Belarus' erstes AKW am Netz – Einwohner von Vilnius bekommen Jod-Tabletten

Das osteuropäische Land hat sein erstes Atomkraftwerk ans Netz genommen. Die litauische Hauptstadt liegt nicht weit von dem Standort entfernt.

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Belarussisches AKW BelNPP in Ostrovets.

(Bild: belaes.by)

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Belarus hat sein erstes Atomkratwerk am Samstag offiziell in Betrieb genommen. Staatschef Alexander Lukaschenko war anlässlich dessen am AKW-Standort in der Kleinstadt Ostrovets zugegen und sprach davon, dass sein Land nun eine Atommacht geworden sei. Der erste von zwei Reaktoren, der nun läuft, liefere 20 Prozent des Strombedarfs des Lands, wenn voraussichtlich 2022 das zweite hinzukomme, sollen es 40 Prozent sein.

Sein Land habe am meisten unter der Katastrophe im AKW Tschernobyl im April 1986 in der damaligen Sowjetrepublik Ukraine gelitten und erhole sich immer noch von den Auswirkungen, sagte Lukaschenko. Daher sei die Entscheidung für den Bau nicht leicht gewesen. Für den Bau seien Unternehmen aus den USA, Finnland, Frankreich und Russland in Betracht gezogen worden. Russland habe den Zuschlag bekommen, weil die von dort stammende Technik die sicherste und fortschrittlichste, zudem auch die preislich günstigste sei.

Die beiden Druckwasserreaktoren liefern jeweils 1194 Megawatt, gebaut wurden sie in Kooperation mit dem staatlichen Unternehmen Rosatom. Sie liegen etwa 45 km von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt. Die dortige Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, sich für den Fall eines möglichen Atomunfalls in Ostrovets und als Schutz für das dadurch auftretende radioaktive Jod mit Kaliumjodig-Tabletten auszustatten. Bis zum 17. November können die Einwohner von Vilnius ein online erhältliches Rezept kostenlos in Apotheken einlösen.

Obwohl das Unfallrisiko sehr gering sei und "wir hoffen, dass die Verwendung dieser Tabletten nicht erforderlich ist, müssen die Einwohner der Stadt vorbereitet sein", sagte Povilas Poderskis, Direktor der Stadtverwaltung von Vilnius.

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Auch in Deutschland wappnen sich vor allem Grenzregionen für den Fall eines AKW-GAU. Im August 2019 wurde bekannt, dass das Bundesamt für Strahlenschutz 190 Millionen Jodtabletten geordert hat, das Vierfache seines bisherigen Bestands. Für die Region Aachen waren angeblich sicherheitsbedenkliche AKW im nahen Belgien im Jahr 2017 Anlass, unter der Bevölkerung Jodtabletten zu verteilen.

(anw)