1000001 und viele Fragen offen: Bill Gates zum Geburtstag

Vor 65 Jahren erblickte William Henry Gates III das Licht der Welt. Einer Welt, in der er große Erfolge erzielte und großen Anfeindungen ausgesetzt ist.

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Bill Gates

Bill Gates im Jahr 2016

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Detlef Borchers

2020 ist kein gutes Jahr für Bill Gates. Wie Rockefeller, Soros und andere Stifter vor ihm wird er aus vielen Ecken angefeindet. Seine Appelle, mit einfachen Maßnahmen die Coronakrise zu begrenzen, verhallen, zumindest in den USA. Der Erscheinungstermin für sein Buch über die Bekämpfung der Klimakatastrophe ist auf das nächste Jahr verschoben worden. Im September starb sein Vater, in vielen Dingen die prägende Figur für Trey, wie William Henry Gates III von diesem genannt wurde. Heute feiert Bill Gates seinen 65. Geburtstag.

Bill Gates bei einer Anhörung vor dem US-Kongress 1998

(Bild: Rob Crandall / Shutterstock)

Wer heute in Deutschland Suchmaschinen über Bill Gates konsultiert, wird unweigerlich auf verschwörungstheoretische Seiten stoßen, auf denen der Slogan "Gib Gates keine Chance" steht. Der Satz, der 1987 von Gesundheitsministerin Rita Süssmuth in der Kampagne "Gib Aids keine Chance" belebt wurde, wanderte 1998 in die Linux-Bewegung ab und war zeitweilig der Name einer Website zur Tortung von Bill Gates in Brüssel. Nun wird der Satz von Menschen benutzt, die Bill Gates für viele Dinge verantwortlich machen, etwa für Planned Parenthood, einer Bewegung, in der sein Vater William Henry Gates II im Vorstand saß. Aus der geplanten Elternschaft und dem Kampf für die medizinische Versorgung von Frauen konstruieren die Verschwörer, dass Bill Gates III die Weltbevölkerung verringern will. Sein Vater starb im September 2020 und war für Gates ein großes Vorbild.

Gehasst wird Bill Gates auch dafür, dass er unbeirrbar an der Wissenschaft festhält und diese über seine Stiftung, der Bill & Melinda Gates Foundation, mit vielen Millionen fördert, damit ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 gefunden werden kann. Aus dieser Suche nach einer möglichen Impfung machen die Verschwörer eine Pflicht zur Impfung mit der Annahme, dass auf diese Weise Menschen mit Mikrochips zu Drohnen mutieren werden.

Auf einer Demo gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der SARS-CoV-2-Pandemie: Sehr beliebt ist Bill Gates bei den Corona-Protestlern nicht, um ihn ranken sich mittlerweile irre Verschwörungstheorien

(Bild: geogif / Shutterstock.com)

Gegen den Irrsinn bleibt dem strikt rational denkenden Bill Gates nichts anderes übrig, als auf die drei Bedingungen zu verweisen, wie die Pandemie bekämpft werden kann: Nach der Entwicklung von Impfstoffen braucht es die Kapazitäten, diese Impfstoffe zu produzieren, die Finanzmittel, sie zu bezahlen, und Systeme und Behälter, mit denen sie weltweit verteilt werden können. Bill Gates denkt im großen Stil, aber in der bestehenden Gesellschaftsordnung. Dies gilt auch für seine Ideen zum Klimawandel, gegen den Bill Gates auf die Atomkkraft setzt.

Die Gates-Stiftung wurde ursprünglich als William H. Gates Foundation gegründet und zunächst vom Vater geführt. Sie beschäftigt sich mit drei Schwerpunkten: Im Bereich Gesundheit fördert sie die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen und deren Verbreitung. Um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, kümmert sich die Stiftung auch um die Landwirtschaft. Sie will produktive Pflanzen erforschen lassen und Landwirte unterstützen, vor allem in Afrika. Außerdem engagiert sich die Stiftung in Bildungsprogrammen für Jugendliche in den USA. Bill Gates, einstmals der reichste Mensch der Welt, will zusammen mit seiner Frau Melinda 95 Prozent seines Vermögens in die Stiftung überführen, während ihre drei Kinder mit relativ bescheidenen Summen als Erbe rechnen müssen. Erklärtes Ziel der Stiftung ist es, 20 Jahre nach dem Tod von Bill und Melinda Gates alle Finanzmittel aufgebraucht zu haben.

