FreeBSD 12.2 mit GNU/Linux in Jails und schnelleren Bhyve-VMs

Version 12.2 lässt Linux über eine Emulationsschicht direkt in Jails starten. Windows-VMs profitieren von Optimierungen an Bhyves "virtio-blk"-Gerätetreiber.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen

(Bild: FreeBSD Foundation)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Plura
Inhaltsverzeichnis

Nach dem fünften und damit letzten FreeBSD-Release des 11-STABLE-Zweigs im Juni konzentrierten sich die FreeBSD-Entwickler auf FreeBSD 12.2. Die genau nach Plan erfolgte Veröffentlichung umfasst einige erwähnenswerte Neuerungen vor allem im Hinblick auf den Hypervisor Bhyve. Der Support für die Vorgängerversion FreeBSD 12.1 endet wie vorgesehen in drei Monaten.

FreeBSD 12.2-RELEASE-p0 ist die aktuelle, für den produktiven Einsatz empfohlene Version des freien BSD-Betriebssystems.

(Bild: Screenshot)

Der native FreeBSD-Hypervisor Bhyve erhielt einige Verbesserungen im Bereich der APIC- und NVMe-Unterstützung, die für spürbar mehr Geschwindigkeit bei virtualisierten Gästen wie Windows sorgen. Endlich wird für virtuelle Blockgeräte (virtio-blk) das TRIM-Kommando für SSDs unterstützt. Nachdem seit FreeBSD 12.0 ganz allgemein Bhyve-VMs aus sicheren Jails heraus gestartet werden konnten, lässt sich dank vieler Verbesserungen an der Emulationsschicht GNU/Linux nun direkt in Jails ausführen. Der Linux-Emulator benötigt spezielle Dateisysteme, die in der /etc/rc.conf über die neue Option "linux_mounts_enable" verfügbar gemacht werden.

Die Compiler-Toolchain für FreeBSD 12.2 ist das aktualisierte LLVM Clang 10.0.1, zu dem auch der Linker, Debugger und die libc++ gehört. Standardmäßig verwendet der Debugger lldb nun Lua als Skriptsprache, da das zuvor genutzte Python nicht zur Basisinstallation von FreeBSD gehört. Wie bei OpenBSD schon lange praktiziert, werden auch bei FreeBSD unnötige Funktionen aus Systemaufrufen entfernt, die ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten. So liest etwa read(2) jetzt ohne weitere Konfiguration keine Verzeichnisse mehr ein. Initiiert durch iXsystems (Entwickler von TrueNAS) ist die Unterstützung für APEI (ACPI Platform Error Interfaces) hinzugekommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

amd(8), das nichts mit den gleichnamigen CPUs zu tun hat, sondern für das automatische Einbinden von Dateisystemen zuständig ist, ist als "deprecated" gekennzeichnet und wird in FreeBSD 13 nicht mehr enthalten sein. Als Alternative empfehlen die Entwickler den Umstieg auf autofs(5). Einige weitere alte Hardware-Treiber stehen ebenfalls auf der Ausschussliste für FreeBSD 13 (ubsec(4), ufm(4), apm(4), ctau(4) und cx(4).

Viele Neuerungen gab es im Bereich Netzwerke. Rubicon Communication LLC, besser bekannt als "Netgate", hat 802.11(n)-Treiber und -Management-Werkzeuge zusammengefasst, wohl um 802.11ac (WiFi 5) besser unterstützen zu können.

Bereits jetzt wollen die FreeBSD-Entwickler die Benutzer älterer x86-Hardware auf harte Zeiten vorbereiten: FreeBSD 13 für i386 wird nicht mehr wie vorherige Versionen auf i486, sondern auf i686 (Pentium Pro und neuer) optimiert. Das wird nicht nur Enthusiasten klassischer Hardware betreffen, sondern auch den Markt für Embedded Systeme, bei denen i486- und i586-CPUs vereinzelt noch zum Einsatz kommen. Der Grund sind zu viele lästige Probleme – beispielsweise die fehlenden 64-Bit-Atomics (64-Bit-Operationen müssen in zwei 32-Bit-OPs gesplittet werden) oder die Tatsache, das die 32bittigen amd64-Bibliotheken seit jeher auf i686 optimiert sind.

Doch es gibt Entwarnung: Wer dennoch FreeBSD 13 auf älteren CPUs einsetzen will, kann es mit den entsprechenden Compiler-Optionen selbst übersetzen – was Dank poudriere(8), dem FreeBSD-Werkzeug zum Erstellen und Testen von FreeBSD-Paketen, kein großes Unterfangen darstellt. Wer Systeme mit CPUs älter als i686 einsetzt, sollte in der /var/log/messages einen Hinweis auf die bevorstehende Änderung erhalten.

Das FreeBSD-12.2-RELEASE steht unter der freien BSD-Lizenz und ist in diversen Formaten für die Architekturen amd64, i386, powerpc, powerpc64, sparc64, armv6 und aarch64 herunterladbar. Images für Cloud-Instanzen stehen auf Amazon EC2, Google Computer Engine und für Hashicorp/Atlas Vagrant zur Verfügung. Alle Neuerungen sind in den Release Notes zu FreeBSD 12.2 auf der FreeBSD-Projektseite aufgeführt. Die deutsche Projektseite wurde im Hinblick auf das neue Release bislang allerdings noch nicht aktualisiert.

(ovw)