Brainstorming fĂĽr das Forschungsministerium

Rund 300 Wissenschaftler aus Firmen und Forschungseinrichtungen beteiligten sich gestern an einem kollektiven Brainstorming, um Forschungsministerin Edelgard Bulmahn Input für die künftige Wissenschaftsförderung zu geben.

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Von
  • Richard Sietmann

Soviel Zukunft war schon lange nicht mehr: Rund 300 Wissenschaftler aus Firmen und Forschungseinrichtungen beteiligten sich gestern an einem kollektiven Brainstorming, um Forschungsministerin Edelgard Bulmahn Input für die künftige Förderung von Wissenschaft und Technik zu geben.

Die Chefin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sucht Orientierung. "Wir brauchen andere Instrumente", erklärte die Ministerin. Die Fachprogramme ihres Hauses wären "immer noch zu stark disziplinär geordnet, da hat es in den vergangenen 20 Jahren nur wenige Veränderungen gegeben". Mit der im Juni gestarteten Initiative 'futur – der deutsche Forschungsdialog' will sie sich nun vergewissern, "ob die Forschungsförderung, so wie sie stattfindet, tatsächlich etwas zur Problemlösung in unserer Gesellschaft beiträgt".

Als Beispiel nannte die Ministerin, die bei der Anfahrt zum Veranstaltungsort im Süden Berlins im Stau steckengeblieben war und deshalb verspätet eintraf, den Verkehr. Jeder wüßte, daß das Verkehrsaufkommen ständig steige, "trotzdem sind die wirklichen Lösungsmöglichkeiten, die wir haben, sehr, sehr eingeschränkt" Die bisher verfolgten, Technik-zentrierten Ansätze führen meist nur zu der Frage, was notwendig ist, um Schritt zu halten mit Entwicklungen, die sich weitgehend verselbständigt haben. Edelgard Bulmahn will deshalb einen Perspektivenwechsel und "Menschen, nicht Technologie in den Mittelpunkt" stellen. In 21 Themengruppen ("Gesellschaft 2020") hangelten sich die Experten durch Problemkreise wie den Veränderungen, die das Internet mit sich bringt, bis zu den Leitbildern der Biomedizin und deren Perspektive eines alterslosen Baukastenmenschen. Daraus sollen noch im Herbst Fokusthemen destilliert und anschließend in Zukunftswerkstätten und Szenarioworkshops zu fünf Leitvisionen verdichtet werden, an denen das BMBF die künftige Forschungsförderung ausrichten will.

"Bis zum Frühjahr 2002" erwartet Bulmahn "konkrete Vorschläge für Schwerpunkte der Forschungspolitik". Kurz darauf beginnt dann der Bundestagswahlkampf – ein Schelm, wer da auf den Gedanken kommt, dass sich die Ministerin hier von Wissenschaftlern, die auf die Förderung ihrer Projekte durch das BMBF hoffen, Stichworte und Vorlagen für das Wahlprogramm ausarbeiten lässt. (Richard Sietmann) / (wst)