die EU-Kommission. Auch Überweisungen in Länder außerhalb der Europäischen Union sollen einfacher und billiger werden. Für das Bezahlen mit Smartphone an der Ladenkasse wolle man die Einführung eines EU-weiten Standards für QR-Codes prüfen – bislang setzen praktisch alle wichtigen Verfahren auf den Nahfunkstandard NFC.

Hintergrund ist die rasante Entwicklung verschiedener elektronischer Bezahllösungen von der Girocard über Handy-Apps bis zur Smartwatch, die mit der Corona-Krise nochmals Schub bekommen haben. Zudem hat auch der Online-Handel immer mehr an Bedeutung gewonnen, ohne dass es aber auch konkurrenzfähige Bezahldienste aus Europa gibt.

Vielmehr beklagt die EU-Kommission laut dpa einen zerstückelten europäischen Markt. Mit Ausnahme von Kreditkarten globaler Anbieter und Lösungen großer Technologiekonzerne vor allem aus den USA existiere keine digitale Bezahllösung, die in ganz Europa in Läden und Online genutzt werden könne. Ziel seien wettbewerbsfähige, eigene pan-europäische Lösungen. Die Forderung danach wird schon seit längerem laut – etwa von der Bundesbank, die sich mehr "europäische Systemsouveränität" wünscht.

Dombrovskis sagte, die Kommission werde nun zunächst prüfen, warum Bezahllösungen wie "Instant Payments" noch nicht so verbreitet sind, wie man es erwartet habe. In ihrer Strategie nennt die EU-Kommission drei Ansatzpunkte für Verbesserungen: einheitliche Regeln, günstige Lösungen für den Endverbraucher und eine bessere Infrastruktur.

Digitales Bezahlen hatte schon vor der Corona-Krise stark zugenommen. So stieg die Zahl von Nicht-Barzahlungen in der Eurozone nach Angaben der Kommission 2019 um 8,1 Prozent auf 98 Milliarden Transaktionen im Wert von 162,1 Billionen Euro. Davon waren 48 Prozent Kartenzahlungen. Allein im Einzelhandel gab es 45 Milliarden Transaktionen im Wert von 35 Billionen Euro. An der Ladenkasse herrsche im Euroraum aber nach wie vor das Bargeld, rund 78 Prozent der Zahlungen werden damit geleistet.

(axk)