Schweizer Telecom-Konzern Ascom wackelt
Gerüchte um eine miserable Liquiditäts- und Kreditliniensituation ließen den Aktienkurs des Unternehmens absacken.
Der Schweizer Telekommunikationskonzern Ascom ist an der Börse ins Gerede gekommen. Nach Gerüchten über eine mögliche Kürzung von Kreditlinien war die Aktie des international tätigen Unternehmens zu Beginn der Woche um 29 Prozent abgesackt. Der Schweizer Tages-Anzeiger berichtet von schwindendem Vertrauen in das Unternehmen und befürchtet ein "weiteres Debakel" nach der Swissair.
Angesichts der Kursverluste zitiert die Zeitung einen Analysten: "So tief sinken üblicherweise nur Unternehmen, die liquidiert werden oder nahezu bankrott sind." Marktbeobachter hätten berichtet, dass Merill Lynch als Verkäuferin von Ascom-Titeln aufgefallen sei. Belastend wirke zudem die Aussage der Stiftung Hasler-Werke vom Dezember, die den ganzen oder teilweisen Verkauf der Beteiligung von 17,5 Prozent an der Ascom in Betracht ziehen würde.
Heute trat das Unternehmen die Flucht nach vorn an und veröffentlichte neue Umsatzzahlen als Stellungnahme zu den Gerüchten um eine miserable Liquiditäts- und Kreditliniensituation. Der Umsatz betrage 2001 wie im Jahr zuvor rund 3,11 Milliarden Franken (2,12 Milliarden Euro). Damit sei der konsolidierte Umsatz um 1,7 Prozent gesteigert worden. Unter Berücksichtigung der Währungseinflüsse und anderer Umstände betrage die Steigerung 6,7 Prozent.
Im vierten Quartal 2001 sei es dem Unternehmen gelungen, das Nettoumlaufvermögen in dreistelliger Millionenhöhe zu verringern. Die Nettoverschuldung sank per Ende 2001 unter 700 Millionen Franken. Anfang Dezember 2001 habe Ascom mit ihren Kreditbanken eine Weiterführung der bestehenden Kredite vereinbart. Zusätzlich sei dem Unternehmen von diesen Banken ein Neukredit in Höhe von 80 Millionen Franken gewährt worden. Insgesamt sei die finanzielle Situation der Ascom-Gruppe stabil.
Nach Verkündung der Zahlen stieg am Mittwoch zu Handelsbeginn die Ascom-Aktie auf 19,70 Franken. Am Dienstag hatte er noch bei 16 Franken gelegen. Analysten beurteilen die Zukunft der Ascom aber weiterhin als unsicher. "Spätestens seit dem Swissair-Debakel reagieren Investoren sehr sensibel auf Gerüchte über die Liquidität einer Unternehmung", sagte Viktor Dammann, Analyst bei der Bank Vontobel, zur jüngsten Berg- und Talfahrt der Ascom-Aktien an der Börse. Dazu müssten die Gerüchte auch nicht überaus fundiert sein.
"Wir gehen nicht davon aus, dass die Kreditlinien zum jetzigen Zeitpunkt gestrichen werden", erklärte die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Den Turnaround habe Ascom sicher noch nicht erreicht, die Zukunft hänge von den Fremdkapitalgebern ab. (anw)