Bill Gates in der San-Francisco-Dependance von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett

(Bild: Eric Broder Van Dyke / Shutterstock.com)

Das Stiftungsvermögen verwaltet Gates als knallharter Unternehmer, ganz im Stil der Jahre, die er an der Spitze von Microsoft verbrachte. So investiert die Stiftung ihre Mittel auch in Konzerne wie Exxon und BP, die nicht gerade für den von Gates propagierten Klimawandel stehen. 2018 verfügte die Stiftung über ein Vermögen von fast 47 Milliarden Dollar, 2020 förderte sie die Entwicklung eines SARS-CoV-2-Impfstoffes mit 350 Millionen Dollar. Für Gates steht es außer Frage, dass ein Impfstoff kommt und sich die Pandemie verflüchtigen wird. Als überzeugter Technologie-Fan sieht er in der aktuellen Situation auch Gutes: "Wir haben nur in diesem Jahr den Fortschritt von vielleicht zwölf Jahren geschafft", erklärte er kürzlich im Interview mit Geekwire.

William Henry Gates III kam im Swedish Hospital von Seattle zur Welt. Er ist das zweite Kind von Bill und Mary Gates, einem Rechtsanwalt und einer Lehrerin. An der Lakeside School in Seattle fiel er mit seinen mathematischen Leistungen auf und durfte schon 1968 die ersten kleinen Computerprogramme schreiben. Er lernte den etwas älteren Paul Allen kennen und verbrachte mit seinem Freund jede freie Minute am Computer.

Seine Karriere begann er als Programmierer, der ein 4 KByte großes BASIC für die anbrechende Ära der Home Computer schrieb. Als wichtigste Inspirationsquellen für diese Arbeit nannte Gates in einem Interview anno 1986 alle Entwickler des PDP-Betriebssystems und den Programmierer John Norton bei TRW. Dort half Gates als 17-Jähriger, ein Echtzeit-Betriebssystem zu testen und zu verbessern. Wäre sein Leben in geregelten akademischen Bahnen verlaufen, bekannte Gates in einem AMA auf Reddit, so wäre er KI-Forscher an einem Universitätsinstitut geworden.

Aber der Lebenslauf von Bill Gates entwickelte sich anders, denn er ließ sein geplantes Studium links liegen: Zusammen mit seinem Freund und Mentor Paul Allen gründete er die Firma Microsoft, die zur Stelle war, als IBM für seinen geplanten Personal Computer ein BASIC und ein Betriebssystem suchte – das flugs eingekauft wurde. Auf dieser erfolgreichen Geschäftsbeziehung konnte Microsoft wachsen und begann spätestens mit dem Erfolg von Windows 3.0 den Markt zu dominieren. In einer ganzen Reihe von Kartellverfahren und Prozessen bewahrte Gates schließlich Microsoft davor, wegen unlauterer Geschäftspraxen zerschlagen zu werden.

1994 heiratete Bill Gates die Microsoft-Programmiererin Melinda French, die ihn stark beeinflusste, sich aus dem Geschäft von Microsoft zurückzuziehen und mit seinem Vermögen Stiftungen zur Verbesserung der Welt aufzubauen. Dieser Prozess begann im Jahr 2000, doch der komplette Rückzug aus dem operativen Geschäft von Microsoft war erst 2014 vollzogen. Heute besitzt Bill Gates nur noch 1,3 Prozent der Aktien von Microsoft und ein seiner Ansicht nach viel zu großes Haus, Xanadu 2.0 genannt.

(jk)