Wie der Betrug mit millionenschweren Bitcoin-Wallets funktioniert

Seit Jahren kursieren vorgeblich superwertvolle Bitcoin-­Wallets, deren Besitzer das Passwort vergessen haben wollen - für Hacker interessant.

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Nein, wie ärgerlich: Da hat jemand vor Jahren abertausende Bitcoins für Peanuts gekauft, doch dann ging das Passwort verloren, womit jetzt Abermillionen für immer in der Blockchain schlummern – bis ein findiger Programmierer oder Hacker das Passwort knackt und die Bitcoins einheimst. Eine Art riesige Lotterie, für die man nicht einmal ein Los kaufen muss.

Auch IT-Spezialisten sind nicht vor der Versuchung gefeit, die von der Aussicht auf schnelles Geld ausgeht. So schwärmte Alon Gal von Under The Breach, einer Firma für Penetration Testing und Datenlecküberwachung, erst Anfang September auf Twitter von einem Wallet mit fast 70.000 Bitcoins im Wert von über einer halben Milliarde Euro, dessen Passwort er lediglich noch knacken müsste – und fordert Google schon mal auf, einen Quantencomputer für ihn klarzumachen.

Wir haben die Historie dieser Adresse verfolgt und herausgefunden, dass das Vermögen zu einem großen Teil aus dem Bitcoin-Mixer der Drogenhandelsplattform Silk Road stammt – leicht zu erkennen an einer Reihe von Einzahlungen von über 69.000 Bitcoin aus dem April 2013 von einer Adresse des Musters 1BAD...GuyZ. Es scheint sich also um das Wallet eines Silk-Road-Händlers zu handeln, das damals einen Wert von "lediglich" 14 Millionen US-Dollar hatte. Darin wurde offenbar ein zuvor sorgfältig zerlegtes großes Vermögen wiedervereint, erkennbar an den auffälligen Teilbeträgen von exakt 500, 1000 und 2500 Bitcoin pro Transfer. Die übrigen Transaktionen entstammen einer Adresse, in der bereits zuvor ein Vermögen aus Kleinbeträgen von genau 10 und 20 Bitcoin vereinigt wurde. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Profis, wie sie hier offenkundig am Werk waren, ihr Wallet-Passwort verlegen oder vergessen.