Arecibo-Observatorium: Weiteres Drahtseil gerissen – neue Beschädigung

Wenige Tage vor Beginn der ersten Reparaturen nach der schweren Beschädigung des Arecibo-Teleskops ist nun eine weitere Halterung gerissen.

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Der Schaden durch den Riss im August

(Bild: University of Central Florida)

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Am Arecibo-Observatorium in Puerto Rico ist erneut ein Drahtseil gerissen und hat einen weiteren Schaden an der weltbekannten Antennenschüssel verursacht. Das teilte die für den Betrieb des Instruments verantwortliche University of Central Florida mit. Der Riss ereignete sich demnach bereits am Freitag, niemand sei dabei verletzt worden. Das Drahtseil ist demnach unter der zusätzlichen Last gerissen und auf die Schüssel gefallen, wo es zusätzlichen Schaden anrichtete. Die neue Beschädigung des Instruments sei kurz vor dem Eintreffen von Ingenieuren erfolgt, die temporäre Notfallreparaturen durchführen sollen.

Anfang August war ein Drahtseil an dem Observatorium gerissen und hatte beträchtlichen Schaden an dem riesigen Hauptspiegel des Radioteleskops angerichtet. Über etwa 30 Meter Länge hatte es sich durch den Spiegel gepflügt und den Boden darunter freigelegt. Das Seil war Teil der Absicherung der Plattform über dem mehr als 300 Meter durchmessenden Spiegel und mit seinem Wegfall war die Last auf die übrigen Sicherungen offenbar zu groß geworden. Derweil ist die Ursache des ersten Kabelrisses noch nicht gefunden. Die Universität versichert, dass man unter Hochdruck an der weiteren Sicherung arbeite. Die Forschungsarbeit wurde im August weitgehend eingestellt, den Wissenschaftlern bleiben aber die Daten, die bis dahin gesammelt worden waren.

Wie die Universität Wochen nach dem ersten Schaden mitgeteilt hatte, haben die Verantwortlichen mithilfe eines Strukturmodells versucht, dessen Ursache herauszufinden und zu ermitteln, auf welchen Teilen nun besonders hohe Last liegt. Der neuerliche Riss wurde aber offenbar nicht vorhergesehen. Nun wolle man etwa bei der Lieferung zweier bestellter Ersatzseile auf besondere Eile drängen. An den unbeschädigten Seilen soll die Last verringert werden und die ganze Konstruktion mit Stahlträgern zusätzlich gesichert werden. Der Beginn der Reparaturen war für den heutigen Dienstag angesetzt, nun muss sich zeigen, wie dieser Wettlauf mit der Zeit nach dem neuen Schaden ausgeht.

Erschwert werden die Reparaturarbeiten und die Suche nach der Ursache durch das Alter der Anlage. Das gigantische Observatorium war 1963 fertiggestellt worden und danach lange das größte Radioteleskop der Welt. 2016 war es vom chinesischen Radioteleskop FAST (Five hundred meter Aperture Spherical Telescope) überholt worden. Das Arecibo-Teleskop und seine monumentale Architektur sind nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Bedeutung weltberühmt, sondern auch wegen der Auftritte als Kulisse in Filmen wie James Bond 007 – GoldenEye und Akte X. Vor wenigen Jahren stand es vor dem Aus, konnte aber gerettet werden. Auch hat es schon mehrere Hurrikans und Erdbeben überstanden.

(mho)