Neue Richtlinien im Play Store: Google untermauert seine 30-Prozent-Gebühr

Wer Apps und In-App-Käufe im Android Play Store anbietet, muss 30 Prozent des Umsatzes an Google zahlen. Die neuen Richtlinien verbieten bisherige Workarounds.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 306 Kommentare lesen
Google - Android

(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

Lesezeit: 4 Min.

Google hat überarbeitete Richtlinien für In-App-Zahlungen unter Android vorgestellt. Das überarbeitete Regelwerk enthält laut Google "Klarstellungen" darüber, wie Apps In-App-Käufe umsetzen können. An der Kernaussage der Richtlinien ändert sich dabei nichts, schreibt Google. Mit den überarbeiteten Zahlungsrichtlinien möchte Google vielmehr Apps wie Spotify und Netflix davon abhalten, Googles eigenes Zahlungssystem zu umgehen.

Google verlangt 30 Prozent aller Umsätze, die über das eigene Zahlungssystem umgesetzt werden. Weil Google für App- und In-App-Käufe digitaler Güter über den Play Store keine Alternativen zulässt, geben die meisten Entwickler also regelmäßig 30 Prozent ihrer App-Umsätze an den Suchmaschinenkonzern ab. Einige bekannte Unternehmen haben sich dieser Pflicht bisher aber widersetzt. Dazu zählen Spotify, Netflix und Tinder, deren Anbieter kürzlich eine Koalition gegen die App-Provisionen von Apple und Google gegründet haben.

Spotify umgeht die 30-Prozent-Gebühr zum Beispiel, indem die Anmeldung für ein kostenpflichtiges Premium-Abo streng genommen nicht in der App selbst durchgeführt wird. Stattdessen öffnet die Spotify-App ein internes Browser-Fenster, über das die Anmeldung vollzogen werden kann. Der Nutzer bekommt von diesem Workaround kaum etwas mit, Google allerdings entgeht die 30-Prozent-Abgabe. So konnte Spotify die bisherigen Google-Richtlinien austricksen, die ein solches Vorgehen nicht explizit ausschlossen.

Damit soll künftig Schluss sein: "Apps dürfen Nutzer nicht zu einer anderen Zahlungsmethode als dem Abrechnungssystem von Google Play weiterleiten", heißt es in den künftigen Richtlinien, die Google nun veröffentlicht hat. Dieses Verbot umfasst die Weiterleitung auf "in Apps integrierte WebViews, Schaltflächen, Links, Werbebotschaften, Anzeigen oder andere Calls-to-Action" sowie auf Bestellvorgänge, bei denen Nutzer von einer App zu einer anderen Zahlungsmethode als dem Abrechnungssystem von Google Play weitergeleitet werden. Dem Vorgehen von Apps wie Spotify schiebt Google damit gezielt den Riegel vor.

Die neuen Zahlungsrichtlinien gelten ab dem 1. Januar 2021. Anwendungen, die gegen die neue Formulierung verstoßen, haben bis zum 30. September 2021 Zeit, die gewünschten Änderungen umzusetzen. Unmittelbare Änderungen sind also nicht zu erwarten. Laut Google umgeht nur ein Bruchteil der Play-Store-Apps die Zahlungsrichtlinien – prominente Anwendungen wie Netflix, Spotify und Tinder gelten aber als besonders umsatzstark.

Für Aufsehen sorgten Googles Richtlinien zuletzt wegen der Spiele-App "Fortnite" von Epic Games. Epic hatte Google und Apple, das auf ein vergleichbares System setzt, bewusst provoziert: Der Entwickler hatte eine eigene Direktzahlung in "Fortnite" eingebaut. Im Gegensatz zu Spotify und Co. trickste Epic dabei nicht einmal – Epics "Direct Payment" wurde komplett in den jeweiligen Apps abgewickelt und setzte sich damit unmissverständlich über die Richtlinien hinweg.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Sowohl Apple als auch Google reagierten mit dem unmittelbaren Rausschmiss der Fortnite-App. Epic Games reichte daraufhin Klagen gegen die beiden Tech-Riesen ein; im Verfahren gegen Apple zeichnet sich bislang keine Einigung ab. Außerdem prüft die EU-Kommission derzeit auf Anregung von Spotify die 30-Prozent-Gebühr im Play Store und Apple App Store. Auch das Bundeskartellamt will das Thema beobachten. Kritisiert wird unter anderem die Höhe der Abgabe. Außerdem beschweren sich Entwickler darüber, dass ihnen echte Alternativen zu den gängigen App-Stores fehlen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Vorgehen von Apple und Google ähnelt sich stark, allerdings gibt es Unterschiede zwischen den beiden weltweit meistgenutzten Smartphone-Betriebssystemen: Googles Android lässt App-Installationen aus Quellen außerhalb des Play Stores grundsätzlich zu, sodass Entwickler ihre App auch in anderen Stores ohne die Google-Abgabe anbieten können. Apple verbietet im Kontrast dazu alternative App-Stores auf seinem iOS-System komplett.

(dahe)