Warum die Produktion großer OLEDs weiter krankt

LCD oder OLED – die Gretchenfrage schlechthin. Tatsächlich gibt es einiges, was die Herstellung großer OLEDs ausbremst – und die LCD-Produktion florieren lässt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Robert Raikes
Inhaltsverzeichnis

Vor ein paar Wochen las ich einen Leitartikel von Bob O'Brien vom DSCC über OLED versus LCD. Er erklärte, dass sich seine Firma zur Gründung im Jahr 2016 auf die OLED-Forschung konzentrierte, da dies eindeutig die kommende Technik gewesen sei. In seinem Artikel untersucht er, warum sich die OLED-Technik langsamer entwickelt als seinerzeit gedacht.

Folgende Faktoren haben seiner Ansicht nach dazu beigetragen, dass das OLED-Wachstum langsamer verlaufen ist als erhofft:

1. OLEDs sind wirklich schwer herzustellen.

Ich würde sagen, dass genau das der Grund war, warum die Koreaner der Entwicklung von OLEDs Priorität eingeräumt haben. Als ich meinen Bericht über die SID-Keynote verfasste, in der Samsung Display ankündigte, dass das Unternehmen RGB-OLEDs auf der Basis von Polysilizium für Fernseher herstellen will, habe ich sogar darauf hingewiesen: Samsung wollte damit klar und deutlich von China abgrenzen. Am Ende kam heraus, dass es sogar für Samsung zu schwierig war, OLEDs herzustellen – trotz seiner großartigen Display-Technik!

2. OLEDs sind teuer in der Herstellung.

O'Brien weist auf die Investitionskosten der OLED-Fabriken hin, und die große Anzahl an Prozessschritten bedeutet zusätzliche Kosten. Jahrelang argumentierten OLED-Befürworter, dass OLEDs wegen der geringeren Materialkosten billiger seien als LCD. Auch hier könnte man argumentieren, dass dies für die Koreaner von Vorteil war, weil das OLED-Geschäft dadurch den Halbleiterfabs ähnelte, wo die Materialkosten niedrig, die Prozess- und Investitionskosten jedoch hoch sind.

3. LCDs werden besser und besser.

Währenddessen sind die Preise wegen des Überangebots weiter gefallen. Zusätzlich hat sich die Bildqualität der LCDs durch Mini-LEDs und andere Techniken verbessert. Angesichts der Tatsache, dass sich der US-Markt weg von teuren Fernsehern und hin zu preiswerten, aber großen TV-Displays entwickelt hat, ist es für OLED schwieriger geworden, sich im Wettbewerb zu behaupten.

O'Brien kommt zu dem Schluss, dass OLEDs immer noch am besten aussehen und sich bei gleichem Preis durchsetzen würden. Doch OLEDs könnten die LCD-Technik nicht einfach beiseite schieben.

Ich bin mit allem einverstanden, denke aber, das da noch ein anderer Punkt ist: Der Einfluss des Kapitals. Im Laufe der Jahre hat sich im LCD-Business und seinen Lieferketten eine enorme Menge Investitionskapital angesammelt. Ein Teil der Investitionen in Produktionsstätten der ersten Generationen ging verloren, weil diese Fabs inzwischen geschlossen wurden. Doch ein beträchtlicher Teil der Industrie hat seine Investitionen in LCD-Fabriken zwar abgeschrieben, kann dort aber weiter produzieren.

Bob Raikes

Bob Raikes ist Gründer der Meko Ltd., ein Marktforschungsunternehmen aus Großbritannien. Dort ist Bob Herausgeber und Chefredakteuer von Display Daily, ein täglicher Blog und jeder Menge News rund um die Displaytechnik.

Dieses Geschäft kann über lange Zeit weitergeführt werden, denn schließlich benötigen diese Fabriken kein "Kapital" mehr und müssen nur noch ihre direkten Kosten für Material, Arbeit, Energie und Gemeinkosten decken. Nehmen wir beispielsweise Hannstar: Trotz einer 15 Jahre alten LCD-Fab und jahrelanger grässlicher Panelpreise-Kapriolen ist das Unternehmen immer noch am Leben.

Um sämtliche LCD-Kapazitäten durch OLEDs zu ersetzen, müsste man eine Menge Kapital aufbringen. Das wäre zu jeder Zeit problematisch. Doch wenn man weiß, wie schwer sich Samsungs tut, große OLEDs herzustellen, und wie LG mit seiner neuen OLED-Fabrik in China zu kämpfen hat, könnte es schwierig werden, Investoren davon zu überzeugen, dass es das Risiko wert ist.

Darüber hinaus hat Samsung Display sich für QD-OLED (eine Kombination aus Quantenpunkten und OLED-Hinterleuchtung) und jetzt für QNED (eine Kombination aus Quantenpunkten und Mini-LED-Hinterleuchtung) ausgesprochen. Wäre ich Investor, würde ich es mir angesichts der bekannten Risiken zweimal überlegen, in große OLEDs zu investieren.

Die Lieferkapazitäten für LCDs sind um ein Vielfaches größer als die für OLEDs. Wahrscheinlich wären Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Dollar oder mehr nötig, um die derzeit vorhandenen LCD-Produktionskapazitäten zu ersetzen. (Mr. Tamura vom DSCC stellte die Daten auf der DSCC/SID Business Conference im Juni vor).

(Bild: DSCC)

Natürlich wird viel über Mikro-LEDs gesprochen, die das Potenzial haben könnten, auf Produktionslinien mit (vergleichsweise) sehr niedrigen Investitionskosten gefertigt zu werden. Deshalb beschäftigt sich jetzt jeder damit. Es gibt noch etliche Probleme bei den Kosten und der Produktionstechnik zu überwinden, aber wenn man den Unternehmen in diesem Bereich Glauben schenken darf, kündigt sich hier eine bahnbrechende Technik an.

Alles in allem würde ich aber nicht erwarten, dass die LCDs verdrängt werden, solange es keine deutlich billigere Technik in Bezug auf Investitionskosten und Material gibt. Zumal die LCD-Hersteller die Kosten über viele Jahre kontinuierlich gesenkt haben, während die Performance der LCDs kontinuierlich gestiegen ist. (uk)