Elementary OS: Größere Umbauten für Version 6 der Linux-Distribution angekündigt

Umfassende Änderungen soll es vor allem am Pantheon-Desktop in der kommenden Version 6 von Elementary OS geben.

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Elementary OS: Version 6 der Linux-Distribution wird größere Umbauten mitbringen

(Bild: CC BY-SA 4.0 / elementary.io / Bearbeitet durch heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tim Schürmann
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Daniel Foré, Begründer und Chef der Linux-Distribution Elementary OS, hat einen Ausblick auf die kommende Version 6 gegeben.

Mit einem Wisch...

(Bild: CC BY-SA 4.0 / elementary.io)

Foré beschreibt recht umfassende Umbauarbeiten, die in erster Linie den hauseigenen, auf Gnome basierenden Desktop Pantheon betreffen. So habe man etwa die Möglichkeiten, Pantheon mittels Fingergesten zu bedienen, in Version 6 stark erweitert – etwa im Bereich des Installationsassistenten und der Tastatureinstellungen. Künftig soll es zudem möglich sein, Benachrichtigungen "wegzuwischen".

Die Elemente der Benutzeroberfläche zeichnet weiterhin das Toolkit GTK auf den Bildschirm. Die Optik bestimmt dabei ein Cascading Style Sheet, wie es auch bei Webseiten zum Einsatz kommt. Dieses Stylesheet haben die Entwickler für Elementary OS 6 komplett in SASS neu geschrieben. Dabei handelt es sich um eine Stylesheet-Sprache, die ein Compiler in das von GTK verlangte CSS übersetzt.

Dieses Vorgehen ermöglicht laut Forés Blogeintrag den Einsatz von Akzentfarben und vereinfacht die Wartung des dunklen Designs. Zudem erscheinen Anwendungen einheitlicher, die sich am Gnome-Theme "Adwaita" orientieren. Auch die Optik selbst haben die Entwickler überarbeitet: Ein gezielter Einsatz von Licht und Schatten soll den Kontrast und die Lesbarkeit verbessern, Schaltflächen erscheinen etwas prominenter.

Einige Beispiele zeigen die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten des neuen Sass-Stylesheets.

(Bild: CC BY-SA 4.0/ elementary.io)

Pantheon nutzt den Gnome Settings Daemon, der die Sitzung einrichtet und eine einfache Konfigurationsschnittstelle für einige Systemfunktionen anbietet. Elementary OS 6 stellt ihm nun noch einen eigenen Settings Daemon zur Seite. Dieser soll zunächst vor allem die Einstellungen mit dem Login- und Sperrbildschirm synchronisieren; zudem übernimmt er die automatische Umschaltung auf das dunkle Design. Künftig wollen ihm die Entwickler noch weitere Aufgaben zuweisen.

Damit noch nicht genug, muss der Gnome Settings Daemon noch zwei weitere Aufgaben abgeben. In Elementary OS 5 hebt die Funktion "Reveal Pointer" den Mauszeiger hervor, womit er sich leichter aufspüren lässt. Personen mit motorischen Einschränkungen erleichtert "Dwell Click" den Mausklick. Um beide Funktionen kümmert sich in Elementary OS 6 direkt der Fenstermanager – zuvor kamen entsprechende Plugins für den Gnome Settings Daemon zum Einsatz. Dieser Schritt bereitet den Umstieg auf den designierten X11-Nachfolger Wayland vor. Darüber hinaus gibt er den Entwicklern deutlich mehr Freiheiten. Für Anwender manifestiert sich dies in Form eines neuen Symbols im Systemtray, über das sich schnell die Einstellungen der Klick-Hilfe aufrufen lassen.

Der Fenstermanager schießt zudem zukünftig selbst Screenshots. Auch dies ist eine Vorbereitung auf die geplante Wayland-Unterstützung. Im Gegenzug zeichnet der Fenstermanager Nachrichtenfenster künftig nicht mehr selbst, sondern überlässt dies dem Toolkit GTK. Unter anderem lässt sich so das dunkle Design berücksichtigen. Nebenbei haben die Entwickler die Optik der Benachrichtigungen überarbeitet. So unterstützen sie jetzt farbige Emoji; in der Zukunft sollen auch Schaltflächen in den Nachrichtenfenstern möglich sein.

Bunte Emoji schaffen mehr Ausdrucksmöglichkeiten in Benachrichtigungen.

(Bild: CC BY-SA 4.0/ elementary.io)

Den Bildschirm sperrt in Elementary OS 6 nicht mehr Light Locker, sondern das neu entwickelte Screen Shield. Dieses nutzt die entsprechenden Funktionen des Gnome Settings Daemon. Die neue Vorgehensweise soll einige noch in Elementary OS 5 vorhandene Probleme eliminieren. Unter anderem lassen sich laut Blogeintrag jetzt Videos ohne Unterbrechung wiedergeben, länger laufende Aufgaben bleiben zudem aktiv.

Screen Shield nutzt die die "Gtk.Application.Inhibit"-Schnittstelle, über die Entwickler das Schlafenlegen eines Geräts verhindern können. Als kleines Gimmick blendet Screen Shield den Desktop aus, bevor es den Rechner in den Schlaf schickt. Dank "Late Locking" läuft bis zum Wecken im Hintergrund ein zuvor gestartetes Musikstück weiter. Screen Shield ersetzt zudem den DPMS Helper, der bislang den Bildschirm ausschaltete. Damit soll sich die Desktop-Umgebung etwas einfacher auf andere Linux-Distributionen portieren lassen.

Eine weitere, abschließend erwähnenswerte Neuerung: Mit Elementary OS 6 lassen sich Flatpak-Anwendungen auch systemweit installieren; bis einschließlich Version 5 wurden sie jeweils immer nur für den aktuell angemeldeten Nutzer installiert.

Um Elementary OS 6 bereits jetzt auszuprobieren, ist ein kostenpflichtiges Abonnement über GitHub erforderlich: Ab 10 Dollar pro Monat erhält man Zugriff auf die Entwicklerversionen.

(ovw)