Google will freien AV1-Codec in mehr Videodienste bringen

Der freie Videocodec AV1 soll in weitere Google-Dienste einziehen, darunter auch Meet, Fotos und Stadia. Aomedia hat eine neue Arbeitsgruppe gestartet.

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AV1 soll auch bei Videokonferenzen mit Meet zum Einsatz kommen.

(Bild: rukawajung/Shutterstock.com)

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Die Alliance for Open Media (Aomedia) hat bei Twitter eine Folie aus einer Präsentation veröffentlicht, die zeigt, dass Google den Einsatz von AV1 in weiteren Diensten plant. Aomedia ist für die Entwicklung des Videocodecs verantwortlich. Er soll nun in den Videokonferenzdienst Meet einziehen, in Google Fotos und den Spiele-Streaming-Dienst Stadia.

Google selbst hat die Entwicklung mit initiiert und ist seit Jahren der wohl größte Förderer von AV1. Entsprechend ist das Verfahren zur Videokompression für YouTube, Chrome und Google Duo bereits verfügbar, auch Firefox kann mit AV1 umgehen. Netflix hat ihn in seiner Android-App gerade erst untergebracht und plant die Nutzung auf allen Plattformen. YouTube setzt gleichzeitig auch noch auf den Google-eigenen Vorgänger VP9, der wiederum etwa von Apple bisher nicht unterstützt wurde, was allerdings gerade geändert wird.

Der nun geplant erweiterte Einsatz von AV1 bedarf noch Verbesserung beim Echtzeit-Encoding. Die Anforderungen an die Videoqualität von Diensten wie Meet und Stadia sind höher als bei manch anderem Dienst. Im August hatte Aomedia erklärt, eine Gruppe gegründet zu haben, die sich Software Implementation Working Group (SIWG) nennt und den Fokus hat, den von Intel und Netflix entwickelten Standard SVT-AV1 voranzutreiben, um diesen auf mehr Videoplattformen zu bringen. Auf der bei Twitter gezeigten Folie heißt es auch nur, dass AV1 für die dort genannten Dienste "demnächst verfügbar" ist – die Arbeit also noch läuft.

Google hatte die Entwicklung des lizenzkostenfreien Codecs mit angeschoben, um bestehenden Patenten anderer Lösungen aus dem Weg zu gehen. In der Alliance for Open Media sind unter anderem auch Netflix, Amazon, Facebook, Apple, Mozilla, AMD und ARM vertreten. Plan war auch hier, dass AV1 Inhalte zunächst per Software-Decoder ausreichend gut wiedergeben kann, bevor entsprechende Hardware zur Verfügung steht.

Alternative Codecs wie MPEG-4 alias H.264 und der Nachfolger H.265 des Unternehmensverbunds Moving Picture Experts Group (MPEG) sind nach wie vor lizenzpflichtig, was zu Patent-Streitigkeiten führt. Wegen des Einsatzes des Video-Codec H.264 und nicht gezahlter Lizenzen hieß es kürzlich, dass Lenovo seine Produkte in Deutschland nicht mehr anbieten darf – das Oberlandesgericht München setzte den Verkaufsstopp allerdings aus, solange die Berufung läuft.

(emw)