iPhone 12 im Teardown: Apple gewährt Chinesen Vortritt vor Qualcomm

Der Werkzeughersteller iFixit hat das iPhone 12 und iPhone 12 Pro zerlegt, deren Innendesign Apple aufgrund des 5G-Mobilfunks angepasst hat.

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(Bild: iFixit)

Lesezeit: 3 Min.

Das iPhone 12 und dessen Pro-Schwestermodell sind die ersten Apple-Smartphones, die in 5G-Netzen funken können. Verglichen mit anderen Herstellern wie Samsung offenbart sich im Teardown von iFixit ein großer Unterschied: Die Millimeterwellen-Antennenmodule (mmWave) in den US-Modellen für Frequenzen ab 24 GHz über kurze Distanzen stammen nicht vom Quasi-Monopolisten Qualcomm.

Der iFixit-Teardown des iPhone 12 und iPhone 12 Pro offenbart zwar Qualcomms 5G-Modem Snapdragon X55 und den dazugehörigen Sendeempfänger Snapdragon SDR865 für Low- und Mid-Band-Frequenzen zwischen 600 MHz und 6 GHz, die mmWave-Antennenmodule stammen hingegen vom chinesischen Hersteller USI. mmWave beherrschen ausschließlich die US-Modelle des iPhone 12 (Pro).

Die Webseite semianalysis verweist auf eine USI-Pressemitteilung vom März 2020, in welcher der Hersteller auf die eigene Antennentechnik aufmerksam macht. Demnach will sich USI mit kundenspezifischen Anpassungen von Qualcomm absetzen – Apple ist der erste bekannte Abnehmer.

Drei solcher mmWave-Antennenmodule von USI sitzen im iPhone 12 (Pro) und funken mit Frequenzen ab 24 GHz.

(Bild: iFixit)

Der primäre Grund für die Abkehr von Qualcomm dürfte bei der Größe liegen: Das eigene mmWave-Antennenmodul QTM525 ist knapp 8 mm breit; Samsungs Galaxy S20+ 5G ist mit 7,8 mm das dünnste Smartphone mit QTM525. Das iPhone 12 fällt mit 7,4 mm dünner aus – zwei mmWave-Antennenmodule sitzen quer an den Seiten, ein drittes hinter dem Mainboard an der Rückseite. Qualcomms kompakterer Nachfolger QTM535 erscheint erst zusammen mit dem 5G-Modem Snapdragon X60. In den letzten Jahren versuchte Apple zudem zusehends, von Qualcomm als alleinigen Mobilfunkzulieferer wegzukommen.

Die 5G-Technik erfordert derweil Anpassungen am Innendesign des iPhone 12: Das Mainboard fällt aufgrund des Snapdragon-X55-Chips größer aus. Standardakkus anstelle der ikonischen L-geformten Versionen deuten auf Sparmaßnahmen hin, um den Aufpreis für 5G-Mobilfunk auszugleichen. 4 GByte LPDDR4-RAM (iPhone 12) beziehungsweise 6 GByte (iPhone 12 Pro) stammen von Micron; auf schnelleren und sparsameren LPDDR5 verzichtet Apple. Displays und Akkus lassen sich zwischen normalen und Pro-Versionen untereinander tauschen, allerdings leuchten die Pro-Bildschirme heller.

Unterm Strich sind etwaige Reparaturen bei der aktuellen iPhone-Generation so aufwendig wie bei der 11-Serie. Display und Akku lassen sich nach einem Auseinanderbau recht simpel wechseln. Auf Kleber verzichtet Apple weitgehend, allerdings kommen viele unterschiedliche Schrauben zum Einsatz. iFixit vergibt für die Reparaturfähigkeit einen Score von 6/10.

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[Update, 26.10.20, 14:55 Uhr:] Angaben zu Akkus und Displays ergänzt; konkretisiert, dass es sich um US-Modelle handelt. (mma)