NotPetya, Olympic Destroyer etc.: US-Staatsanwalt geht Russland scharf an

Die USA werfen sechs namentlich genannten russischen Offizieren vor, für bösartige Hackerangriffe verantwortlich zu sein. Die Anklage wurde nun öffentlich.

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(Bild: Negro Elkha/PORTRAIT IMAGES ASIA BY NONWARIT/Shutterstock.com)

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Die US-Regierung hat gegen sechs Russen Anklage erhoben, denen vorgeworfen wird, als Offiziere des russischen Militärgeheimdiensts an verschiedenen bösartigen Hackerangriffen beteiligt gewesen zu sein, darunter der verheerenden Attacke mit NotPetya. Der nun veröffentlichten Anklage zufolge werden den Männern auch Angriffe auf die Ukraine, auf Frankreichs Präsidentschaftswahlen 2017, auf die Olympischen Winterspiele in PyeongChang, auf die Ermittler im Fall des Giftanschlags auf den russischen Ex-Agenten Sergei Skripal und auf Georgien vorgeworfen. Sie seien Teil der Gruppe, die als Sandworm, BlackEnergy Group, Telebots oder VoodooBear geführt wird.

"Kein Staat hat seine Cyber-Fähigkeiten in vergleichbar niederträchtiger und unverantwortlicher Weise zur Waffe gemacht", geht der für die nationale Sicherheit zuständig US-Staatsanwalt John Demers Russland nun scharf an. Das Land verursache mutwillig beispiellose Schäden, um kleine taktische Vorteile zu erlangen und aus "Anfällen von Boshaftigkeit": "Keine Nation werde Bedeutung zurückerlangen, wenn sie sich so verhalte." Während sich Großbritannien den Vorwürfen anschließt, hat Russland sie bereits entschieden zurückgewiesen. "Die neuen Anschuldigungen wegen einer Cyberattacke mit Ziel der Einmischung sind ein weiterer Schritt der Diskreditierung Moskaus", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Leonid Sluzki, der Agentur Interfax.

In der Anklageschrift machen die US-Ermittler deutlich, über welche Fähigkeiten sie verfügen und welchen Einblick sie in die Aktivitäten der namentlich aufgeführten angeblichen Regierungshacker haben. So listen sie nicht nur mit genauen Uhrzeiten auf, wie die Angreifer bei der Attacke mit Olympic Destroyer gegen die Olympischen Winterspiele vorgegangen seien, sondern schreiben auch, dass sie versucht hätten, den Angriff Nordkorea in die Schuhe zu schieben. Für einen Angriff auf Ministerien der Ukraine hätten sie die genutzte Malware so gestaltet, dass diese Bezug auf die Fernsehserie "Mr. Robot" nimmt und den verheerenden Angriff mit NotPetya im Juni 2017 hätten sie intern gefeiert. Großbritannien ergänzt noch, dass die Beschuldigten auch Angriffe auf die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio vorbereitet hätten, bevor diese verschoben wurden.

Beobachter weisen darauf hin, dass die Anklage in Bezug auf NotPetya überhaupt die erste wirklich handfeste Reaktion auf diesen verheerenden Cyberangriff sei – Schuldzuweisungen gab es aber schon. NotPetya hatte weltweit Schäden in Höhe von wohl mindestens 10 Milliarden US-Dollar angerichtet.

Dass die Urheber in Russland sitzen, darüber waren sich Experten schon lange einig. Auch die definitive Zuschreibung der Verantwortung für Olympic Destroyer ist nicht unerheblich, die Malware ist voll mit offenbar falschen Fährten. Die sogenannte Attribution wurde dadurch erschwert, die USA verfügen aber auch über beispiellose Ressourcen. Mit der Anklage und den zusammengetragenen Argumenten wollen die Ermittler nun sicher auch Tatkraft beweisen; dass die Angeklagten aber tatsächlich einmal in den USA vor Gericht stehen werden, scheint ausgeschlossen.

(mho)