Mittelformatkamera Hasselblad 907X 50C: Renaissance eines Klassikers

Die Hasselblad 907X 50C will an das analoge Mittelfomat digital anknüpfen, kann aber auch als eigenständiges Retro-Modell eingesetzt werden.

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(Bild: Produktfoto: Hasselblad, Hintergrund: Christine Bruns)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christine Bruns
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Hasselblads analoge Mittelformatkameras landeten mit der einsetzenden Digitalisierung vielfach im Schrank, zu schade zum Weggeben, zu analog, um damit weiterzuarbeiten. Mit der Zeit kamen die ersten digitalen Rückteile auf den Markt. Anfangs mit zwei bis acht Megapixeln, später auch mit deutlich mehr. Hasselblad selbst entwickelte die CFV-Reihe, von der es bisher ein Rückteil mit 39 und eines mit 50 Megapixeln gab.

Das CFV II 50C ist das jüngste Mitglied dieser Familie. Zusammen mit der Hasselblad 907X bildet es ein alleinstehendes Kamerasystem, das mit den modernen XCD-Objektiven arbeitet. Man kann es aber genauso gut an die älteren Modelle, beispielsweise eine 500 CM anschließen. Zu den 50 Megapixeln gesellt sich moderne Kameratechnik, eine neuer Akku und zwei SD-Karten-Speicherplätze statt des bisherigen CF-Kartenslots.

Die Hasselblad-Kombination 907X und CFV II 50C ist für eine Mittelformatkamera wirklich klein und handlich, zumindest solange keine große Optik angeflanscht ist. Sollte das doch der Fall sein, wird sie kopflastig, schwer und ist schlecht zu halten. Dann ist ein stabiles Stativ von Nöten.

Doch auch hier hat Hasselblad mitgedacht und einen Handgriff ganz im Retrostil des Modells entwickelt, den 907X 50C Steuergriff. Er kostet rund 750 Euro und ist nicht nur deshalb praktisch, weil die Kamera damit leichter zu führen und hochkant zu bedienen ist, sondern auch, weil er sowohl ein Joystick zur Wahl der Fokuspunkte bietet sowie weitere konfigurierbare Bedientasten besitzt. Unterhalb des Displays befinden sich außerdem hinter einer Gummiklappe Anschlüsse für Kopfhörer, Mikrofon, Strom und ein Synchronisationskabel. Letzteres wird dann wichtig, wenn man das Rückteil an ein älteres V-Modell anbringen möchte. Das Kabel wird zwischen Rückteil und Objektiv angeschlossen.

Im Hochformat wird es kniffelig. Der Touchbildschirm des Rückteils lässt sich zwar nach oben kippen, aber nicht zur Seite. Dabei fühlt man sich an die Schachtsucher der alten Modelle erinnert. Das Display ist meist sehr gut zu lesen und reagiert auf Tippen zügig und direkt. Doch bei starkem Sonnenlicht können Spiegelungen stören. In diesem Fall ist der Schachtsucher der älteren Modelle von Vorteil, er zeigt allerdings ein 6x6-Format. Wer das Rückteil mit alter Kamera und Schachtsucher nutzt, man ein Gefühl für den Ausschnitt entwickeln oder ein Passepartout einbauen. Optional lässt sich an der 907X der optische Sucher 907X für rund 500 Euro anbauen. Sein Sinn lässt sich hinterfragen, denn er ist nur mit den XCD-Objektiven von 21, 30 und 45 Millimetern Brennweite nutzbar. Aber immerhin sieht er stylisch aus.

Hasselblad 907X 50C (6 Bilder)

Die Hasselblad 907X 50C knüpft optisch wie technisch an das analoge Hasselblad-System. Zwar sind Gehäusegröße und Sensor kleiner, doch das digitale Rückteil ist beispielsweise mit dem V-System kompatibel.
(Bild: Hasselblad)

Der Akku und die beiden Speicherkartenslots sitzen an der Seite und können so auch im laufenden Betrieb mit Stativ gewechselt werden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gehäuses lässt sich ein USB-C-Kabel für Übertragungsgeschwindigkeiten zum PC von 5 Gbit/s anschließen.

Die Bedienung ist klassisch reduziert, es sitzen nur fünf kleine Tasten unterhalb des Display. Der Rest erfolgt fast vollständig per Touch. Über die linke untere Taste wird zwischen zwei Menüs für Aufnahme- und erweiterte Einstellungen umgeschaltet. Im Aufnahmemenü lassen sich alle wichtigen Parameter definieren. Belichtungsmodus, ISO-Wert, Blende, Belichtungszeit oder auch die Belichtungskorrektur sind hier per Fingertipp anzuwählen. Die Ausnahme sind Blende und Belichtungszeit, die sich auch per Einstellrad direkt am Auslöser verändern lassen. Welches von beiden aktiv ist entscheidet eine kleine Taste auf der rechten Außenseite. Die Messmethode, der manuelle Fokus und der Weißabgleich werden bei Bedarf im Schnellmenü angepasst. Dazu können dort auch Aufnahmemodi wie Timer, Serien oder Belichtungsreihen eingestellt werden. Im erweiterten Menü findet man auch die Videoeinstellungen. Die Hasselblad beherrscht zwei Formate: 2,7 K und Full HD.